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Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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als Brei auf die Wunden strich, trugen dazu bei, dass seine
Verletzungen rasch abheilten.
    Als Ben zum ersten Mal aufstand, taumelte er vor
Schwäche. » Merde «, fluchte er unterdrückt.
    Â»Was heißt das?« Will, der in einer Ecke hockte,
sah ihn neugierig an.
    Â»Das musst du nicht wissen«, wies Sina ihn
zurecht.
    Ben ging zum Tisch und ließ sich schwerfällig auf
einem der alten Holzstühle nieder.
    Sina brachte ihm einen Becher mit Tee. »Habt Ihr
Hunger? Es sind Eier da. Und Kaninchenbraten.«
    Â»Ein Rührei genügt. Und etwas Suppe.« Er
erinnerte sich daran, dass seine Mutter früher immer Hühnersuppe gekocht hatte,
wenn jemand krank war. Sie hielt die gehaltvolle Brühe für ein
Allheilmittel.
    Sina schien das auch zu glauben, denn sie hatte
ein Huhn gekocht und schöpfte ihm etwas von der heißen Brühe auf einen Teller.
Erst nachdem er etwas gegessen hatte, fühlte sich Ben gestärkt und in der Lage,
sich zu waschen und sich anzuziehen. »Ich muss unbedingt in die Stadt«, erklärte
er. »Ich brauche ein besseres Gewehr. Und auch sonst noch ein paar Dinge.«
    Â»Ihr wollt Rache nehmen?« Stirnrunzelnd sah Sina
ihn an.
    Ben zögerte, dann schüttelte er den Kopf. »Später
– vielleicht. Erst einmal werde ich die Quelle sichern. Und sollte es jemand
wagen …« Er brach ab.
    Â»Soll ich mitkommen in die Stadt?«, fragte
Sina.
    Ben schüttelte den Kopf. »Nein, nein, ich warte
noch zwei Tage, dann fahre ich«, sagte er hastig. Er wollte allein fahren.
Vielleicht traf er ja Charlotte wieder!
    Heiß durchströmte es ihn, und er konnte es kaum
erwarten, sie wiederzusehen. Aber durfte er es wagen, einfach bei ihr
aufzutauchen? In ihren Kreisen war es üblich, dass man sich anmeldete, das hatte
er gelernt. Aber – wie sollte er das tun? Ihr Vater würde ihn nicht in seinem
Haus dulden. Willem de Havelbeer hatte ihm ganz deutlich gezeigt, dass er ihn
ablehnte. Nie würde er ihm gestatten, Charlotte zu sehen, wenn er sich offiziell
anmelden ließ!
    Er biss sich kurz auf die Lippen, dann bat er
Sina: »Häng meinen guten grauen Rock raus. Und die Stiefel müssen geputzt
werden. Ich … ich reite bald los.«
    Er sah sie nicht an. Sicher ahnte Sina, was ihn
in die Stadt zog. Es musste ihr weh tun, zu erkennen, dass er eine andere
aufrichtig liebte, das war Ben sehr wohl bewusst. Aber – er konnte es nicht
ändern. Seine Gefühle für Charlotte waren größer als alles andere. Vielleicht
hatte Sina auch Angst, dass der Winzer sie verkaufen könnte, dass eine neue Frau
die junge Schwarze nicht mehr im Haus dulden würde.
    Â»Ich fahre los!«, rief Ben ihr wenig später zu.
Sina hob kaum den Kopf, als er die Pferde einspannte. Ben hatte sich erholt, er
konnte den Arm wieder recht gut gebrauchen, und gestern hatte er sogar schon in
dem alten Weinberg nahe des Hauses gearbeitet.
    Â»Kann ich mit?«, fragte Will und sah begehrlich
zum Kutschbock hoch.
    Â»Nein, ein andermal«, wehrte Ben ab.
    Â» Hayi heißt das!«,
lachte der Junge. »Du wolltest doch unsere Sprache lernen! Und Hayi heißt nein.«
    Â» Ewe – ja, das
stimmt.« Ben zuckte mit den Schultern. »Ich fürchte nur, dass ich das nie
schaffen werde.« Er schwang sich auf den Kutschbock. »Bis dann. Sei brav, dann
bring ich dir wieder Zuckerstangen mit.«
    Sina rief ihrem Sohn etwas zu, das Ben nicht
verstand – normalerweise sprach sie nie in ihrem heimischen Dialekt, sondern
bemühte sich, auch Will gutes Englisch beizubringen. Doch hin und wieder – vor
allem dann, wenn sie erregt war – verfiel sie in ihre Muttersprache, in einen
Zulu-Dialekt, der von Landstrich zu Landstrich anders klang. Will zog den Kopf
ein.
    Flüchtiges Mitleid schoss in Ben hoch, doch dann
gab er den Pferden die Zügel frei und fuhr davon. Er hatte nur wenig Zeit. Die
Sonne stand schon recht hoch, es würde wieder ein heißer Tag werden, und wenn er
bis zum Abend zurück sein wollte, musste er sich beeilen. Als Erstes wollte er
zum Hafen hinunter und nachschauen, ob es Hanne Schneeberger endlich besserging.
Die alte Wirtin war eine Verbindung zur Heimat; wenn er mit ihr sprach, fühlte
er sich in seinen geheimsten Empfindungen verstanden. Dabei war Hanne eine
einfache Frau, sie hatte nicht einmal die Schule besucht. Das hatte sie Ben
erzählt, als er sie gefragt hatte, ob es wohl

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