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Im Herzen der Wildnis - Roman

Im Herzen der Wildnis - Roman

Titel: Im Herzen der Wildnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Sanders
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jemals zuvor. Nur selten trafen sie sich in Ians Haus. Dabei gab er sich solche Mühe! Er kochte dann immer für sie. Und er schmückte das Haus wie an jenem Wochenende, als er ihr den Heiratsantrag gemacht hatte: Rosenblüten, Kerzen, romantische Fotos von ihren Reisen nach Monterey und Yosemite, schöne Erinnerungen an das Glück, das sie geteilt hatten, herzbewegende Liebesbriefe. Die Schneekugel, die sie ihm geschenkt hatte, als er aus Alaska zurückgekehrt war, stand noch immer im Bücherregal: Shania und Jay tanzten ihren Liebestraum . Aber es war nicht mehr so wie damals. Und vielleicht würde es nie wieder so sein, so verträumt und schön. Denn sie waren nicht mehr dieselben. Trotzdem genoss sie diese seltenen, kostbaren Augenblicke mit ihm.
    Shannon atmete tief durch. »Danke, Rob«, sagte sie, und ihre Worte kamen aus tiefstem Herzen. »Ich weiß nicht …«
    Ein gellender Schrei unterbrach sie. War das Ronan?
    Rob und sie sahen sich bestürzt an.
    Ronan!, dachte sie. Ist ihm etwas passiert? Ist er verletzt?
    Schreckliche Bilder schossen ihr durch den Kopf. Sie hatte plötzlich panische Angst. Mit einem Satz sprang sie aus dem Bett. Im Nu rannte sie die Treppe hinunter, stürmte in den Salon und riss die Fenstertüren zum Garten auf. »Ronan?« Ein verzweifeltes Weinen wies ihr den Weg durch die Büsche. »Skip! Wo bist du? Bist du bei Ronan?«
    Dort vorn, hinter der Bougainvillea, malte er immer. Von dort kam auch das entsetzte Schluchzen. »Mommiiieee!«
    »Ronan! Ich komme schon!«
    Er schrie noch lauter, als er sie näher kommen hörte, sprang auf, taumelte ihr entgegen und kreischte. Shannon nahm ihn auf den Arm und küsste sein verheultes Gesicht. »Was ist denn los, mein Süßer? Wo ist Skip?«
    »Wir haben doch nur am Strand herumgetobt, Mommy.«
    Wie ein Schmerz durchzuckte sie die Vorahnung. Nein, nicht das! Um Gottes willen! Sie rannte los, kämpfte sich mit Ronan auf dem Arm durch die Bougainvillea und erreichte den Strand. In verdrehter Haltung lag Skip in der Brandung. Ronan klammerte sich an ihr fest, presste sein tränennasses Gesicht in ihr Nachthemd und brüllte sich heiser. Shannon stellte ihn auf den nassen Sand und kniete sich neben Skip. Das zurückfließende Wasser riss an ihm. Sie umarmte ihren Bruder.
    Eine Welle überspülte sein Gesicht. Sand blieb in seinen Haaren hängen, Salz auf seiner Haut.
    Das Lächeln auf seinen Lippen erschütterte sie zutiefst und versetzte ihr einen Stich ins Herz. Sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten und weinte mit Ronan. Skip würde nie mehr antworten, nie mehr lachen, nie mehr weinen.
    Ihr Bruder war tot.
    Und sie war nicht bei ihm gewesen, als er starb.

36
    Er hatte Schmetterlinge im Bauch, so sehr freute er sich auf den Abend mit ihr. Mit dem Luftballon und den beiden Zuckerwattestöckchen in den Händen kehrte Josh zu Shannon zurück, die ihn mit seiner Jacke über den Schultern auf der überfüllten Tribüne des Nickelodeons erwartete. Im November konnten die Abende in Carmel-by-the-Sea ein wenig kühl sein.
    Während Josh sich durch die Menge der Kinobesucher drängte, versuchte er, die Erinnerungen an die schreckliche Zeit vor zwei Jahren abzuschütteln. Aidans Selbstmord. Robs Schlaganfälle. Skips Attentat auf Caitlin. Und der Tod ihres Bruders, der Shannon völlig aus der Bahn geworfen hatte.
    Sie waren nicht in die Südsee gefahren. Aber in den folgenden Wochen hatten sie sich oft zu Strandspaziergängen getroffen oder hatten vor dem Kaminfeuer gesessen und geredet. Es waren Stunden des stillen Glücks gewesen, in denen sie ihre Liebe neu entdeckten. Sie hatte sich verändert. Durch den Schmerz, den sie beide hinnehmen mussten, war ihre Liebe reifer geworden, ruhiger, inniger. Und vielleicht noch intensiver als vor fünf Jahren, als sie in das Leben des anderen gestolpert waren. Der Liebesrausch voller Sinnlichkeit und Lust war einem neuen Gefühl gewichen: dem Gefühl, für immer zusammenzugehören. Wenn sie sich in den letzten Monaten trafen, achtete Shannon darauf, dass weder sie noch Rob das Gefühl hatten, sie nähme ihm auch nur einen Augenblick ihrer gemeinsamen Zeit weg. Ihre Gedanken galten ihm. Aber ihre Hoffnung auf Glück, ihre Sehnsucht nach Liebe richtete sie nun auf Josh. Und das gab ihm die Kraft, all die Jahre auf sie zu warten.
    Josh stieg die Treppe hinauf, setzte sich neben Shannon auf die Holzbank und reichte ihr die Zuckerwatte.
    »Es geht los. Das Kino ist bis zum letzten Platz ausverkauft.«
    Er hielt

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