Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Heimlichen Grund

Im Heimlichen Grund

Titel: Im Heimlichen Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Theodor Sonnleitner
Vom Netzwerk:
Feuer, das nicht ausgehen durfte. Wenn sie auch zeitweise nur Moder auflegten und es auf diese Weise erhielten, so brauchte es doch Holz, und es war für Peter nicht leicht, genügend herbeizuschaffen. Er kannte von früher her, als die Ahnl noch lebte, die Schrecknisse eines Gebirgswinters. An den Geierhängen waren oft wochenlang die Schneemassen so hoch um die Hütte angeweht gewesen, daß keine Möglichkeit bestanden hatte, vom tiefliegenden Wald Brennholz zu holen. Darum war die Ahnl immer darauf bedacht gewesen, große Holzvorräte für den Winter um die Hütte her anzuhäufen. Diese Erfahrungen trieben Peter, rastlos Holz einzuschleppen und vor der Höhle aufzustapeln.
    Die Tage wurden merklich kürzer, und die Notwendigkeit, die Arbeitszeit um einige Stunden zu verlängern, zwang die Kinder, darüber nachzudenken, wie sie die unstete Beleuchtung, die das flackernde Feuer gab, verbessern könnten. Bald kamen sie darauf, Föhrenzweige in Ritzen der Höhlenwände zu klemmen. Weil aber gespaltene Zweige mehr Licht gaben als runde, wurden fortan nur gespaltene verwendet.
    Nicht immer lebten die beiden in Frieden. Obwohl Peter wiederholt erfahren hatte, daß Eva in manchen Dingen nicht minder findig war als er, hatte er sich ein herrisches Wesen angewöhnt, das sie oft verletzte. Wenn sie etwas, das er ihr auftrug, nicht gleich oder nicht so geschicktausführte, wie er es haben wollte, fuhr er sie ungeduldig an. Daß sie jünger und schwächer war als er, darauf nahm er keine Rücksicht.
    Es kamen neblige Tage mit Regenschauern, und Eva wurde von einem Schnupfen befallen. Zum Schneuzen hatte sie nichts als Moos und Werg. Sie war nicht in bester Stimmung. Peters Grobheit und sein allzu großes Selbstbewußtsein verletzten sie mehr denn je. Sie wehrte sich auf ihre Art, wurde scheu und abweisend, und plötzlich stand zwischen ihr und ihm eine unsichtbare Schranke.
     

Pelztiere
    Die Nebeltage vergingen, die Sonne schien wieder. Peter und Eva sammelten, was sie finden konnten, und wieder kam eine regenreiche Woche, aber die beiden mußten weiterernten. Peter fürchtete einen allzu frühen Schneefall. Die nasse Kälte zwang die Kinder, sich jetzt schon in ihre für den Winter bestimmten Tierfelle zu hüllen. Eva trug einen Brustfleck aus dem Fell der Wildkatze; die stark eingefettete Decke der Rehgeiß dagegen benutzte sie – Haare nach innen – als Rückenschutz. Eichelspangen verbanden den Brustfleck über den Schultern und an den Hüften mit dem Rehfell. Jede Eichel war durchlocht und auf eine Darmsaite gefädelt. Mit dieser war sie am Rande des einen Fells befestigt, während sie durch einen Schlitz des anderen gezogen und außen quergestellt war. Die Beinfelle hatte sie zu Streifen aneinandergenäht, mit denen sie die Unterschenkel umwand. Spangen aus Eicheln und gedrehtem Darm hielten die durchlochten Fellränder zusammen.
    Die Kleinbälge des schadhaft gewordenen Schultermantels benützte Eva, um ihren Lendenschurz bis über die Knie hinab zu verlängern.
    Peters Bekleidung war einfacher. Sie bestand aus den beiden Hälften der alten Steinbockshaut, die von einem breiten Gürtel zusammengehalten wurden. Das Hasenfell hatte sich Eva angeeignet. Prall mit Moos gefüllt, diente es ihr nachts als Kopfkissen und bei Tag mit der nach innen gestülpten Haarseite als Handmuff, den sie sich an einem Band aus Fellstreifen um den Hals hängen konnte.
    In den bitterkalten Nächten machte sich der Luftaustausch zwischen dem Berginnern und den geheizten Wohnhöhlen als scharfer Zugwind bemerkbar, gegen den sich die Bewohner schützen mußten. Peter scharrte sich in der dicken Lehmschicht seiner Höhle eine so tiefe Schlafgrube aus, daß er in seinem Laublager wie ein Dachs versank. Eva, unter deren Lager Felsboden war, errichtete mit Peters Hilfe einen kniehohen Wall aus Felsbrocken, dessen Zwischenräume sie mit Moos verstopfte. Aus den vielen Eichhornfellen wurden zwei Decken geheftet, die die Schläfer vor der kalten Nachtluft schützten. Trotz der Fellkleider, die nur grob zusammengeheftet waren, fürchtete Peter den Bergwinter. Sie brauchten noch andere Felle, rauhhaarige Pelze; Füchse wollte er haben und Wildkatzen – ja, er verstieg sich in seinen Wünschen sogar zu Bärenpelzen!
    Das Raubwild aber ließ sich am Köderplatz nicht mehr sehen; der Rauchgeruch in der Umgebung der Menschenhöhlen machte die Tiere mißtrauisch und vorsichtig. Kolkraben und Nebelkrähen waren die Gäste am Köderplatz; ihre Wachtposten

Weitere Kostenlose Bücher