Im Herzen der Wildnis - Roman
ihr die Schnur des Luftballons hin, der über ihnen schwebte. »Für mein Mädchen.«
Sie lachte, zog den Ballon zu sich herunter und las das Kärtchen, das er eben geschrieben hatte. Sie küsste ihn, band die Schnur um ihr Handgelenk und ließ den Ballon wieder steigen. »Wie süß von dir. Ich liebe dich auch.«
»Warum hast du dir den Film eigentlich nicht letzten Monat bei der Premiere in Los Angeles angesehen?«
»Weil es mit dir viel schöner ist.« Ihre Augen blitzten. »In Los Angeles hätte mir niemand einen Luftballon mit einem Liebesbrief in die Loge des Filmtheaters gebracht. Oder Zuckerwatte. Und niemand hätte dabei meine Hand gehalten.«
Die Gaslichter wurden heruntergedreht, und die ersten Takte der Musik erregten die Aufmerksamkeit der Zuschauer.
Shannon zupfte an ihrer Zuckerwatte, schob sich die süßen Wattebäusche in den Mund und richtete ihren Blick auf die große Leinwand, die wie ein Segel zwischen den Zypressen aufgespannt war. Das Flimmern des Films beleuchtete ihr Gesicht, und die mitreißende Klaviermusik beschwingte sie. Sie lehnte sich gegen ihn, und der Luftballon tanzte über ihnen durch den Abendhimmel, an dem die ersten Sterne funkelten.
Das Logo von Conroy Pictures erschien. Dann wurde der Name der Regisseurin eingeblendet, die A Winter in New York gedreht hatte. Copyright Oktober 1905.
Mit Ausnahme der Innenaufnahmen, die in den Studios in Los Angeles entstanden waren, spielte die romantische Liebesgeschichte in New York. Bilder des Broadway flimmerten über die Leinwand, ein verliebtes Paar inmitten von Hochhäusern, Streetcars und Pferdekutschen. Dann ging es in die Tiefe. Die beiden stiegen in die Subway. Die Kamera, offenbar auf einem nachfolgenden Wagen montiert, folgte dem anfahrenden Subway Train in den Tunnel. Fasziniert verfolgte Josh auf der Leinwand die Fahrt. Die nächste Szene zeigte das grandiose Panorama des verschneiten Central Park. Die Luftaufnahme des zugefrorenen Sees mit den Schlittschuhläufern verschlug ihm den Atem.
Die Schlittschuhläufer wirbelten über das Eis, die Klaviermusik wurde beschwingter und mitreißender. Das Liebespaar fasste sich bei den Händen und tanzte ganz selbstvergessen durch die Menge der skatenden New Yorker.
Shannon lehnte sich gegen ihn und küsste ihn. Im Widerschein des Flimmerns auf der Leinwand leuchtete ihr Gesicht. »Was für eine unglaubliche Nacht.«
Der Film war vergessen, Josh konnte seine Augen nicht von ihr lassen. Er rückte ein wenig näher an sie heran, legte seinen Arm um sie und schmuste mit ihr. »Es ist so schön mit dir«, flüsterte er, und seine Stimme klang rau.
Sie nahm seine Hand, zog sie auf ihren Schoß und schob ihre Finger zwischen seine. Ihre Augen funkelten dabei. »Komm!«
Shannon sprang auf und schob sich an den Zuschauern vorbei zur Treppe. Josh folgte ihr in geduckter Haltung nach unten und ging hinter ihr um die Tribüne herum. Unter dem Holzgestell blieb sie stehen und drehte sich zu ihm um. Sie öffnete den Knoten an ihrem Handgelenk und ließ den Luftballon fliegen. Sie schaute ihm nach, bis er zwischen den Sternen verschwunden war. Dann sah sie Josh an und legte ihm die Hand auf die Schulter. Seine Muskeln spannten sich an. Mit einem Lächeln, das er in der Dunkelheit nur erahnen konnte, reichte sie ihm die Hand, und ihre Bewegungen waren von einer Sinnlichkeit, die sein Herz schneller schlagen ließ. Ein herrlich warmes und erregendes Gefühl durchströmte ihn.
Heute Nacht, Josh! Es ist so weit! Du hast so lange darauf gewartet!
Ganz sanft nahm er sie in die Arme und tanzte mit ihr zu der schönen Musik. Er wartete darauf, dass sie ihm Einhalt gebot, weil seine Hände über ihren Rücken streiften und auf ihrem Po liegen blieben. Doch sie sagte nichts. Ihre Bewegungen waren ganz weich, und ihr Körper schmiegte sich eng an seinen. Ein erregendes Gefühl! Es fühlte sich gut an, weil er wusste, dass sie zulassen würde, was unweigerlich geschehen würde.
Josh strich ihr eine Strähne aus der Stirn und liebkoste sie, während sie sich langsam um sich selbst drehten. »Du bist so wunderschön!«
»Und du bist der aufregendste Mann, den ich kenne.« Lächelnd legte sie ihre Hand an seine Wange, und er schloss für einen Moment die Augen, um die sanfte Berührung ihrer Finger auf seinen Lippen zu genießen. »Ich liebe dich so sehr!«
»Und ich liebe dich.«
Sie waren sich so nah, dass er ihren Herzschlag spüren konnte. Ihre Herzen schlugen nach all den Jahren der Trennung
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