Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition)
aus der Dose und strich damit über einen der Steine, der die Feuerstelle umgab. Er fluchte leise, als keine Flamme entstand, warf das Hölzchen auf den Boden und holte ein neues heraus. Diesmal klappte es; als die ersten Flammen aufloderten, packte er weitere Zweige darauf.
»Halten Sie Ihren Fuß über das Feuer«, sagte er. »So nah wie möglich.«
»Wieso?«
»Weil die Hitze das Gift abtöten wird.«
Sie sah ihn zweifelnd an, rückte aber etwas näher. Der feuchte Rock klebte an ihren Beinen. Sie zog ihn ein kleines Stück nach oben und hielt ihren nackten Fuß unbeholfen in die Nähe der Flammen.
»Noch näher!« Im nächsten Moment hatte Noah sich neben sie gesetzt, streifte den nassen Saum ihres Kleides nach oben, packte ihren rechten Knöchel und zog ihren Fuß ans Feuer.
Isabel schnappte nach Luft und musste sich mit den Händen abstützen, um nicht umzufallen. Sein Verhalten war äußerst ungehörig! Sie zuckte vor der plötzlichen Hitze zurück, aber er hielt sie fest.
»Sie verbrennen mir ja den Fuß!«, protestierte sie.
»Jetzt hören Sie schon auf zu schimpfen!«
»Sollten Sie nicht besser einen der Missionsbrüder holen? Vielleicht Bruder Lorenz?«
Er schüttelte den Kopf. »Glauben Sie, die wüssten besser Bescheid? Und bis ich einen der Brüder geholt habe, könnten Sie … Ach, vergessen Sie es!«
»Was? Was könnte ich?«
»Vergessen Sie es, habe ich gesagt.«
Sie schwieg, lauschte auf das leise Knistern des Feuers und ihr hämmerndes Herz und versuchte, die Flammen zu ignorieren, die nah vor ihrer Fußsohle tanzten. Noahs Hand umfing noch immer ihren Knöchel. Wie gestern auch trug er eine Hose aus hellem Leinen und ein ebensolches Hemd, das er bis zu den Ellbogen hochgekrempelt hatte. In dieser Aufmachung sah er weit weniger exotisch aus, und nur die in viele dünne Strähnen gedrehten schwarzen Haare verrieten seine halb-papuanische Herkunft.
»Wie fühlt es sich an?«, fragte er nach einer Weile. »Können Sie den Fuß bewegen?«
Sie wackelte mit den Zehen. Ihr war noch immer schwindelig, aber die Übelkeit hatte nachgelassen, und auch der Schmerz schien allmählich abzuklingen.
»Ich glaube, es wird besser.« Ob er gemerkt hatte, dass dieses Bein ein wenig kürzer war als das andere?
»Tatsächlich? Zeigen Sie mal her.«
Er rückte etwas vom Feuer ab, das jetzt nur noch schwach brannte, ließ sie aber nicht los. Stattdessen drehte er sich zu ihr und hob ihren Fuß. »Ich kann ein paar Stacheln sehen. Sieht so aus, als wären Sie auf einen Seeigel getreten.«
»Was heißt das?«
»Dass Sie vermutlich Glück gehabt haben.«
Sie schrie auf, als er begann, auf ihrer Fußsohle herumzudrücken. »Hören Sie auf, bitte, hören Sie … ah!«
Sie versuchte, ihm ihren Fuß zu entziehen, aber er hielt sie fest. »Halten Sie still!«
»Was haben Sie vor? Mich umzubringen?«
»Ich versuche, die Stacheln herauszuholen. Oder wollen Sie, dass es sich entzündet?«
Isabel stöhnte auf, biss aber die Zähne zusammen, als er ihren Fuß weiter bearbeitete.
Endlich ließ er ihn sinken. »Sehen Sie? Wie ich es sagte, Seeigelstacheln.« Er streckte ihr seine Handfläche hin, auf der mehrere lange dunkle Dornen lagen, die er in die fast hinuntergebrannten Flammen warf. »Auch sehr schmerzhaft, aber bei weitem nicht so gefährlich wie ein Steinfisch.«
Ihre Fußsohle brannte, aber der heftige Schmerz in ihrem gesamten Fuß war einem dumpfen Pochen gewichen. Sie atmete auf, etwas zittrig, wie sie merkte. Und jetzt, da der Schmerz nicht mehr alles bestimmend war, kam ihr erst zu Bewusstsein, wie sie hier saß; in einem nassen Rock, der so weit hochgeschoben war, dass man den spitzenbesetzten Saum ihrer langen Unterhosen am Knie sehen konnte, ihren rechten Fuß auf dem angewinkelten Bein eines Mannes, den sie kaum kannte. Sie konnte sein feuchtes Hosenbein spüren. Und darunter die Wärme seiner Haut.
Glühend vor Scham zog sie den Rock tiefer, bis er zumindest ihre Waden bedeckte. »Ich sollte jetzt wohl –«
Seine Hand legte sich auf ihren Fußrücken. »Noch eine Weile sitzenbleiben, bis es besser wird.«
Ohne Isabels Fuß loszulassen, legte er weitere Zweige auf die ersterbenden Flammen. »Bekommen Sie genügend Luft?«
Sie nickte, obwohl das feuchte Korsett sich wie im Klammergriff um ihren Brustkorb zu schmiegen schien. Aber wenn sie jetzt etwas Entsprechendes sagte, würde er vermutlich von ihr verlangen, es zu öffnen.
»Was tun Sie da?«, schreckte sie auf, als sich nun auch
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