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Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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Branntwein vergriffen, das zur Ladung gehörte. Gut möglich also, dass der
brutale Trunkenbold abgemustert hatte.
    Jetzt hielt er ein paar kreischende Weiber im Arm
und wäre fast in ein Lastfuhrwerk gerannt, wenn ihn eine der Frauen nicht
zurückgehalten hätte.
    Olivier lachte nur und sah genau in Bens
Richtung. »Hey … dich kenn ich doch?«, rief er. »Dann gib einen aus, old boy .«
    Ben reagierte nicht, sondern gab den beiden
Pferden kurz die Peitsche, so dass sie in raschen Trab verfielen. Zwei
Straßenzüge weiter wurde die Gegend ein wenig besser. Die Hütten und Häuser
waren stabiler und wirkten gepflegter. Es stank nicht mehr so erbärmlich nach
Exkrementen und nach Abfällen; die Abwasserrinnen in der Straßenmitte waren
sauberer, nur wenige räudige Hunde waren zu sehen.
    Erst als er die Gasse erreicht hatte, in der
Hannes Schenke lag, zügelte Ben die Tiere und übergab sie einem halbwüchsigen
Burschen mit hellbrauner Haut. Der Junge, etwa fünfzehn Jahre mochte er alt
sein, trug zerschlissene halblange Hosen und ein hellbraunes Leinenhemd, das ihm
zu groß war. Er hatte es an der Seite zusammengeknotet. »Versorg sie drüben im
Schuppen von Tom, dem Iren! Reib sie gut ab. Und gib ihnen was zu fressen,
Hafer, wenn welcher da ist, und frisches Wasser.«
    Â»Aber Tom ist …«
    Â»Tom ist weg, das weiß ich. Aber sein Stall steht
ja wohl noch, oder?« Ben wurde ungeduldig. Sein Arm klopfte, er hatte Durst, und
er spürte seine Kraft bereits wieder schwinden.
    Der Junge nickte nur und führte das Gespann
fort.
    Mit langen Schritten ging Ben hinüber zu Hannes
Lokal. Es war ungewöhnlich ruhig in der Schankstube, nur ein paar alte Männer
hockten in der Ecke bei einem Krug Bier. Die Schankmagd war nicht zu sehen, nur
ein kleiner, dunkelhäutiger Junge, höchstens zehn Jahre alt.
    Â»Was wollt Ihr, Sir?«, fragte er und bemühte sich
um einen geschäftsmäßigen Ton. Sein Englisch klang hart, und die wenigen Brocken
wirkten auswendig gelernt.
    Â»Wo ist denn die Schankmagd?«
    Â»Oben bei der Suppen-Hanne.«
    Â»Warum?«
    Â»Hanne hat sie gerufen.« Der Junge wies auf einen
Krug Bier. »Wollt Ihr etwas trinken?«, fragte er eifrig.
    Â»Später. Ich muss erst zu Hanne.«
    Mit langen Schritten ging Ben auf die Treppe zu,
die sich am Ende des schlauchähnlichen Raumes befand und die zu Hannes
Privaträumen führte. Linker Hand befand sich die Theke, an der jetzt der
Zehnjährige stand und versuchte, ein frisches Bier zu zapfen. Er reichte aber
kaum an den Zapfhahn und musste auf die Holzbohlen klettern.
    Voller Sorge stieg Ben die Treppe hinauf, klopfte
kurz an die Holztür, die ein bisschen schief in den Angeln hing.
    Â»Hanne, macht auf! Ich bin’s – Ben Ruhland!«
    Â»Landsmann! Das ist ja eine Überraschung! Komm
rein, Jungchen! Ich bin schon fertig!«
    Erleichterung durchströmte Ben – Hannes Stimme
klang schon wieder recht kräftig. Und als er ihr dann gegenüberstand, konnte er
sich davon überzeugen, dass sie wieder gesund war. Sie trug ein schwarzes
Seidenkleid, das er noch nie an ihr gesehen hatte. Dazu einen schwarzen Strohhut
mit einer schwarzen Zierschleife vorn.
    Â»Oh! Wo wollt Ihr denn hin?«, entfuhr es ihm.
    Hanne sah ihn ernst an. »In die Kirche. Heute ist
Evas Todestag. Ich hab Tom versprochen, eine Messe für sie lesen zu lassen.«
    Â»Fühlt Ihr Euch denn kräftig genug?« Besorgt sah
er sie an.
    Hanne lachte. Es war wieder dieses dunkle, raue
Lachen, das er an ihr kannte. »Unkraut vergeht nicht, Jungchen, das solltest du
wissen. Ich bleibe noch eine Weile auf dieser Welt – allen Unkenrufen zum Trotz.
Aber jetzt lass dich erst mal ansehen.« Sie trat zwei Schritte auf ihn zu und
zog ihn dann am Jackett. »Hast dich ja fein herausgeputzt. Da bin ich froh,
wieder auf den Beinen zu sein. Es stimmt wohl, was man sich erzählt – du
wandelst auf Freiersfüßen. Na, ich will deine Hochzeit unbedingt noch
miterleben.« Unverhohlen neugierig sah sie ihn aus ihren Knopfaugen an.
    Â»Hochzeit? Wer redet denn von einer Hochzeit?«
Unwillig schüttelte Ben den Kopf, doch er konnte nicht verhindern, dass Röte
seine Wangen färbte.
    Â»Na, man hört so einiges.« Sie nahm ihn am Arm.
»Man hat dich im Haus des reichen Holländers gesehen.«
    Ben senkte den Blick. »Ich … es ist doch

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