Im Herzen der Feuersonne
sie ins Haus. Sina half
Ben, sich niederzulegen. In dieser Nacht geschah es wie von selbst, dass sie
sein Lager mit ihm teilte. Sanft strich sie über seine unverletzte Schulter,
schmiegte den schmalen Kopf mit dem Kraushaar an seine Brust, während er
erzählte, was oben an der Quelle geschehen war â¦
***
Â
Als er wach wurde, sah Ben sich verwirrt um. Er
lag auf seinem Bett, die Laken waren feucht, er hatte geschwitzt, und ihm war
übel. Als er zum Fenster sah, bemerkte er, dass die Sonne schon hell am Himmel
stand. DrauÃen hörte er Sinas Stimme. Sie arbeitete im Garten und redete mit
ihrem Sohn. Will spielte gewiss wieder mit den Kaninchen. Jedem Tier hatte er
einen Namen gegeben, und es war immer furchtbar für den Kleinen, wenn Sina eines
der Tiere schlachtete, damit sie Fleisch hatten.
Wenn ich in der Stadt bin, muss ich uns etwas
frischen Fisch besorgen, ging es Ben durch den Kopf, während er versuchte, sich
aufzurichten. Doch es wollte ihm nicht gelingen. Feurige Kreise tanzten vor
seinen Augen, die Ãbelkeit wurde stärker, und er lieà sich mit einem Stöhnen
zurück auf das Bett sinken.
Er tastete nach seinem schmerzenden Arm, der dick
verbunden war. Und auch die linke Hand war mit einem Leinenverband
umwickelt.
Sina ⦠er erinnerte sich wieder, dass sie ihm
eine heilende Salbe aufgetragen und ihn verbunden hatte. Er hatte einen Trunk
bekommen, der sein Fieber bekämpfen sollte, und dann war Sina zu ihm gekommen,
hatte ihn gewärmt, weil ihm plötzlich so kalt geworden war. Es war angenehm
gewesen, sie so dicht bei sich zu spüren. Und doch ⦠plötzlich quälte ihn sein
Gewissen. Es war nicht recht, dass er die schöne Schwarze zu sich holte, wo sein
Herz, all sein zärtliches Empfinden doch Charlotte gehörte.
Stöhnend barg er das Gesicht in der unverletzten
rechten Hand. Da war ein heftiger Zwiespalt in seinem Innern. Er mochte Sina,
sie war treu und zuverlässig, ehrlich, und sie war ihm gewiss zugetan. Doch das,
was sie miteinander verband, hatte nur flüchtigen Bestand. Es war ein kurzer
Rausch der Sinne gewesen. Im Grunde war sein Tun verwerflich, gestand er sich
ehrlich ein. Er liebte Charlotte von ganzem Herzen. Und doch ⦠er war ein Mann
in der Blüte seiner Jahre. Und Sina hatte sich nicht gewehrt, nein, sie hatte
gern sein Lager geteilt.
Aber das durfte nicht wieder geschehen! Sein Herz
gehörte Charlotte. Er begehrte nur sie! Und deshalb ⦠Er biss sich auf die
Lippen, als ihm bewusst wurde, welche Schwierigkeiten sich vor ihm auftürmten.
Es würde Sina verletzen, wenn er sie zurückwies. Und doch â er musste es tun!
Ein tiefer Seufzer kam über seine Lippen.
Doch im nächsten Augenblick dachte er an Albert
Lammersburg und an dessen Sohn. Die beiden hätten nicht solche Skrupel. Sie
nahmen sich die Sklavinnen, die ihnen gefielen. Sie trieben es gewiss auch mit
Huren aus den Hafenspelunken. Und nicht einen Moment würden sie darüber
nachdenken, was die Frauen empfanden, mit denen sie sich vergnügten!
»Ihr seid wieder wach! Gut!« Auf einmal war Sina
da und sah ihn besorgt an. »Wie geht es Euch? Habt Ihr Schmerzen?«
»Es geht ⦠Du hast mich verbunden, nicht wahr?
Ich ⦠ich weià nicht mehr genau, was gestern passiert ist.«
Sina schüttelte den Kopf. »Ihr liegt schon den
dritten Tag zu Bett. Ich hab Euch die Kugel aus dem Fleisch geschnitten. Sie saÃ
zum Glück nicht tief. Aber es wird eine Narbe bleiben. Ich musste es tun, sonst
hättet Ihr noch höheres Fieber bekommen!«
»Danke. Du bist sehr mutig.« Er versuchte sich an
einem Lächeln, doch es misslang kläglich.
»Hier, trinkt das.« Sina hielt ihm einen Becher
mit einem Kräutersud an die Lippen. »Gegen das Fieber. Es hilft, ich hab es Euch
in den vergangenen Stunden oft eingeflöÃt.«
Ben griff nach dem Becher und trank hastig das
bittere Gebräu. Dabei bemerkte er, dass seine Finger zitterten. »Wenn ich diese
Kerle kriege â¦Â« Er schloss die Augen wieder. Noch fühlte er sich zu elend, um
etwas zu unternehmen. Doch irgendwann, das nahm er sich vor, würde Albert
Lammersburg für alles, was er ihm angetan hatte, bezahlen.
Vier Tage lang war Ben nicht in der Lage,
aufzustehen und zu arbeiten. Er fieberte zum Glück nicht mehr allzu stark, die
Kräutermischung von Sina wirkte Wunder. Auch die Pflanzen, die sie vorkaute und
ihm dann
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