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Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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treuester
Freund.«
    Â»Und ich? Darf ich auch dein Freund sein?«
Fragend sah Will den Vorarbeiter an, auf den alle hörten und vor dem alle fast
so viel Respekt hatten wie vor Master Ben.
    Â»Aber ja!« Thabo lächelte. »Ich freue mich, wenn
wir Freunde werden.«
    Will sprang auf. »Das muss ich Josy erzählen. Sie
hat gesagt, dass sich das nicht gehört.« Und schon stob er davon.
    Sina beugte sich über Thabo. »Danke, dass du mein
Kind gerettet hast. Und danke, dass es dich gibt«, flüsterte sie.
    Â»Küss mich«, bat er.
    Nur zu gern kam sie dieser Aufforderung nach. Und
weil Thabo den Kuss mit zärtlichem Nachdruck erwiderte, war sie sicher, dass er
bald wieder gesund werden würde. Sie würden ein gemeinsames Leben beginnen. Hier
auf Hopeland , ihrer Heimat.
    ***

 
    Â»Ein edler Tropfen! Kompliment, lieber Ruhland,
damit habt Ihr in diesem Jahr alle anderen Winzer in den Schatten gestellt!« Sir
Edward Hawkins, ein Gesandter der Englischen Krone und zu Gast im Haus von Earl
George Macartney, dem Gouverneur der Kapregion, kostete erneut von dem Wein, der
im Glas schimmerte wie flüssiges Gold.
    Zu Ehren des Gastes hatte der Gouverneur einige
Freunde und gute Bekannte eingeladen. Darunter auch Willem de Havelbeer und
dessen Familie. Man konnte an diesem lauen Sommerabend noch einmal beisammen
sein, die linde Luft genießen und den berauschenden Blick über das Massiv des
Tafelbergs bis hin zum Ozean. Dann kehrten viele von ihnen in die englische
Heimat zurück, auf die Insel im rauen Atlantik.
    Â»Danke, Sir.« Ben trank dem alten Engländer zu,
dessen Perücke im Lauf des Abends schon leicht verrutscht war. »Es ist ein gutes
Jahr gewesen für mich, das darf ich in aller Bescheidenheit sagen. Nicht nur,
dass wir eine exzellente Ernte hatten, mir ist auch ein zweiter Sohn geschenkt
worden.«
    Â»Dann seid Ihr wahrlich ein glücklicher Mann.«
Der Gesandte trank einen weiteren Schluck. »Auf England. Und darauf, dass wir
dieses herrliche Stück Land, das wir jetzt leider wieder an die vermaledeiten
Holländer zurückgeben müssen, bald erneut für uns erobern können.«
    Ben runzelte die Stirn. »Sir? Ich gestehe, dass
ich Euch nicht folgen kann.«
    Â»Könnt Ihr auch noch nicht. Bis vor wenigen Tagen
war es noch nicht offiziell, doch jetzt ist es gewiss: Es gibt einen neuen
Friedensvertrag zwischen England und Frankreich. Das Kap geht demnach zurück an
die Holländer. Man will die so genannte Batavische Republik ausrufen.« Er trank
sein Glas in einem Zug leer. »Gott schütze England! Gott schütze King
George!«
    Die Herren saßen im Kaminzimmer des
Gouverneurspalastes und diskutierten die politische Lage, die für einige von
ihnen weitreichende Konsequenzen haben würde. Die Damen hatten sich auf die
Veranda zurückgezogen, die sich über die ganze Südseite des Gebäudes erstreckte.
Man trank Tee oder süßen Mandellikör, man plauderte über Mode, über Kunst und
Musik.
    Charlotte schlenderte mit drei anderen Damen
durch den Park. Der süße Duft der Rosen, die in großen Rondellen angepflanzt
waren, mischte sich mit dem schwereren Aroma des Jasmins. Diese Büsche standen
an der linken Seite, verdeckten die Mauer, hinter der sich die Garnison befand.
Die Gebäude waren vor vier Jahren neu errichtet worden. Damals, im Jahr 1798 , hatte ein verheerender Brand in der Garnison
gewütet und vieles zerstört. In den Stallungen waren hundertdreißig Pferde
qualvoll verendet.
    Â»Ihr seid zu beneiden, meine Liebe.« Die Gattin
des Gesandten, Lady Gwendolyn, in ein elegantes Kleid aus taubenblauem
Seidencrêpe gehüllt, dessen Dekolleté von einer Kette aus Saphiren und Diamanten
geschmückt war, legte kurz die Hand auf Charlottes Arm. »Ihr könnt hierbleiben
und diese wundervolle Luft genießen.« Sie atmete tief durch. »Ach, wie ich die
kalten Winter in unserem alten Schloss hasse! Man kann heizen lassen, so viel
man will – es bleibt feucht und modrig.«
    Â»Ganz so einfach ist das Leben hier auch nicht«,
erklärte Charlotte. »Fast jede Woche gibt es neues Ungemach. Aber wir sind
dennoch guten Mutes.«
    Â»Ihr müsst wissen, Lady Gwendolyn, dass es auf
dem Gut meiner Nichte vor einigen Jahren gebrannt hat. Es war ein tragisches
Unglück. Leider hat man den Brandstifter nicht zur Verantwortung ziehen

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