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Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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Dachfirst und zogen mit einer
Seilwinde die letzten Balken hoch. Danach würden sie das Dach mit Lehmschindeln
und mit dichtem Stroh decken, das an Reet aus der Heimat erinnerte.
    Sina kam aus ihrem Gemüsegarten, im Korb die
ersten selbstgezogenen Kartoffeln und drei dicke Kürbisse.
    Ben winkte sie zu sich. »Sina, wir müssen die
Hütte ausräumen«, sagte er. »Fang schon mal an. Ich komme gleich mit Kofi und
Ghedi und helfe bei den schweren Teilen.«
    In diesem Augenblick sah Ben einen offenen
Landauer näher kommen. Er kniff die Augen zusammen, um gegen das helle Licht
besser sehen zu können.
    Dann ging ein Leuchten über sein Gesicht, der
müde Zug, der eben noch um seine Lippen gelegen hatte, verschwand und machte
einem Lächeln Platz. Er ließ den Bottich, den er eben in die Hand genommen
hatte, einfach fallen und lief der Kutsche entgegen, die von einem jungen
Schwarzen gelenkt wurde.
    Â»Charlotte! Welch freudige Überraschung!« Als der
Wagen zum Stehen gekommen war, streckte er die Arme aus, und lachend ließ die
junge Frau sich hineinfallen. Ohne daran zu denken, dass sie nicht allein waren,
küssten sie sich. »Wie freu ich mich, dich zu sehen«, raunte Ben und sah
Charlotte strahlend an.
    Â»Ich hatte Sehnsucht nach dir«, gestand Charlotte
und schmiegte sich an ihn. Der leichte Wollschal, den sie gegen den Wind um das
Haar geschlungen hatte, glitt herunter und wehte zur Erde, wo er von einer
Windbö weiter zu der Baustelle hingeweht wurde. An einem Stapel Holz blieb er
hängen.
    Â»Komm, gehen wir zum Haus hinüber«, sagte Ben und
reichte Charlotte den Arm. Zu dem jungen Kutscher meinte er: »Drüben bei den
zwei Hütten kannst du das Pferd anbinden. Da findest du auch einen Eimer, um es
zu tränken.« Dann wandte er sich wieder an Charlotte. »Weiß dein Vater, dass du
hergekommen bist?«, erkundigte er sich besorgt.
    Die junge Frau nickte. »Ja. Und ich gebe zu, dass
es ihm nicht sehr gefallen hat. Doch er hat mich auch nicht zurückgehalten.
Tante Helene war in der Nähe – er weiß, dass sie auf unserer Seite ist, und
wollte wohl nicht einen erneuten Disput mit ihr heraufbeschwören.«
    Â»Deine Tante ist ein Engel.«
    Charlotte lachte belustigt auf. »Also, das würde
ich nicht unterschreiben. Sie kann sehr hart sein, sehr bestimmend. Aber du hast
recht, für uns ist sie ein guter Geist.« Sie schmiegte sich wieder an ihn. »Sie
mag dich sehr.«
    Â»Wahrlich. Sonst hätte sie sich nicht so
großherzig gezeigt, und all das hier« – er machte eine umfassende Handbewegung –
»wäre nicht möglich gewesen. Dass ich dir einmal ein großes Haus bieten kann,
dass ein weitläufiger Weinkeller gebaut wird und dass ich noch weitere Reben
anpflanzen kann, habe ich nur ihr zu verdanken.«
    Er führte sie zum Haus und bot ihr auf der
kleinen Bank an der Südseite Platz an. »Drinnen ist es ungemütlich«, erklärte
er. »Wir müssen alles ausräumen und ins neue Haus schaffen. Ich werde Sina
sagen, dass sie dir eine Erfrischung bringen soll.«
    In diesem Augenblick trat Sina aus der Tür. Ihre
Augen weiteten sich, und sie zuckte leicht zusammen, als sie die schlanke
Gestalt in dem eleganten taubenblauen Kostüm sah. Der Rock reichte in üppiger
Weite bis zum Boden, den Saum zierte ein dunkelblaues Samtband. Diese Verzierung
wiederholte sich an den Aufschlägen des taillierten Jäckchens. Dazu trug
Charlotte eine seidene Bluse, die am Hals von einer großen Gemme geziert wurde.
Feine Handschuhe aus weichem Leder, dazu die passenden Stiefeletten ließen sie
in dieser Umgebung erscheinen wie ein Wesen aus einer anderen Welt.
    Sina hingegen hatte eines ihrer ältesten
Arbeitsgewänder an, ein locker fallendes maisgelbes Kleid mit halblangen Ärmeln
ohne jeden Schmuck. Es war nur mit einer kleinen gelben Borte am Hals eingefasst
und endete drei Fingerbreit oberhalb der Knöchel. Sinas graue Leinenschuhe
hatten bereits erste Löcher. Ihr Haar war unbedeckt, das zum Kleid passende
Kopftuch war ihr schon vor drei Wochen abhandengekommen. Vielleicht war es in
eine Baugrube gefallen, vielleicht hatte es aber auch der Wind davongeweht und
jetzt spielten die wilden Paviane damit.
    Charlotte hatte sich als Erste gefasst und trat
auf die junge Schwarze zu. »Ich grüße dich, du bist sicher Sina. Ich hab von Ben
gehört, dass du von

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