Im Herzen der Feuersonne
»Ein Hoch auf
das Brautpaar«, rief er und sah Sina und Thabo lächelnd an. »Ich wünsche euch
Glück und Gesundheit und viele Kinder. Lasst uns anstoÃen auf Sina und Thabo!«
Er hob sein Glas und prostete den beiden zu. Die übrigen Festgäste taten es ihm
nach.
»Feuer! Feuer!« Will, der gerade ein paar
Kohlblätter aus der Küche geholt hatte, um die Kaninchen zu füttern, kam in den
Gutshof gerannt. Sein Schrei aber ging unter im Lachen und Schwatzen der
feiernden Gutsarbeiter. »Mama, es brennt!« Tränen liefen ihm übers Gesicht.
Jetzt wurden die ersten Männer aufmerksam. Im Nu
schrien alle durcheinander, rannten los, behinderten sich gegenseitig. Jeder
versuchte, seine eigenen wenigen Habseligkeiten zu retten.
Zwei Hütten brannten lichterloh, und der leichte
Wind fachte das Feuer immer stärker an.
Ben Ruhlands Stimme übertönte alles: »Ruhe! Hört
mir zu! Wir müssen eine Kette bilden! Alle Eimer und groÃen GefäÃe zum Bach!
Thabo!« Hektisch sah er sich nach dem groÃen Schwarzen um.
Thabo stand auf einem der Tische und gab seine
Kommandos in der Sprache der Zulu. Er gestikulierte knapp, teilte die Männer
ein, lieà auch die Frauen Wasser schleppen. Dort, wo vor Minuten noch heilloses
Durcheinander geherrscht hatte, entstand jetzt sinnvolle Ordnung.
Es gelang ihnen zwar nicht, die ersten beiden
Hütten zu retten, doch die fünf anderen Gebäude konnten davor bewahrt werden,
ein Raub der Flammen zu werden.
»Wir müssen das Haus sichern!«, rief Ben seinem
Vorarbeiter zu. »Wenn die Flammen auf das Gutsgebäude übergreifen, können wir
den Brand nicht mehr löschen!« Er sah sich verzweifelt um. Wo war Charlotte? Und
wo Karl?
Endlich entdeckte er seine Frau. Sie stand mit
den anderen in der Menschenkette und reichte Eimer für Eimer weiter. Die alte
Mali, schon fast sechzig Jahre alt, saà abseits und hielt den kleinen Karl auf
dem Arm. Ben atmete auf, wenigstens sein Sohn war in Sicherheit! Er lief hinüber
zum Haus, reihte sich in die Menschenkette ein und versuchte zu retten, was zu
retten war.
Es brannte an drei Stellen gleichzeitig, und es
war nur der Tatsache zu verdanken, dass der Wind endlich nachgelassen hatte,
dass das Gutshaus verschont blieb.
»Der Stall!«, rief jemand. Ben zuckte zusammen,
als er die gelbroten Feuerzungen bemerkte, die aus der Stalltür leckten und sich
an den Holzbohlen neue Nahrung suchten. Rauchwolken drängten durch die
halbgeöffnete Tür, und jetzt, da sich die Aufmerksamkeit aller auf den
Stallbereich richtete, konnten sie das angstvolle, schrille Wiehern der Pferde
hören.
Ben zögerte nur einen Augenblick, dann packte er
einen vollen Wassereimer, schüttete ihn über sich aus und rannte in den
Stall.
»Nein!« Charlotte schlug die Hände vor den Mund
und sah ihm entsetzt nach. »Ben â¦Â«
Es dauerte nur ein paar Herzschläge lang, dann
brannten seine Augen, sie begannen zu tränen, und das nahm ihm die Sicht. Er
wischte sich mit der ruÃgeschwärzten Hand über das Gesicht, während er sich
halbblind vorwärtstastete. Linker Hand loderte ein neuer Brandherd auf, ein paar
Strohballen, die vom Heuboden herabgestürzt waren, gaben den Flammen, die gierig
hochzüngelten, neue Nahrung.
Die Pferde in den Boxen wieherten schrill, traten
gegen die Holzverkleidung der Boxen.
»Ruhig, ganz ruhig.« Ben tastete nach der ersten
Verriegelung, schob sie auf â und musste schnell beiseitespringen, denn die
Schimmelstute flüchtete voller Panik in Richtung Stalltür. Dort stand der
Torrahmen schon in Flammen, aber Ben sah durch die Rauchschwaden, dass das Tier
den Weg nach drauÃen fand.
Noch eine Stalltür, eine dritte â¦
Ben riss sich die Finger auf, als ein eiserner
Riegel klemmte. Seine Lungen schmerzten, und nun nahm ihm der Schmerz für einen
kurzen Moment ganz den Atem. Verbissen arbeitete er weiter. Fünf Pferde waren
bereits befreit, rannten schrill wiehernd ins Freie.
Dicht neben Ben fielen glimmende Balken zur Erde,
zerbarsten und schleuderten einen Funkenregen durch die Luft. Neue, kleine
Brände entstanden, drohten ihm die letzte Luft zu rauben, versengten seine
Kleider. Ben machte einen Schritt zur Seite â und spürte im gleichen Moment
einen heftigen Schlag an der Schulter. Ihm wurde schwarz vor Augen, und er ging
in die Knie.
»Master Ben!« Die
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