Im Herzen der Wildnis - Roman
bist für dich selbst verantwortlich!«
Er zögerte kurz, aber dann gab er nach. »Aye, Skipper!«
Im Schein der Morgendämmerung verblasste das Polarlicht allmählich, und die Eisberge leuchteten nicht mehr grün, sondern weiß. Es war kurz nach ein Uhr morgens, doch Rob, eingemummelt in einen Fellparka, saß noch immer in seinem Liegestuhl an Deck. Er konnte sich nicht von dem Anblick der Eisberge losreißen. Alaska war fantastisch!
Die Sturmfront im Golf von Alaska hatte sich nach Westen verlagert. Am Himmel funkelten hinter dem Polarlicht die Sterne, und trotz der eisigen Kälte versprach es ein schöner und warmer Sommertag in Valdez zu werden – mit Temperaturen von einigen Grad über dem Gefrierpunkt. Die flirrende Hitze im australischen Outback machte Rob nichts aus, aber die eisige Kälte in Alaska war er einfach nicht gewöhnt.
Als plötzlich die Schwanzflosse eines Wals zwischen den Eisbergen auftauchte, sprang er auf und eilte zur Reling. So viel gab es zu sehen! Rob schaute und staunte, bis das Schiff in den Fjord von Valdez einbog. Der Kapitän erschien an Deck. Sie würden Valdez gegen drei Uhr morgens erreichen, kurz vor Sonnenaufgang. Rob schmunzelte: »Dann werfen wir mal Colin, Josh und Ian aus dem Bett. Sobald wir Valdez erreichen, geben Sie das Signal mit dem Nebelhorn.«
Er beobachtete Tümmler am Bug, die neben dem Schiff herflitzten, Seelöwen auf den schroffen Felsen am Ufer und Bären am Strand unterhalb der dichten Wälder. Ein Weißkopfadler folgte dem Schiff und schwang sich dann hinauf zu einem Gipfel oberhalb des Fjordes. Sie passierten die majestätische Eiswand eines kalbenden Gletschers. Das Donnern der herabstürzenden Eismassen, die das Wasser zum Kochen brachten, dröhnte durch die kristallklare Stille. Rob war todmüde, aber glücklich. An Schlaf war nicht zu denken!
Warum Valdez »Switzerland of Alaska« genannt wurde, begriff Rob, als die Stadt am Fuß der schneebedeckten Berge schließlich in Sicht kam. Die Hütten aus Holz, ringsum von rauschenden Wasserfällen umgeben, erinnerten tatsächlich an ein Bergdorf in den Schweizer Alpen.
Drei Männer warteten auf der Mole, dass die Jacht anlegte. Sie winkten ihm zu, wuchteten die Gangway an Bord und begrüßten ihn. »Mr Conroy, willkommen am anderen Ende der Welt. Ein weiter Weg von Down Under nach Up here .«
»Rob.« Er ergriff die ausgestreckte Hand und packte zu.
»Ich bin Colin. Wie war die Reise?«
»Fantastisch.« Rob deutete zum Himmel. »Das Polarlicht ist überwältigend schön.«
»Und dieses Jahr ist es sogar besonders beeindruckend. Im Sommer ist es sonst nur sehr selten zu sehen, weil die Tage so lang sind und der Himmel nicht richtig dunkel wird.«
»Und herzliche Grüße von Shannon soll ich ausrichten.«
»Ihr beide habt euch also schon kennengelernt«, rief Colin.
»Wir waren drei Tage zusammen in der Wildnis.«
Eine weitere Hand wurde ihm entgegengeschoben, und Rob ergriff sie. »Ich bin Josh.«
»Schöne Grüße von Sissy.«
Josh lachte. »Du warst keine sechs Tage in San Francisco und hast Shannon und Sissy kennengelernt? Du gehst aber ran!«
Sein Freund schob ihn zur Seite und streckte die Hand aus. »Ich bin Ian.« Er feixte. »Und ich habe keine Schwester.«
»Hey, Ian! Freut mich, dich kennenzulernen.«
Colin legte Rob die Hand auf die Schulter. »Dann wollen wir dem Aussie mal Alaska zeigen. Josh und Ian werden uns in die Berge begleiten. Die Pferde sind gesattelt, und deine Ausrüstung wird sicher gleich vom Schiff geladen. Wie wär’s mit Frühstück, bevor wir aufbrechen? Rentiersteak mit Bratkartoffeln und Speck, morgens um halb vier? Dazu Kaffee? Danach gibt’s Blaubeerkuchen. Ian hat ihn gestern gebacken.«
»Yeah, das klingt gut.«
Colin haute ihm auf die Schulter. »Na, dann komm!«
Nach dem Frühstück packte Josh den Aussie und schob ihn zu seinen Hunden, die kläffend um sie herumsprangen. »Rob, ich werde dich jetzt ganz offiziell bekannt machen.« Er pfiff durch die Zähne. »Randy, komm her!« Als der weiße Husky herantrabte und vor ihm stehen blieb, ging Josh in die Knie und winkte Rob neben sich. »Darf ich vorstellen? Randy ist mein Leithund. Ein Prachtkerl – und ein guter und zuverlässiger Freund. Er läuft bis zum Umfallen. Na los, sei höflich, Randy, und gib Pfötchen.«
Rob lachte, als er die Pfote des Huskys schüttelte, der ihn mit großen blauen Augen anguckte. »Er bellt mich gar nicht an.«
»Weil ich dabei bin. Ich bin sein Boss. Und du bist
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