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Im Heimlichen Grund

Im Heimlichen Grund

Titel: Im Heimlichen Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Theodor Sonnleitner
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nicht mehr schotterig, sondern bestand aus feuchtem, fettigem, oben völlig wassersattem, blaugrauem Ton. Mit dem bestrich er sich den Leib, soweit dieser nicht von Fellen bedeckt war. Den tonigen Wall emporsteigend, gelangte Peter zu den silbrigen Weiden am Rande des Sumpfes, dessen zahlreiche Wasserspiegel gut zwei Mannslängen hoch über der Talsohle lagen.
    Vor ihm dehnte sich hochgelegenes Moorland, das in Schilf und Busch überging. Rechts davon stieg eine breite Halde sanft zur dreifarbigen Felswand an, die er von der Salzlehne aus gesehen hatte.
    Auf einem der nächsten Weidenbäume im Moor erspähte Peter ein unförmiges Nest aus vielen durcheinanderliegenden Zweigen. Er wollte ganz herankommen, doch im weichen, moosigen Wiesengrund sanken seine Füße ein. Die Spuren füllten sich sofort mit bräunlichem, trübem Wasser. Je weiter er ging, desto nachgiebiger wurde der moosige Grund. Peter war auf schwingendem Moorboden.
    Um nicht einzusinken, legte er sich flach ins Gras und kroch auf Knien und Ellbogen vorwärts. Dabei scheuchte er unversehens zwei langschnäbelige Brachvögel auf, die sich schneller davonmachten, als er den Pfeil auf den Bogen legen konnte.
    Die abfliegenden Vögel stießen ihr warnendes »Krii« sogrell aus, daß sich im nächsten Augenblick eine Schar anderer Vögel aus dem Sumpfe hob, darunter Reiher und ein Flug Wildenten.
    Der zu spät aufgelegte Pfeil verletzte den linken Flügel einer Ente, sie fiel ins Gras. Aber trotzdem suchte sie sich watschelnd und laut schreiend durch eilige Flucht zu retten.
    Das war nun ein Wettlaufen auf dem schwankenden Boden! Peter, der sich beim Schuß ein wenig aufgerichtet hatte und dabei fußtief eingesunken war, wagte nicht, sich wieder zu erheben; auf Händen und Knien kriechend, folgte er seiner Beute und hatte sie beinahe eingeholt, als der verwundete Vogel sich plötzlich in einen klaren Tümpel fallen ließ, dessen Wasserspiegel vor den Augen des Jägers durch Schwertlilien verdeckt gewesen war.
    Blitzschnell tauchte die Ente unter das Wasser. Und Peter, der durch die klare Flut jede ihrer Bewegungen beobachten konnte, lauerte mit gespanntem Bogen auf ihr Emportauchen. Sein zweiter Pfeil traf den Kopf des Vogels und blieb darin stecken. Leblos trieb die Ente auf der Wasserfläche. Schon wollte sich der Jäger nach einem Gegenstand umsehen, die kostbare Beute herzuholen, als er wahrnahm, daß eine stetige Strömung die Ente ans Ufer trieb. Vorsichtig kroch er der Stelle zu, wo sie ankommen mußte.
    Während er geduldig wartete, bis der Vogel angetrieben wurde, durchforschten seine Augen den Tümpel. Dunkelbraungrüne, rotgefleckte Forellen schwammen auf einer Seite unter der Torfdecke hervor, durchquerten das klare Wasser und verschwanden auf der anderen Seite in schwarzer, unterirdischer Finsternis.
    Endlich konnte Peter den Vogel packen. Zwei aufgekräuselte Bürzelfedern kennzeichneten ihn als Enterich.
    Den Weiden folgend, kam Peter zum Schilfbestand des oberen Moorrandes. Er näherte sich dem gegen die Südwändeansteigenden Hinterland. Der Boden wurde allmählich fester, und der Bub konnte wieder aufrecht gehen. Jetzt war auch der Bach, der das Moor unter der Torfdecke durchfloß, zwischen den Weiden frei sichtbar, und Peter folgte ihm am linken Ufer stromauf.
    Zu den Weiden gesellten sich Erlen, Haseln, Weißdorne und Birken. Auf dem sanft ansteigenden lehmigen Gelände stellte sich erst spärlich, allmählich aber dichter werdend, der Laubwald ein.
    Peter suchte nach den Kastanienbäumen, wurde aber durch gestürzte, wirr bewachsene Baumleichen behindert. Ohne es zu wollen, kehrte er im Bogen wieder zum Bach zurück. Er hätte seine Nachforschung rechts zur Südwand hin wieder aufgenommen, wenn da nicht ein umgefallener Erlenstamm quer über den Bach geführt hätte, eine natürliche Brücke. Peter betrachtete zuerst das Wurzelgewirr der Erle, wie es aus dem unterwaschenen und dann niedergegangenen Ufer emporstarrte. Dann drängte er sich durch und betrat den Stegbaum, der sich unter seiner Last nur wenig senkte. Und weil der neue Weg sich als gangbar erwies, so schritt Peter auf ihm über das still ziehende, kaum knietiefe Wasser, in dessen flutenden, dunkelgrünen Fadenalgen Jungfische spielten, dem anderen Ufer zu.
    Bewundernd sah Peter die neue Welt ringsum drüben, jenseits des Baches, den Laubwald und hüben das grünende Moor, zwischen dessen Weiden, Erlen und Birken die runden Wassertümpel als »Mooraugen« flimmerten.
    Weit

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