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Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition)

Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition)

Titel: Im Herzen der Koralleninsel: Ein Südseeroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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Bruder?«
    »Mein … Halbbruder.« Noch musste sie an dieser Geschichte festhalten, wollte sie nicht riskieren, dass sie ihn hier womöglich zurückließen. »Ich … ich werde Ihnen alles erklären, aber bitte, helfen Sie ihm!«
    Stumm sah sie zu, wie Dr. Timm Noah untersuchte, seine Lider hochzog, seinen Kopf hin und her drehte, seine Arme und Beine hob und ihm mit dem Handrücken leicht ins Gesicht schlug. Auf nichts reagierte er.
    »Was ist mit ihm?«
    »Vermutlich ein Schlangenbiss.« Der Arzt deutete auf zwei punktförmige Einstiche an Noahs rechtem Handrücken. »Das Gift scheint eine Lähmung sämtlicher Muskeln zu bewirken. Es ist erstaunlich, dass er überhaupt noch atmen kann.«
    Hatten sie ihn zum Sterben hierhin gelegt? Wie lange lag er hier schon, vor der Sonne und Fliegen durch den Farnwedelhaufen geschützt? Wie lange kämpfte er schon um jeden mühsamen Atemzug?
    Erneut rang er nach Luft, quälend langsam dehnte sich sein Brustkorb mit einem leise rasselnden Geräusch.
    »Er erstickt!« Isabel gab sich keine Mühe, die Panik in ihrer Stimme zurückzuhalten.
    »Nicht, wenn ich es verhindern kann.«
    Dr. Timm holte kurz und tief Luft, beugte sich vor und blies seinen Atem in Noahs Nasenlöcher.
    Noahs Finger zuckten, Isabel sah, wie sein Brustkorb sich hob.
    Dann ertönte wildes Geschrei: Die Donowai waren zurückgekehrt.
     

18.
    Ein Hagel langer Pfeile sirrte über sie hinweg, bohrte sich in Boden und Büsche. Isabel war vor Schreck wie erstarrt. Sie fuhr zurück, als ein Pfeil dicht neben ihr in die Bambusumzäunung des Kasuarpferchs fuhr und dort steckenblieb. Mit pochendem Herzen duckte sie sich neben Dr. Timm hinter den Farnwedelhaufen.
    Was nun folgte, erlebte sie wie unter Schock. Sie empfand nicht einmal richtige Angst. Jensen, der aus dem Pferch gerannt war, schrie auf, als ihn ein Pfeil in den Arm traf. Isabel sah einen der dunklen, wilden Männer mit einer Keule mit sternförmigem Aufsatz auf den Träger Tupia zustürmen. Ein Schuss hallte durch das Dorf, und der Wilde stoppte mitten im Lauf, als wäre er gegen eine unsichtbare Wand geprallt. Dann sank er zu Boden, Blut quoll aus seinem Mund. Weitere Schüsse fielen, schallten laut und dröhnend wie Donnerschläge durch den Urwald. Das anfangs wütende Gebrüll der Donowai verwandelte sich in Schmerzensschreie.
    Es war ein ungleicher Kampf. Die Forschergruppe war mit ihren Gewehren den nur mit Keulen und Bogen bewaffneten Donowai eindeutig überlegen. Dennoch ließ sich das gute Dutzend Wilde nicht so leicht einschüchtern. Erneut schossen sie Pfeile ab, griffen wieder an. Tupia, der nicht mehr zum Nachladen gekommen war, wehrte sich mit dem Gewehrkolben gegen einen keulenschwingenden Donowai.
    Isabel drehte sich um – und schrie auf, als Korua-Kolta, der Häuptling, mit hassverzerrtem Gesicht auf den Pferch zulief, eine riesige Keule in der Hand.
    Das Messer! Sie hatte ja noch das Buschmesser! In Panik griff sie nach der Waffe, die sie neben sich hatte liegen lassen. Aber da ertönten gleich mehrere Schüsse, und der furchterregende Häuptling der Donowai brach, von den Kugeln getroffen, kurz vor dem Pferch zusammen und rührte sich nicht mehr.
    »Kommen Sie, Fräulein Maritz, schnell!« Dr. Timm zog sie nach oben und rief nach seinem Träger Buassi.
    Der Tod ihres Häuptlings schien die Wilden in eine Art Schockstarre versetzt zu haben. Isabel sah noch weitere tote oder verletzte Donowai. Die Überlebenden hatten sich unter das Männerhaus geflüchtet und drängten sich zwischen den Pfeilern zusammen.
    Buassi lud sich Noah auf die Schulter, dann ließen sie das Dorf hinter sich und machten sich mit eiligen Schritten auf den Weg zum Fluss. Hintereinander hasteten sie den Dschungelpfad entlang, der zur zerstörten Brücke führte. Äste, die in den Weg hingen, streiften sie und schnellten peitschend zurück. Hinter Isabel keuchte Jensen, der den langen Schaft, der aus seinem Arm ragte, mit Dr. Timms Hilfe abgebrochen hatte. Zum Glück kannten die Donowai keine Giftpfeile. Dennoch fürchtete Isabel, jeden Moment das sirrende Geräusch fliegender Pfeile zu vernehmen oder sich einem der Donowai-Krieger gegenüberzusehen. Und wo waren die Frauen der Wilden? Sie mussten den Gewehrlärm gehört haben, dennoch zeigte sich keine von ihnen. Vermutlich waren sie vor den Kampfgeräuschen fortgelaufen und versteckten sich im Wald. Isabel betete darum, dass es so blieb. Sie wollte nicht, dass die Frauen, die immer freundlich zu ihr gewesen waren,

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