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Im Herzen der Wildnis - Roman

Im Herzen der Wildnis - Roman

Titel: Im Herzen der Wildnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Sanders
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Jacht, und sie stiegen aus.
    Er nahm sie fest in die Arme und spürte, wie sie zitterte. Sie küssten sich voller Leidenschaft und Begehren.
    »Ich komme bald zurück.«
    Sie strich ihm durch das Haar und lächelte wehmütig. »Ich warte auf dich.«

17
    Im Südosten verfinsterte sich der Himmel über den kanadischen Coast Mountains und der amerikanischen Inside Passage weiter, doch Shannon hielt unbeirrt Kurs Nordnordwest. Alaska hatten sie erreicht. Bis Sitka waren es nur noch zwei oder drei Stunden. Besorgt blickte sie sich um. Ein Sturm kam auf, die Wolken sahen bedrohlich aus, die Dünung nahm weiter zu, und das zum Zerreißen gespannte Segel fing die heftigen Böen ein. Mit sturmzerzaustem Haar stand sie breitbeinig an Deck und umklammerte das Steuer mit beiden Händen. Bis zum Hafen von Sitka würden sie es nicht mehr schaffen, sie mussten vorher Schutz suchen. Plötzlich schlug der Wind um, und das Segel knatterte so stark, dass sie befürchtete, es würde reißen. Schwarze Wolken im Südwesten!
    Sie lehnte sich über das Ruder und brüllte gegen das Tosen des Sturmes und des Meeres an: »Skip!«
    Sie wartete zwei Minuten. Drei. Vier. Doch er kam nicht an Deck. »Skip! Wir müssen kreuzen! Ich brauche dich am Segel!«
    Das Schiff krängte unter dem Anprall der heftigen Böen so stark, dass er unmöglich in seiner Koje schlafen konnte! Und die Brecher ließen das Boot erbeben!
    Fluchend stolperte sie auf dem gischtnassen Deck um das Ruder herum, ohne ihren Griff zu lockern. Sie beugte sich hinunter zum Einstieg in die Kabine und brüllte: »Skiiiiip!«
    Ihre Augen brannten von der salzigen Gischt, und sie konnte im heftigen Wind nur blinzeln. Bei einer Bö, die das Boot in eine Woge krachen ließ und sie umzureißen drohte, wäre sie beinahe auf den Planken ausgeglitten. Es begann zu regnen. Erst hüllte eine feine Gischt das Boot ein, dann prasselte ein heftiger Guss nieder. Im Osten zuckten die ersten Blitze durch den schwarzen Himmel.
    Es kostete sie viel Kraft, das Boot bei den heftigen Böen aus zwei Windrichtungen unter Kontrolle zu halten. Sie musste kreuzen und schnelle Wendemanöver fahren, und dafür brauchte sie Skip am Segel. Allein schaffte sie das nicht! Wenn sie das Ruder verließ, konnte das Boot in wenigen Augenblicken umschlagen und sinken. »Skiiiiip!«
    Der Golf von Alaska wurde immer aufgewühlter, und Shannons Boot krachte in die brodelnden Wogen, deren Farbe schon bald von Schiefergrau zu öligem Schwarz wechselte. Blitze erleuchteten den Himmel. Den Donner konnte sie wegen des Tosens um sie herum nicht hören. Wie weit mochte das Gewitter noch entfernt sein? Sie umklammerte das vibrierende Ruder und blinzelte gegen den niederprasselnden Regen hinauf zum Masttopp. Ein blaues Licht waberte um die Spitze des Mastes. Ein Elmsfeuer! Nicht gut, gar nicht gut!
    »Skiiiiip!« , brüllte sie verzweifelt und stemmte sich mit aller Kraft gegen das Ruder. Ob er verletzt war? Oder ertrunken? Wie hoch mochte das überkommende Wasser in der Kabine schon stehen? Das Boot wurde immer schwerer und behäbiger.
    Sie musste nach Skip sehen. Aber sie durfte das Boot nicht in den Wind schießen lassen. Die Lone Cypress krängte schwer, die Segel waren zum Zerreißen gespannt, der Bug donnerte mit großer Wucht in die schaumigen schwarzen Wogen, aber sie musste zu ihrem Bruder. Irgendetwas war geschehen. Der Regen und die Gischt peitschten ihr ins Gesicht, als sie das Ruder festband und zum Niedergang taumelte.
    Auf den Stufen glitt sie aus und stürzte hinunter in die stark geneigte Kabine, in der das Wasser hin und her schwappte. Skip lag verkrümmt an der Außenseite seiner Koje, die sich unterhalb der Wasserlinie befand. Seine Augen waren geschlossen, die Lippen geöffnet. Er schien bewusstlos zu sein.
    Shannon stapfte zu ihm hinüber und zog die Ausrüstungsgegenstände von ihm herunter. Sie waren durch die Kabine geschleudert worden. Panisch rief sie: »Skip?«
    Er rührte sich nicht. Sie packte ihn bei den Schultern und schüttelte ihn. Sein Kopf taumelte haltlos nach hinten und schlug bei einem Brecher, der das Boot erzittern ließ, gegen die Bordwand. Trotz ihrer panischen Angst zwang sie sich zu Ruhe und Besonnenheit. Sie legte die Hand auf seine Stirn. Skip war ganz kalt. Sie tastete nach seinem Puls, konnte ihn aber nicht fühlen. Zu schwach, zu langsam? Oder … Nein, nicht das!
    Sie untersuchte sein Genick. Es war nicht gebrochen. Er war auch nicht verletzt, denn sie fand kein Blut auf seiner

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