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Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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Fleisch eingedrungen, die Blutung ließ
sich stillen. Entschlossen riss Ben den schon halbzerfetzten Ärmel ganz ab und
band das Leinenstück um die Wunde. Dann zog er das Hemd mühsam und unter
Schmerzen wieder an. Die Hand tat ihm ebenso weh wie die Schussverletzung.
    Mit der unverletzten Rechten hob er die Nägel und
den Hammer auf. Im Augenblick konnte er nichts tun, es blieb nur zu hoffen, dass
die Hitze bald nachließ und das wenige Wasser, das im Moment noch auf seinen
Grund lief, nicht verdunstete.
    Amy, die verschreckt davongaloppiert war, als
sich der Schuss aus Lammersburgs Gewehr löste, kam mit gesenktem Kopf zurück.
Sie stand still, als Ben sich mühsam in den Sattel zog und mit der gesunden
rechten Hand die Zügel anhob.
    Â»Los, lauf heim, mein Mädchen«, stieß er hervor
und schlug ihr die Fersen in die Flanken. Ihm war so elend zumute, dass er nicht
mehr darauf achtete, wohin das Pferd trat. Er konnte nur noch darauf vertrauen,
dass Amy den Heimweg allein fand.
    ***

 
    Sorgenvoll sah Sina zum wolkenlosen Himmel
hinauf. Es war heiß an diesem elften Dezember 1795 .
Zu heiß für die Reben, zu heiß für das Gemüse, das Sina in dem kleinen Garten
hinter dem Haus angebaut hatte. Jeden Morgen und jeden Abend musste sie Wasser
schleppen. Auch die Hühner – inzwischen waren es vier, Ben hatte noch zwei
dazugekauft – und die zehn Kaninchen litten stark unter der drückenden Hitze. Am
besten hatten es noch die drei Ziegen, die sie inzwischen besaßen, sie konnten
allein zum Bach laufen und trinken. Sie hatten ihren Unterstand weitab vom Haus,
und jeden Abend, wenn Sina sie molk und sie noch zusätzlich fütterte, kamen sie
dorthin. Ansonsten suchten sie sich in der näheren Umgebung ihr Futter.
    Ben war schon einige Stunden unterwegs. Er war
zur Quelle auf seinem Weinberg geritten, um nach der Bewässerungsanlage zu
schauen, die er aus Brettern und Steinen gebaut hatte, um das Wasser zu seinen
Pflanzen zu leiten.
    Sina stand vor der Hütte und hielt Ausschau, wo
Ben blieb. Da hörte sie Hufgetrappel und sah Ben auf seinem Pferd langsam
dahertraben. Entsetzt schrie sie auf, als sie Ben genauer ansah. Er hing halb im
Sattel, sein Gesicht war verschwollen, das Hemd am linken Ärmel zerrissen.
    Â»Was ist Euch geschehen, Master Ben? Was habt
Ihr?« Sie lief auf ihn zu und griff Amy am Zügel. Die Stute blieb mit gesenktem
Kopf stehen, als spürte sie, dass ihr Reiter am Ende seiner Kräfte war.
    Â»Kommt, ich helfe Euch.« Sina streckte Ben die
Hände entgegen, doch der schüttelte den Kopf.
    Â»Es … es geht schon«, murmelte er, aber kaum
hatten seine Füße den Boden berührt, schwankte er und musste sich an Sina
festhalten. Sie führte ihn zum Haus, wo er sich mit einem Seufzer auf die roh
gezimmerte Bank sinken ließ.
    Â»Was ist Euch geschehen?«, fragte Sina
wieder.
    Â»Diese Verbrecher … Die Lammersburgs … sie haben
das Wasser abgegraben und mir aufgelauert. Der Alte und zwei Schwarze. Ich
konnte mich kaum wehren, als sie über mich hergefallen sind.« Er wischte sich
über die Lippen. »Bring mir etwas Wasser«, bat er.
    Â»Ja, sofort.« Sina eilte ins Haus, füllte einen
Becher mit Wasser und brachte ihn Ben rasch hinaus. Dann ging sie in die Hütte
zurück und holte Verbandszeug und ein paar von ihren Heilkräutern.
    Ben wollte sie zunächst abwehren, doch er stellte
fest, dass die Kräuterpaste, die Sina selbst herstellte und die sie nun auf
seine Wunden strich, die Schmerzen rasch linderte. »Was ist das?«, fragte
er.
    Â»Heilkräuter. Ich hab welche gesucht – draußen in
der Wildnis. Meine Großmutter hat viel davon verstanden. Sie hat mir einiges
beigebracht.« Einen Augenblick lang verzog sie das Gesicht. »Sie haben sie eine
Hexe genannt. Das … das war nicht gut. Nicht gerecht. Immer haben sie die alte
Frau verlacht, sie durfte nicht mit den anderen am Tisch sitzen und sollte
allein in ihrer Hütte leben. Aber wenn jemand krank wurde, wenn kein anderer
helfen konnte, dann hat man die alte Bahati gerufen.«
    Â»Du bist keine Hexe«, sagte Ben und versuchte zu
lächeln, doch er stöhnte auf, als die Schmerzen in seinem Gesicht dabei wieder
stärker wurden. Also schloss er die Augen und ließ Sina ihre Arbeit tun.
    Erst als der Mond seine Bahn so weit gezogen
hatte, dass er hinter zwei Bergen verschwand, gingen

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