Im Herzen der Feuersonne
sich zu eigen.
»Er freut sich mehr über die Weinstöcke als über
das neue Zaumzeug für sein Pony.« Charlotte sagte es fast ein wenig
unwillig.
»Gräm dich nicht. Er weià alle Geschenke zu
schätzen.«
Anders als Karl freute Sebastian sich über ein
Schaukelpferd, einen bunten Kreisel und über einen dunkelblauen Samtanzug, zu
dem ein Hemd mit Spitzenkragen gehörte. Als Ben ihn so sah, die blonden Locken
fielen weit über den Kragen, schüttelte er den Kopf. »Du machst einen kleinen
Prinzen aus ihm, Charlotte«, rügte er, doch der sanfte Ton nahm den Worten die
Schärfe.
»Ach, alle, die ihn kennenlernen, sind entzückt
von ihm. Da darf ich ihn doch ruhig ein wenig herausputzen«, lachte Charlotte.
»Vor allem heute, an seinem Geburtstag!«
»Tu ruhig, was dir Freude macht.« Ben sah seinen
beiden Söhne voller Stolz nach, als sie dann mit Sina hinüber in die Küche
gingen, wo die Geburtstagstorte noch fertig verziert werden sollte. Allerdings
warf Sebastian, als er nicht gleich ein Stück bekam, einen Becher in das
Kunstwerk aus kandierten Früchten und sahniger Creme. Sinas Schimpfen beachtete
er nicht und flüchtete zurück zu Charlotte, die es einfach nicht fertigbrachte,
ihren Jüngsten zu rügen. Stattdessen strich sie ihm über die blonden Haare und
versprach: »Morgen gibt es eine neue Torte, mein Schatz.«
Helene Kreuvert, die zusammen mit ihrem Bruder
schon vor drei Tagen aus Kapstadt gekommen war, um Sebastians Geburtstag
festlich zu feiern, schüttelte den Kopf. Sie versagte sich jedoch jede Rüge,
denn sie wollte die gute Stimmung nicht gefährden. Allerdings nahm sie sich vor,
bei Gelegenheit mit Charlotte zu reden. Sie durfte Sebastian nicht so sehr
verwöhnen! Und vor allem â sie durfte ihn nicht so deutlich dem älteren Karl
vorziehen! Das würde eines Tages zu Komplikationen führen, die man jetzt noch
nicht annähernd erkennen konnte.
Auch Ben dachte darüber nach, dass Charlotte
ihren Jüngsten offenbar mehr zu lieben schien als den Erstgeborenen, als er
Sebastian nun energisch daran hinderte, weitere Blätter von den Rebstöcken
abzureiÃen. Wenn seine Mutter ihn auch maÃlos verwöhnte â bei ihm musste
Sebastian gehorchen!
»Wir müssen etwas unternehmen, Thabo«, wandte er
sich dann an den Vorarbeiter. »Alle Leute, die verfügbar sind, sollen in den
Weinberg gehen und versuchen, die Larven der Schädlinge abzupflücken.« Er
seufzte. »Es wird nicht viel nützen, aber wir müssen alles tun, um die
Fortpflanzung der Tiere einzudämmen.«
»Ich hab gehört, dass man die Blätter auch mit
Seifenlauge abwaschen kann.« Ein tiefer Seufzer folgte diesen Worten. »Aber das
ist eine Arbeit, die wir unmöglich leisten können.«
»Ich glaube nicht, dass das hilft. Wir müssen das
Ãbel an der Wurzel packen. Und das heiÃt, dass wir die befallenen Rebstöcke
ausreiÃen und vernichten müssen.« Ben sah sich um. »Wir können nur hoffen, dass
noch keine allzu groÃe Fläche betroffen ist.«
»Und dann?«
»Der Boden muss gereinigt und zum Teil erneuert
werden, und dann werde ich mich umhören, ob es nicht widerstandsfähigere
Pflanzen gibt.« Er zuckte mit den Schultern. »Es werden immer wieder neue Sorten
gezüchtet, sicher gibt es inzwischen Reben, die nicht ganz so anfällig sind.« Er
straffte die Schultern. »Schau nach, wie groà der Schaden ist. Ich reite zum Gut
und schicke dir die Leute hoch.« Er sah kurz zum Himmel. »Es ist noch nicht spät
am Tag; fünf, sechs Stunden lang können wir noch arbeiten, bis die Dunkelheit
kommt.« Er winkte Sebastian. »Komm, mein Kleiner, wir reiten zurück.«
Er war noch nicht lange in Richtung Gutshof
geritten, als ihm einer der Schwarzen aufgeregt winkend entgegenkam.
»Master Ben! Master Ben! Ein Unglück, kommt
rasch!«
»Was ist denn passiert?«, fragte Ben.
»Es ist furchtbar! Ein groÃes Unglück!« Der
höchstens Vierzehnjährige lieà sich nicht mehr entlocken, und so gab Ben seinem
Pferd die Sporen und ritt in gestrecktem Galopp heim.
Auf dem Gut war es ungewöhnlich still. Nur aus
dem Weinkeller drangen einige Geräusche. Aber es war keine der schwarzen Frauen
auf dem Hof, kein Lachen oder Singen kam aus dem Küchentrakt, wie es so oft zu
hören war.
»Ghedi!
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