Im Herzen der Feuersonne
Kinderstimme durchdrang die
Benommenheit, die ihn für ein paar Augenblicke umfangen hatte. »Hier bin ich,
Master Ben!«
»Will ⦠Junge!« Ben rappelte sich auf, stolperte
über die rotglühenden Balken, trat ein Bündel Stroh zur Seite, damit es nicht
auch noch Feuer fing. So ein Wahnsinn, schoss es ihm durch den Kopf. Hier brennt
alles. Das Feuer macht alles zunichte, was ich mir aufgebaut habe.
Will stand, eng an die Stalltür gepresst, in
Diabolos Box. »Ich kriege die Tür nicht auf.« Tränen rannen ihm übers Gesicht.
»Und Diabolo â¦Â« Er wies auf den Hengst, der panisch schnaubte. »Er muss doch
raus!«
»Warte.« Ben hustete und zog den Riegel auf,
drückte sich zur Seite, da der Hengst gleich nach drauÃen stürmte wie ein
schwarzer Blitz. Der Mann streckte die Arme nach Will aus. »Komm her zu
mir.«
»Aber das Feuer â¦Â«
»Keine Angst, ich bin bei dir«, keuchte Ben.
»Komm endlich.«
Ein ohrenbetäubendes Krachen verschluckte Wills
Antwort. Wie rote Gischt loderten neue Flammen auf, als ein Teil des Daches
zusammenstürzte.
»Tut alles, um ein Ãbergreifen der Flammen auf
das Haupthaus zu verhindern!« Thabos Stimme übertönte das entsetzte Rufen und
die Schreie, die die Frauen voller Panik ausstieÃen. »Hierher! Kofi, komm, hilf
mir!« Er winkte dem jungen Mann zu. »Lasst den Weinkeller, kümmert euch um das
Haus! Her mit dem Wasser!« Er rannte zu der Menschenkette und stellte sich an
die Spitze. Immer und immer wieder goss er das Wasser in hohem Schwall in die
Brandherde.
»Will!« Auf einmal war Sina neben Thabo, zerrte
an seiner ruÃgeschwärzten Jacke, die an einigen Stellen bereits versengt war.
»Will ist verschwunden! Er â¦Â« Ihre groÃen dunklen Augen schwammen in Tränen.
»Will â¦Â« Sie machte Anstalten, in den Stall zu rennen.
Thabo riss sie zurück. »Nein! Er ist bestimmt
nicht â¦Â« Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment stürmten die Pferde nach
drauÃen. Voller Panik preschten sie alles nieder, was ihnen im Weg stand. Sina
stürzte zu Boden, drei junge Frauen sprangen im letzten Moment zur Seite. Einige
der Bänke, auf denen sie eben noch gesessen und fröhlich gefeiert hatten, fielen
um und wurden von den Tieren zertrampelt.
»Will â¦Â« Sina lag auf der Erde und wimmerte immer
wieder den Namen ihre Kindes. Sie war wie von Sinnen und merkte kaum, dass
Charlotte und die alte Mali sie hochhoben und ein Stück zur Seite schleppten. An
der kleinen Grasnarbe, die den Gemüsegarten abgrenzte, legten sie sie
nieder.
»Geht nur, Missis, ich kümmere mich um sie. Und
auch um Karl.« Mali wies auf das Kind, das einige Meter entfernt im Gras lag und
nur leise weinte, als würden die Schreie, die Unruhe, die flackernden Flammen,
der Rauch es zutiefst ängstigen. Erst als Mali den kleinen Jungen an ihren
groÃen Busen drückte, als sie leise ein altes Lied ihres Volkes sang, beruhigte
sich Karl. Und auch Sina wurde ruhiger.
SchlieÃlich richtete sie sich auf und sah zu dem
brennenden Stall hinüber, den die Männer trotz aller Bemühungen nicht retten
konnten, das sah sie deutlich.
Ein Aufschrei erhob sich, als Thabo nun in das
Flammeninferno hineinrannte.
Der Vorarbeiter hatte sich eine feuchte Decke
übergeworfen, sie bot ihm ein wenig Schutz gegen die sengende Hitze, die ihm
sofort Tränen in die Augen trieb. Thabo sah sich verzweifelt um. Wo war Ben
Ruhland? Er musste noch hier sein!
»Ben! Master Ben!« Er schrie, so laut er
konnte.
»Hier ⦠Ich kann nicht â¦Â« Die Stimme war kaum zu
verstehen, doch Thabo hatte erkannt, dass Ben im mittleren Teil der Scheune
liegen musste. Er tastete sich weiter vor â und hielt im nächsten Moment den
Atem an. Da lag Ben Ruhland â verkrümmt, das Gesicht ruÃgeschwärzt, die Haare an
der linken Seite versengt. Ein herabstürzender Balken hatte seine Beine
eingequetscht, er konnte aus eigener Kraft nicht aufstehen. Doch in seinen
Armen, notdürftig geschützt vom Oberkörper des Winzers, lag Will â¦
»Ich bin gleich da!« Thabo achtete nicht darauf,
dass der Balken glühte, dass er sich die Hände verbrannte und dass es über ihm
wieder gefährlich knackte. Mit gröÃter Anstrengung hob er den Balken hoch.
»Kannst du raus?«, stieà er keuchend hervor. Mühsam zog der Gutsherr seine
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