Im Heimlichen Grund
der Schaft in dem Markloch; auf einer Seite gab der Wirbelkörper einen Hammer ab, während auf der anderen der Dornfortsatz sich wie eine schmale Axt ausnahm.
Als Axt war das Ding nicht brauchbar, höchstens als Haue zum Wurzelgraben. Eines aber wurde Peter klar, während er Evas Klopfer betrachtete: Zum Schäften eines Steinbeils brauchte man nicht unbedingt einen Kieferknochen oder eine Geweihstange, um den Stein darin zu befestigen, ein Ast konnte den gleichen Dienst tun. Da er keinen durchlochten Stein hatte, konnte er nicht Holz in Stein, wohl aber Stein in Holz schäften. Noch kauend machte ersich daran, einen Holzstab zu spalten; es kostete ihn viel Mühe und nicht weniger als zwei Steinmesser. Dann klemmte er einen schmalen Steinkeil in den Spalt und band ihn sorgfältig fest. Recht brauchbar sah sie aus, die neue Axt. Aber o weh! Beim Hacken zerschnitten die Kanten des Steins nur zu bald das Gedärm der Bindung. Nun galt es, die Kanten abzudrücken, die Bindung zu erneuern und mit dem Gemenge aus Wachs und Harz zu verkitten, zu festigen. Auch das half nichts; sobald Peter die Axt gebrauchte, lockerte sich die Bindung, und der Kitt aus Hartwachs zerbröckelte. An die Möglichkeit, einen Hartstein zu durchlochen, war gar nicht zu denken. So war die Frage, wie eine Axt dauerhaft geschäftet werden konnte, für Peters erfinderischen Geist eine Aufgabe geworden, die ihn lange beschäftigen sollte.
Es gelang ihm, vier verschiedene Beilformen herzustellen; mit keiner war er ganz zufrieden. Bei der einen Axt war der Steinkeil in einer Astgabel festgebunden; bei der anderen steckte ein spitzer Steinkeil im erweiterten Loch eines Astknorrens; bei der dritten wurde ein großer flacher Steinsplitter wohlverkeilt und gebunden zwischen zwei niedergezwungenen Zweigen eines Fichtenquirls gehalten, und bei der vierten endlich war er an einem hakenförmig abstehenden Aststummel festgebunden. Aber bei jedem dieser Beile lockerte sich die Bindung, wenn Peter damit arbeiten wollte. Noch war das reichlich aufgewickelte Gedärm der Bindung feucht, es mußte erst trocknen und sich ganz zusammenziehen. Damit rechnete Peter und beschloß, dies erst einmal abzuwarten und es dann durch eine Harzschicht vor dem Feuchtwerden zu schützen. Ja, so mußte es gehen...
Die beste Lösung der Frage war für Peter undurchführbar. Noch wußte er nicht, wie er einen Stein durchlochen sollte.Wohl hatte er versucht, mit einem spitzen Hartstein seinen Faustkeil anzubohren, aber das ging viel zu langsam. Seine Hand erlahmte vor Anstrengung, und er hatte nicht mehr als Kratzer erbohrt. Entmutigt gab er diese Versuche auf.
Eva, die beim Graben mit ihrem Fleischklopfer gemerkt hatte, daß der schmale Wirbelfortsatz das Wegscharren derErde mit der Hand nicht ersparte, versuchte einen harten Röhrenknochensplitter so zu schäften, daß seine Schneide quer zum Stiel stand. Peter machte ihr die Haue fertig, in der er nur eine Nachahmung seiner Erfindung sah. Und doch war da etwas Neues: Die quergestellte Schneide ersetzte die scharrende Hand!
Feuer
Neblige Morgen und sonnige Tage. Eine Überfülle von Beerenobst und Pilzen hielt Eva in Atem. Das Sammeln, Eintragen und Aufbewahren war so recht nach ihrem Sinn.
Peter, von seinen eigenen Aufgaben in Anspruch genommen, duldete es, daß sie auch ohne ihn der Ernte nachging, während er den Spuren der Rehe und Wildziegen folgte. Felle mußte er bekommen, denn der Herbst konnte schon böse Kälte bringen. Was der junge Höhlenmensch an Eichhörnchen- und Vogelbälgen erbeutete, genügte ja noch lange nicht, ihn und Eva vor der Winterkälte zu schützen.
Noch war es ihm nicht gelungen, am Köderplatz jene »Katze« zu ertappen, von der Eva so viel Aufhebens gemacht hatte. Er glaubte nicht an das Vorhandensein von wilden Katzen im Heimlichen Grund.
Um so größer war sein Erstaunen, als er eines Spätnachmittags im Halbdunkel des Waldes unweit des Sonnsteins auf dem untersten Ast einer alten Fichte zwei grünleuchtende Punkte gewahrte und erkannte, daß sie einem dämmerungsfarbigen Tier gehörten, das lauernd auf dem Ast hingeschmiegt lag. Es konnte doch nur eine Katze sein. Ihr gekrümmter Rücken und der buschige Schwanz hoben sichdeutlich vom Himmel ab, dessen Wolken von der sinkenden Sonne gelbrot durchleuchtet waren. So unheimlich, so feindselig schaute das Tier zu ihm herab, als rüste es sich zum Sprung. Peter legte einen Pfeil auf den Bogen.
Der Pfeil schwirrte ab; mit einem hohen Kreischen,
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