Im Herzen der Feuersonne
Anfang an hier mitarbeitest.« Sie streckte Sina die Hand
entgegen.
»Ja. Ich war von Anfang an da.« Sina presste kurz
die Lippen zusammen.
»Dann wirst du mir sicher einiges zeigen können â
später. Ich hoffe, wir kommen gut miteinander aus.« Charlotte lächelte
gewinnend. »WeiÃt du, mir ist diese Arbeit hier völlig fremd, aber ich will viel
lernen. Auch von dir.«
Ben trat hastig hinzu. »Sina, du hast ja schon
gewusst, dass ich mich â¦Â« Er brach verlegen ab. »Nun ja, Charlotte und ich, wir
werden hoffentlich bald heiraten. Und dann hier auf Hopeland leben. Und jetzt bring uns etwas zu trinken.«
Sina nickte nur. Die Lippen immer noch fest
zusammengepresst, sah sie an den beiden vorbei. Dann ging sie zurück ins
Haus.
Charlotte legte ihm die Hand auf den Arm. »Ich
bin sicher, dass wir gut miteinander auskommen werden. Sie muss sich einfach
daran gewöhnen, dass irgendwann eine weiÃe Frau hier einzieht.«
»Du wirst ihr eine gute Herrin sein.« Ben
lächelte sie verliebt an. »Allerdings solltest du wissen, dass ich keine Sklaven
auf Hopeland halte. Alle, die für mich arbeiten,
bekommen Lohn.«
»Das ⦠das wusste ich nicht.« Die junge blonde
Frau sah ihn verwirrt an. »Aber das ist nicht üblich. Du weiÃt, dass auch unsere
Leute nicht geschlagen werden, sie bekommen reichlich zu essen und haben eine
angemessene Unterkunft. Aber Geld verdienen sie nicht bei meinem Vater.«
»Ich weiÃ.« Ben zögerte, dann erklärte er
entschieden. »Aber ich werde meine Leute weiterhin bezahlen. Es ist nicht viel,
was ich ihnen geben kann, aber sie schuften hart â und sie haben es verdient,
dafür entlohnt zu werden. Die Sklaverei â¦Â« Er zögerte, dann sagte er leise: »Es
ist eigentlich das Einzige, das mich hier in diesem Land stört. Und wenn du mich
liebst, dann teilst du meine Einstellung.«
***
Â
Die riesige Tanne, mit unzähligen kleinen
Glaskugeln, Strohsternen und Kerzen geschmückt, stand in der weitläufigen
Eingangshalle des Hauses. Für die Weihnachtstage bildete der Baum, den Willem de
Havelbeer aus Süddeutschland importiert hatte, den Mittelpunkt des
gesellschaftlichen Lebens, das gerade um diese Zeit in seinem Haus besonders
intensiv gepflegt wurde.
Die Holländer und die wenigen Franzosen, die
jetzt, im Jahr 1797 , noch in Südafrika lebten, aber
auch die Deutschen und die Engländer, die hier sesshaft geworden waren, fanden
sich zusammen. Weihnachten â das weckte groÃe Gefühle, Erinnerungen und
Sehnsüchte. Alle sprachen von zu Hause. Von früher. Von der Zeit ihrer Jugend
â¦
Ben Ruhland sah sich in der festlich geschmückten
Halle um. Beinahe armselig wirkte dagegen der Weihnachtsschmuck in seinem
eigenen Haus! Und doch ⦠noch vor einem halben Jahr hatte er in einer kleinen
Hütte gelebt. Vor einem Jahr hätte er nicht zu hoffen gewagt, dass sich
Charlotte wirklich eines Tages zu ihm bekennen würde!
Zita und ein junges Hausmädchen, das Zita um
Haupteslänge überragte, nahmen ihm den Hut und den Spazierstock ab. Ben wandte
sich an die Zofe, die er inzwischen gut kannte.
»Bitte, melde mich den Herrschaften«, bat er.
»Sofort.« Zita ging zu der zweiflügeligen Tür,
die in den groÃen Salon führte. Doch noch ehe sie zwei Schritte in den Raum
hinein getan hatte, kam ihr Charlotte entgegen.
»Ich hab gespürt, dass du gekommen bist!«, lachte
sie und umarmte Ben freimütig. »Elegant siehst du aus!« Sie strich kurz über
sein nachtblaues Seidenjackett, das sie selbst vor einigen Wochen für ihn
ausgesucht hatte.
»Und du bist wunderschön!« Mit zärtlichem Blick
umfasste er ihre schlanke Gestalt. Charlotte trug ein hellblaues Kleid aus
zartem Batist, der sich in drei Lagen um ihre Gestalt schmiegte. Das Dekolleté
lieà den zarten Ansatz ihrer Brüste sehen. Kleine gebauschte Puffärmel, die in
einer breiten Bordüre aus Perlen und Glassteinen endeten, verliehen dem Kleid
spielerische Leichtigkeit.
In ihrem blonden Haar steckte ein Reif, der mit
ebensolcher Stickerei verziert war. Eine hellblaue Marabufeder war daran
befestigt.
Ben konnte den Blick nicht von ihr wenden. »Wie
gern wäre ich jetzt mit dir allein und würde dich küssen«, flüsterte er ihr
zu.
»Das wäre schön â aber das geht nicht. Komm mit,
im Salon ist alles
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