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Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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Ben prüfend an.
    Â»Benjamin Ruhland, wenn ich mich recht erinnere?«
Ein kleines Lächeln umspielte ihren Mund.
    Â»Zu Euren Diensten, Madame.« Er verbeugte sich
und versuchte, sich formvollendet über die Hand zu beugen, die ihm nun
entgegengestreckt wurde.
    Â»Charlotte« – sie wies kurz auf die junge Frau
neben ihr – »hat mich Euch ja schon vorgestellt. Ich bin ihre Patin.« Die etwa
fünfzigjährige Frau nickte ihm zu. »Wir sind uns ja bereits begegnet, auch wenn
alles so schnell ging, dass Sie mich vermutlich kaum in Erinnerung haben.«
    Â»Doch, natürlich erinnere ich mich«, beeilte Ben
sich zu versichern. Im nächsten Moment suchte sein Blick wieder Charlotte, die
ihm lächelnd zunickte.
    Â»Es ist schön, dass Ihr gekommen seid«, sagte
diese, doch noch ehe sie dazu kam, länger mit Ben zu reden, fiel die Tante ihr
ins Wort.
    Â» Mijnheer Ruhland,
ich würde gern ein wenig mit Euch plaudern, bevor das Dinner beginnt. Liebes –
lass uns für einen Moment allein, ja?«
    Charlotte neigte zustimmend den Kopf. »Schau nur,
dort steht Chester Hamsfield mit seinem Vater. Sei so gut und leiste den Herren
ein wenig Gesellschaft, bis dein Vater Zeit hat, sich den Herren zu widmen.«
    Â»Wir Ihr wünscht, Frau Tante.« Charlotte runzelte
unwillig die Stirn, doch sie kam dem Wunsch der Älteren nach, der im Grunde ein
Befehl gewesen war.
    Helene wandte sich mit einem kleinen Lächeln an
Ben. »Kommt mit, begleitet mich ein wenig dort hinüber, Mijnheer . Hier ist es viel zu laut. Ich würde gern erfahren, was
Euch in dieses Land geführt hat.«
    Offen berichtete er von sich, erzählte von seinen
Wanderjahren durch Italien und Frankreich, sprach von der Zeit auf See und fuhr
fort:
    Â»Vor etlichen Wochen dann war ich endlich am
Ziel. Ich habe den Besitz, den mein Großvater einst hier am Kap erworben hatte,
ausfindig gemacht und versuche, das Land wieder urbar zu machen. Es ist leider
alles recht verkommen mit den Jahren, denn es gab niemanden, der das Gut
bewirtschaftet hätte. Und deshalb: Ich habe im Augenblick nichts – und werde
auch in den nächsten Jahren nichts besitzen«, endete er. »Ein Weingut
aufzubauen, das erfordert Zeit und Geduld. Und ein wenig Gnade des Himmels«,
fügte er hinzu.
    Helene lächelte. »Der Satz gefällt mir. Ihr
gefallt mir, Ben Ruhland. Ihr unterscheidet Euch höchst wohltuend von all den
selbstgefälligen Dandys, die sich hier einschleichen und nichts anderes wollen
als Charlottes Geld.«
    Bestürzt sah er sie an. »Ihr denkt doch wohl
nicht von mir …«
    Â»Nein, wahrhaftig nicht. Ich bin sicher, dass Ihr
Charlotte sehr mögt. Nicht umsonst habt Ihr einiges an Mühen auf Euch genommen.«
Sie zupfte an seinem Jackett. »Kompliment, kein schlechter Stoff.«
    Verlegen senkte Ben den Kopf. »Ich habe … ich
hatte kein …« Er verhaspelte sich und spürte, dass ihm das Blut ins Gesicht
stieg.
    Â»Wer so hart arbeitet wie Ihr, der braucht keinen
Ausgehanzug, dafür habe ich vollstes Verständnis.« Sie machte eine kleine Pause,
dann fügte sie leise hinzu: »Und auch dafür, dass meine Nichte Euch sehr gern
sieht.« Helene nickte ihm zu. »Würdet Ihr mir die Freude machen, mein Tischherr
zu sein, Ben? Ich glaube, mein lieber Cousin hatte mir einen alten General
zugedacht – aber ich hab keinen Bedarf an den ausschweifenden Erzählungen
verschiedener gewonnener oder verlorener Schlachten. Ich möchte lieber erfahren,
was Ihr so macht auf Eurem Stück Land. Und wie der Wein hergestellt wird, den
ich gern trinke.« Sie hielt inne. »Ich mag ihn allerdings nicht so süß.«
    Â»Diese Geschmacksrichtung ist aber gerade sehr
beliebt, vor allem in Europa mag man den Muskateller. Und den, der hier vom Kap
kommt, ganz besonders.« Ben lächelte verhalten. »Ich persönlich ziehe allerdings
auch den Chardonnay vor, doch davon gibt es bislang nur sehr wenig, es werden
noch nicht die entsprechenden Trauben angebaut.«
    Â»Dann ändert das, junger Freund.« Helene hakte
sich bei ihm unter und führte ihn gemessenen Schrittes in einen anderen großen
Raum, in dem festlich gedeckt worden war. »Mal sehen, ob es uns gelingt,
unbemerkt die Platzkarten zu vertauschen.« Sie winkte einer jungen Dienerin in
schwarzem Kleid mit weißer Schürze und weißem Häubchen auf dem dunklen

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