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Im Heimlichen Grund

Im Heimlichen Grund

Titel: Im Heimlichen Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Theodor Sonnleitner
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zurück und streute in Schrittabständen Kastanien auf den Wechsel, und zwar vor und hinter der Falle. Dann erst kletterte er mit einem Fellstreifen, an dessen Ende er den Schlagbolzen angebunden hatte, auf den Baum, der das Spannseil führte, hangelte am Ast seitwärts bis zur Traggabel, zog den Bolzen auf und hängte ihn mittels der Tragschlinge an den Gleitpflock.
    Vorsichtig kletterte er hinunter und machte sich ans Beschweren des Schlagbolzens. Durch sein vorheriges Mißgeschick gewitzt, verhinderte er das Schwanken des Bolzens, indem er wiederholt je zwei Steine gleichzeitig rechts und links auflegte, soviele der Quirl halten konnte.
    Der tragende Ast bog sich unter dem Zug der Steinbrocken, das Spannseil war gestreckt. Ehe Peter die Falle verließ, verwischte er seine Spuren im Schnee und kehrte heim.
    Als sich am anderen Morgen der Nebel von den Hängen löste, trabte Peter voll Zuversicht vor seinem Schlitten her, der Südwand zu. Aus dem mit Laub und grünen Fichtenreisern bedeckten Glutkorb quoll der Rauch in dicken Schwaden und trieb, vom Wind erfaßt, vor ihm her. Bei der Falle fand Peter ein junges Wildschwein, einen sogenanntenÜberläufer, das die Längsstreifen des Frischlings verloren hatte. Tot lag es unter dem Schlagbolzen, von dem sich die Trümmer gelöst hatten. Die Beute war steif gefroren, mußte also schon nachts oder am frühen Morgen der Jägerlist erlegen sein.
    Sie war eine leichte Bürde für den Schlitten. Ehe der vergnügte Fallensteller sich mit seiner Last heimwärts wandte, stellte er die Falle wieder her, bedeckte die Blutflecken und seine Fußspuren mit frischem Schnee und streute den Mundvorrat, den er mitgebracht hatte, als Köder.
    In der Höhle angekommen, eilte Peter zu Eva hinauf. Sie sah ihm verdrossen entgegen und rührte sich nicht aus ihrer Schlafgrube. Unbekümmert darum zeigte er ihr seine Beute, begann ausführlich von seiner Erfindung und dem Erfolg zu erzählen und auszumalen, wie der Braten schmecken würde, ja müsse: mit Lauch und Kümmel gewürzt und triefend von Fett! Salzspeck und Rauchfleisch, das nach Wacholder roch! Wie zu Ahnls Zeiten!
    Vor so viel Vorfreude vergaß Eva ihre Mißstimmung; auch ihr lief das Wasser im Munde zusammen. Sie stützte sich auf den Ellbogen, putzte sich die Nase mit einem Büschel Moos, strich sich die Haare aus der Stirn und stand auf. Nach flüchtiger Morgenwaschung trat sie zur Feuerstelle, legte eine Handvoll Kastanien in die Glut und begann, Reiser zu brechen und ein tüchtiges Feuer anzufachen.
    Peter zog das Wildschwein ab. Ihm lag daran, aus derSchwarte, die sich nur schwer vom angemästeten Speck löste, ein widerstandsfähiges Leder für Schuhe zu gewinnen. Noch ehe er mit dieser langwierigen Arbeit fertig war, nahm Eva Herz, Leber und Milz des Schweines, schlitzte sie mit dem Steinmesser und würzte die Innereien mit Salz, Lauch und Wildkümmel. Die so vorbereiteten Stücke spießte sie mit dazwischengelegten Speckstreifen auf einen grünen Stab und begann, sie über den Flammen zu drehen.
    Ehe das Mahl so weit ausgekühlt war, daß es genossen werden konnte, hing das gespannte Fell neben Schinken und Speckseiten am Gestänge des Trockenbodens im Rauch.
    Dann aber kam ein Schmaus, der alles übertraf, was die Höhlenmenschen bis dahin an Leckerem genossen hatten. Das eingesalzene Fleisch des Jungschweins kam in die Fleischgrube.
    Den Nachmittag verbrachte Peter am Klammbach, wo er im offenen Wasser Gedärm und Blase des Schweins reinigte. Schlotternd vor Kälte kehrte er in der Dämmerung heim und stürzte sich auf das Essen, das Eva aus den Resten vom Mittagsmahl bereitet hatte: Wildschweinbraten mit gerösteten Kastanien, getrockneten Beeren und Birnen, das konnte man gut zweimal essen!
     

Räucherkammer
    Zum Frühstück tischte Eva nur Kastanien und gedörrte Heidelbeeren auf. Nicht riechen konnte sie das fette Schweinefleisch – mit einem Wort: sie hatte sich daran übergessen.
    Ihr Blick fiel auf einen Lehmbrocken, den sie mit der Asche vom Boden der ersten Feuerstelle gelöst hatte. Sie erschrak, denn er zeigte deutlich einen Fußabdruck und war klingend hart gebrannt. Langsam und nachdenklich verzehrte sie ihr Frühstück, drehte den sonderbaren Lehmscherben hin und her und hatte dabei ihre eigenen Gedanken. Daß der Lehm, offenbar vom ersten, in die Höhle gedrungenen Schnee naß geworden, den Abdruck von Peters Fuß zeigte, begriff sie, weil sie dergleichen schon oft bemerkt hatte. Sie konnte sich jedoch

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