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Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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Die Herren trugen entweder eine Samtjacke oder ein
dezent gemustertes Brokatjackett über einem gerüschten Hemd, eine Seidenhose und
seidene Strümpfe. Die Soldaten mit höherem Rang kamen in Paradeuniform.
    Hier, im Foyer des Hauses, am Fuß einer großzügig
geschwungenen Marmortreppe, standen Charlotte und ihr Vater, Willem de
Havelbeer. Zwei Schritte hinter ihnen stand die ältere Dame, die Charlotte in
der Stadt begleitet hatte. Sie trug ein graues Kleid aus Rohseide. Neben ihr
stand ein englischer Fregattenkapitän.
    Willem de Havelbeer trug aus Anlass seines
sechzigsten Geburtstags einen eleganten dunkelblauen Frack mit einer
orangefarbenen Schärpe. An seiner Brust glänzten drei Orden – zwei, die ihm in
seiner holländischen Heimat verliehen worden waren, einen, den er unlängst vom
englischen Gouverneur der Kapprovinz erhalten hatte. Damit waren seine
Verdienste um dieses noch junge Land gewürdigt worden.
    Mit ausgesuchter Höflichkeit begrüßten Willem und
seine Tochter die zahlreichen Gäste. Seit drei Jahren repräsentierte die junge
Frau an der Seite ihres Vaters. Ihre Mutter war schon lange tot, sie war nur
wenige Monate nach Charlottes zehntem Geburtstag gestorben. Sie war eine zarte,
stets kränkliche Frau gewesen und schließlich einem Malariaschub erlegen. Noch
heute machte Willem sich Vorwürfe, dass er sie damals, als sie gerade in
Südafrika angekommen waren, zu einer Safari ins Landesinnere mitgenommen hatte,
wo es an den vielen Seen und Wasserlöchern vor Mücken nur so wimmelte. Er selbst
war ein leidenschaftlicher Jäger und hatte dieser Leidenschaft auf dem Schwarzen
Kontinent ausgiebig frönen können, ohne dass ihm je etwas geschehen war. Seine
Greta aber war an Malaria erkrankt – und nie wieder gesund geworden. Und
schließlich war sie an einem besonders starken Fieberschub gestorben, ihr
geschwächter Körper hatte einfach nicht mehr die Kraft gehabt, sich gegen die
Krankheit zu wehren.
    Wenn er Charlotte anschaute, glaubte er beinahe,
in das Antlitz seiner verstorbenen Frau zu sehen. Je älter seine Tochter wurde,
umso stärker ähnelte sie Greta, die in ihrer Jugend bildschön gewesen war.
    Auch Ben konnte den Blick kaum von Charlotte
wenden. Heute Abend trug sie ein weißes Mousselinekleid, dessen oberste
Stoffschicht mit Goldfäden durchwirkt war. Goldbänder zierten die kleinen Ärmel
und das Mieder, das dicht unter dem Busen abschloss. Dazu trug sie nur eine
breite Goldkette, die vorn mit Diamanten besetzt war. Ihre zarten Ohren waren
schmucklos. Doch Ben fand, ihre Jugend, ihr frischer Teint waren Schmuck
genug.
    Jetzt schien Charlotte Ben bemerkt zu haben. Sie
zuckte leicht zusammen, und Ben glaubte ein Aufblitzen in ihren veilchenblauen
Augen zu bemerkten. Dann löste sie sich von der Seite ihres Vaters und trat ein
Stück auf Ben zu. Auch Ben hatte seinen Beobachtungsplatz verlassen und ging
Charlotte entgegen. Er blickte sich unsicher um und verbeugte sich etwas
verlegen vor den Gastgebern.
    Â» Mijnheer de
Havelbeer, ich danke sehr für die Einladung und gratuliere Euch zum Geburtstag.«
Dann wandte er sich kurz an Charlotte: »Gnädiges Fräulein … ich darf mich auch
bei Euch bedanken.« Wieder eine Verbeugung, die nächste galt der älteren Dame,
die nun einen halben Schritt näher trat und sich an Charlotte wandte.
    Â»Liebes, du solltest uns den jungen Herrn
vorstellen.« Sie legte Charlotte die Hand auf den Arm und drückte ihn leicht,
so, als wollte sie ihr Mut machen.
    Â»Wie schön, dass Ihr gekommen seid!« Sie ergriff
leicht Bens Arm und wandte sich dann halb um. »Vater, darf ich dir Ben Ruhland
vorstellen? Wir haben uns zufällig kennengelernt, er hat mich gerettet, als ich
beinahe auf die Straße gestürzt wäre, weil ein Pferd durchgegangen ist.« Dann
wandte sie sich an die ältere Dame: »Helene, du kennst Herrn Ruhland ja schon.
Wir sind ihm in Kapstadt begegnet«, sagte sie und stellte sie daraufhin Ben vor.
»Herr Ruhland, das ist meine Tante Helene Kreuvert.«
    Willem runzelte ein wenig die Stirn. Es war in
seinen Augen eine Selbstverständlichkeit, dass ein Kavalier einer Dame in
Schwierigkeiten beistand. Und das bedeutete wahrlich nicht, dass man den Retter
gleich einlud. Doch dann hieß er Ben höflich willkommen. Allerdings nahm er sich
vor, den jungen Burschen im Auge zu behalten. Heute Abend

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