Im Herzen der Feuersonne
denen sie vorsichtig alles abgesucht hatten,
hob Thabo den Verletzten auf sein Pferd. »Madeleine ist nicht hier. Die
verdammten Affen sind weg und ⦠und Dikko auch.«
»Dikko?« Stirnrunzelnd sah sich Ben um. »Ist er
hinter dem Pavian her?«, fragte er.
Thabo zögerte, dann sagte er leise: »Ich glaube
eher, er ist mit Madeleine auf und davon.«
»Dikko? Warum sollte er das tun?«
Will, der mit der gesunden Hand die Zügel hielt,
zögerte, dann sagte er wieder leise: »Ich fürchte, dass Dikko sich an der
Kleinen rächen will. Sie hat ihn immer geneckt und ihn einen dreckigen Sklaven
genannt â¦Â« Er biss sich auf die Lippen.
Ben sah ihn entsetzt an. »Warum sagst du so
was?«, schrie er los. »Was weiÃt du sonst noch?«
»Nichts mehr.« Will biss sich auf die Lippen.
»Los, wir suchen sie!«, befahl Ben.
Thabo schüttelte den Kopf. »Erst muss Will zurück
aufs Gut«, sagte er. »Dann können wir von dort noch ein paar Männer mehr
losschicken.«
»Ich reite hier weiter. Die Paviane sind
vertrieben, ich werde auch diesem Dikko eine Kugel verpassen, wenn es sein
muss.« Ben war auÃer sich vor Angst um seine Tochter.
»Beruhige dich.« Thabo trat dicht an Ben heran.
»Wir finden Madeleine, ganz bestimmt. Aber jetzt komm erst einmal mit
zurück.«
Ben zögerte, dann sah er ein, dass Thabo recht
hatte â allein konnte er nur wenig ausrichten. Und dass Will dringend Hilfe
brauchte, wurde ihm auch klar, als er sah, wie blass der junge Mann war und dass
er sich nur noch mühsam im Sattel halten konnte.
Sina stieà einen unterdrückten Schrei aus, als
sie die Männer zurückkommen sah â ohne Madeleine. Will hatte die verbundene Hand
unter sein Hemd geschoben, als wollte er Sina nicht noch mehr ängstigen. Aber es
war letztendlich unmöglich, zu verheimlichen, was geschehen war.
»Will ist verletzt.« Thabo sprang vom Pferd und
half dem jungen Burschen herunter. »Keine Sorge«, fügte er gleich beruhigend
hinzu, »das kommt wieder in Ordnung.«
Sina sagte nichts, doch in ihrem Blick lagen
Angst, Vorwurf, Entsetzen und Wut.
»Nein, das kommt nicht wieder in Ordnung.« Wills
Stimme klang heiser. »Aber ich werde damit zurechtkommen.« Er legte den gesunden
Arm um Sina. »Komm mit, Mama, und verbinde mich. Ich glaube, ich brauche deine
besten Kräuter.«
»Was hast du denn?« Besorgt sah Sina ihren Sohn
an, der sie um einen Kopf überragte.
»Schau selbst.« Will verzog den Mund. »Gehen wir
in die Küche, ja?«
Thabo sah den beiden nach, schon hörte er Sinas
hellen Entsetzensschrei. »Nein!«
Charlotte kam die Treppe herunter. »Was ist los?
Habt ihr sie endlich gefunden?« Ihre Augen waren gerötet und verquollen.
Ben hielt sie am Arm zurück, als sie in die Küche
gehen wollte. »Bleib lieber hier«, bat er. »Will ist verletzt. Ein Pavian hat
ihn gebissen â und Sina versorgt ihn gerade.«
»Und â Madeleine?« Sie schüttelte seine Hand ab.
Aus brennenden Augen sah sie ihn an. »Was ist mit meinem Kind? So red doch
schon!«
»Ich weià es nicht. Sie ist verschwunden. Dikko
â¦Â« Er brach ab und stürmte nach drauÃen. »Wo sind Aydan und Ghedi? Und Andy â¦
Ich brauche fünf Männer! Los, auf die Pferde!« Um Charlotte, die ihm
nachgelaufen kam, kümmerte er sich nicht mehr. Schon saà er wieder auf seinem
Wallach, winkte den alten Andy zu sich, einen zahnlosen Engländer, der gerade
aus den Stallungen kam. »Komm du auch mit. Wir müssen Madeleine finden, bevor es
dunkel wird. Dikko, der Bastard, hat sie mit sich genommen!«
»Beruhigt Euch.« Andy trat dicht an Bens Pferd.
»Ich glaube, ich weiÃ, wo er ist. Und was er vorhat.« Seine Stimme, leise wie
immer, zitterte.
»Mann Gottes, so sprich doch endlich!«
»Ich habe ihn gesehen â drüben bei den alten
Schafkraals.« Er wies nach Osten, dorthin, wo drei alte, längst verfallene runde
Tierkraals standen. Hin und wieder suchten die Ziegen dort Unterschlupf bei
Regen, doch benutzt wurden die Ställe nicht mehr. »Er hat sein Pferd angebunden
und etwas hineingetragen.« Andy sah den Gutsherrn eindringlich an. »Dikko ist
kein Guter«, sagte er leise. »Seine Augen ⦠sie sind böse.«
»Darauf gebe ich nichts. Ich suche Madeleine! Die
Kleine ist
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