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Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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sie auch verstehen konnte, dass ihr Bruder es nicht unbedingt gutheißen
mochte, dass sich seine Tochter in einen armen Schlucker verliebt hatte. Aber
das gab ihm noch lange nicht das Recht, Ben aus dem Haus zu weisen. Damit würde
er Charlotte zutiefst verletzen. Und wer konnte wissen, wie sie dann reagierte.
Das Mädchen besaß ebenso viel Verstand wie Stolz, war auch recht eigensinnig und
hasste es, bevormundet zu werden.
    Â»Hast du vergessen, was unser Vater war?« Helene
versuchte, ruhig zu bleiben. Sie legte Willem die Hand auf den Arm und sah ihm
eindringlich in die Augen. »Ein armer Schiffer, der mit seinem kleinen Lastkahn
den Rhein hinauf- und hinuntergeschippert ist, immer in der Angst, nicht genug
Ladung zu bekommen und uns sechs Kinder nicht satt zu kriegen.«
    Â»Das habe ich nicht vergessen, wahrhaftig nicht.
Und ich habe nicht umsonst Tag und Nacht geschuftet, um diesem Elend zu
entrinnen. Und auch du hast alles getan, um von daheim fortzukommen«, fügte er
hinzu. »Bei Nacht und Nebel bist du fortgelaufen, um mit diesem Kreuvert in die
Fremde zu ziehen.«
    Â»Ich habe Adrian Kreuvert geliebt! Deshalb bin
ich mit ihm gegangen.«
    Â»Er war ein Abenteurer, und du kannst deinem
Herrgott danken, dass du nicht ins Elend geraten bist an seiner Seite.«
    Helene straffte die Schultern. »Nein, das bin ich
wahrlich nicht. Im Gegenteil. Er hat sein Glück gemacht. Und ich bin an seiner
Seite glücklich geworden. Es ist zu traurig, dass er so früh von mir hat gehen
müssen.«
    Â»Es hätte auch anders gehen können. Sieh dich
doch um! Wie viele von unseren Landsleuten sind gescheitert! Du weißt wie kaum
ein anderer Mensch, wie hart ich für meinen jetzigen Stand habe schuften müssen.
Das lasse ich mir nicht zerstören.«
    Â»Sieh dich vor, Willem. Nicht dass dein Stolz
dich eines Tages unglücklich macht. Was hast du davon, wenn du irgendwann allein
in diesem prachtvollen Haus sitzt? Ohne mich, ohne dein einziges Kind?«
    Â»Das wird nicht passieren! Ich kenne meine
Tochter!«
    Â»Ganz offensichtlich nicht«, murmelte Helene.
»Und ich kann nur für uns alle hoffen, dass Charlotte klüger ist als du.«
    Â»Natürlich ist sie klug! Und deshalb wird sie
sich darauf besinnen, dass der junge Hamsfield die ideale Partie für sie ist.
Diesen Winzer, der ihr nicht mal ein gescheites Dach über dem Kopf bieten kann,
wie ich ihn einschätze, wird sie rasch vergessen, dafür werde ich sorgen!« Damit
drehte er sich um und ließ Helene stehen.
    Â»So viel Torheit hätte ich dir nicht zugetraut,
Bruder«, murmelte Helene und wandte sich wieder dem Festtagstreiben zu. Doch
noch setzte sie sich nicht zu einigen Damen, sondern schaute sich suchend nach
Charlotte um. Ein Glück, sie tanzte gerade und schien noch nicht bemerkt zu
haben, dass Ben Ruhland das Haus verlassen hatte!
    ***

 
    Amy ging brav unter dem Sattel. Sie war, seit
sie gut genährt und gepflegt wurde, ausdauernd und duldsam, zum Reiten besser
geeignet als der Wallach Rick.
    Zunächst konnte die Stute noch den schmalen Pfad
entlangtraben, dann musste sie Schritt gehen, weil das Gelände zu unwegsam
wurde. Ben sah sich um. Es war ungewöhnlich still heute. Nicht einmal die Vögel,
die allgegenwärtig waren, schienen bei der sengenden Hitze auf Futtersuche zu
sein.
    Sorgenvoll sah Ben auf die sanft abfallenden
Südhänge, an denen die alten Rebstöcke standen. Noch waren die Blätter grün, die
Trauben begannen zu wachsen, in zwei, drei Monaten würden sie reif sein und
geerntet werden können. Doch wenn die Hitze nicht bald zu Ende ging, war seine
erste karge Weinlese in Gefahr. Er konnte nicht auch noch die alten Rebstöcke
regelmäßig bewässern.
    Er drehte sich kurz im Sattel um und schaute
zurück nach Westen. Oft geschah es, dass der schmale Wolkenstreifen, der den
Tafelberg umgab, sich verdichtete, dass sich an den hohen Wänden Wolken
zusammenballten und Regen über das Land schickten.
    Heute allerdings war damit nicht zu rechnen, die
Luft war von trockener, flirrender Hitze erfüllt, kein Windhauch regte sich.
    Ben folgte dem dünnen Wasserlauf eine knappe
halbe Stunde, dann kam er zur Quelle. Unvermittelt hielt er sein Pferd an und
starrte entsetzt auf die Verwüstung. Alles, was er gebaut hatte, damit das
Wasser kontrolliert auf seinen eigenen Grund lief, war zerstört worden! Die
Bretter waren aus

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