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Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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weihnachtlich geschmückt, und Vater verteilt die ersten
Gläser Punsch.«
    Als Ben den weitläufigen Raum betrat, in dem sich
schon etwa vierzig Gäste aufhielten, war er erneut beeindruckt von der
wundervollen Dekoration. An den Wänden hingen Tannenzweige, geschmückt mit
Kugeln, vergoldeten Nüssen und Strohsternen. Die großen Kerzenständer auf den
Tischen waren ebenfalls mit Tannengrün umwickelt, goldene Bänder und rote Kugeln
vervollständigten den weihnachtlichen Schmuck.
    Wie schlicht war dagegen der Schmuck in seinem
neuen Haus! Ein paar Zweige, bunte Kugeln und Strohsterne waren in der Halle
liebevoll angeordnet, und auch im Wohnraum, der noch kärglich möbliert war,
standen zwei Krüge mit Tannengrün, dessen harziger Duft in Ben hin und wieder
das Heimweh aufflammen ließ.
    Charlotte hatte dafür gesorgt, dass auch in
seinem Haus alles an das bevorstehende Fest gemahnte. Vor drei Tagen war sie
gekommen und hatte die Zimmer mit Tannenzweigen, glitzernden bunten Kugeln und
großen Strohsternen geschmückt. Glänzende rote Äpfel verströmten ihren Duft,
Charlotte hatte Sina sogar gezeigt, wie man Bratäpfel zubereitet.
    Â»Hallo, Ben! Herzlich willkommen!« Helene
Kreuvert, wieder in elegantem Grau, reichte ihm die Hand. Doch noch bevor er
sich zum Kuss darüberbeugen konnte, zog sie ihn mit in den angrenzenden Salon.
An ihrer linken Seite ging Charlotte, die belustigt zusah, wie ihre Tante auf
den Hausherrn zuging.
    Â»Du musst den Weihnachtspunsch probieren, mein
Lieber«, sagte sie zu Ben. »Zwar müsste es draußen eigentlich eisig kalt sein,
um ihn wirklich zu würdigen, doch er schmeckt auch bei den warmen Temperaturen
sehr gut. Mein Bruder setzt ihn selbst an, das lässt er sich nicht nehmen.«
    Bens Schritt wurde langsamer, als er sich Willem
de Havelbeer näherte. Wie würde Charlottes Vater ihn begrüßen? Würde er ihn
willkommen heißen oder würde er ihn nicht beachten, wie er es bisher stets getan
hatte, wenn sie sich zufällig begegnet waren? Der wohlhabende Kaufmann machte
keinen Hehl daraus, dass er Ben Ruhland ablehnte. Der kleine Winzer, der nichts
hatte und in den nächsten Jahren auch mit Sicherheit nichts besitzen würde, war
in seinen Augen nicht der geeignete Bewerber um die Hand seiner Tochter.
    Â»Willem, mein Lieber, gib uns doch drei Gläser
von deinem köstlichen Punsch.« Helene sah ihn eindringlich an.
    Willem sah aus, als müsste er sich sehr
beherrschen, als er Ben nun sah, und seine Hand zitterte ein wenig, als er die
Punschgläser füllte.
    Â»Vater, willst du Ben nicht begrüßen?«, sagte
Charlotte mit sanfter Stimme, und Willem zuckte leicht zusammen. Doch seine
Gesichtszüge wurden weicher, als er Ben das Punschglas reichte. »Willkommen in
meinem Haus«, presste er hervor.
    Â»Danke, Mister de Havelbeer. Ich weiß zu
schätzen, dass Ihr mir eine Einladung habt zukommen lassen.« Ben verbeugte sich
leicht.
    Â»Nun, das war meine Tochter. Dennoch wünsche ich
Euch einen angenehmen Weihnachtsabend. Wir sehen uns später.« Damit wandte er
sich einem Diplomaten zu, der eben, gemeinsam mit seiner Frau und seinem
halbwüchsigen Sohn, eingetreten war.
    Â»So leicht kann er nicht aus seiner Haut«,
bemerkte Helene Kreuvert. »Aber er wird sich noch fangen. Habt keine Bange, es
wird ein wundervoller Abend für euch, Kinder.«
    Bis das Essen serviert wurde, schlenderten die
Gäste durch die drei Festräume. Man plauderte, trank Punsch, sprach von der
alten Heimat und den alten Bräuchen, die man hier, am Kap, nicht kannte.
    Â»Ich vermisse den Geruch von Schnee«, gestand ein
hochgewachsener Mann von etwa vierzig Jahren, der erst seit fünf Jahren in der
Kapregion lebte, doch mit seiner Handelsgesellschaft bereits ein Vermögen
gemacht hatte. »Damals, in unseren Bergen, bin ich bis zum Bauch im Schnee
gewatet, als wir zur Christmette gingen. Mein Gott, wie haben wir gefroren! Und
auch in der kleinen Kapelle war es nicht viel wärmer. Hier aber …« Er seufzte
unterdrückt auf, »hier ist es so heiß wie im Sommer.«
    Â»Hier ist ja jetzt auch Sommer, mein Bester«,
lachte eine junge Holländerin. »Alles ist genau umgedreht wie daheim. Wir sind
auf der anderen Seite der Erdkugel.«
    Â»Das ist mir bewusst, meine Beste. Und doch …
gestattet mir hin und wieder eine wehmütige

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