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Im Herzen der Wildnis - Roman

Im Herzen der Wildnis - Roman

Titel: Im Herzen der Wildnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Sanders
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fest. »Und ich für dich, Skip.«
    Am frühen Morgen herrschte eine tiefe Stille, nur unterbrochen vom Gezwitscher der Vögel und dem Rauschen der Baumwipfel im Wind, der den Nebel vom Pazifik herüberwehte. Josh trieb sein Pferd an. Nur weg!
    Als er am Landhaus vorbeitrabte, sah er durch die offenen Fenstertüren die vornehme Gesellschaft beim Frühstück. Bedienstete servierten Toast, Schinken und Ei, während die heiratsfähigen Ladys und ihre Eltern mit ernster Miene und steifem Rücken ihr Mahl einnahmen. Charlton trank eine Tasse Kaffee und ertrug mit verkniffener Miene das Gefasel seiner Tischdame, die ihn vermutlich gerade nach Josh fragte. Denn der Stuhl neben ihr, wo er jetzt eigentlich sitzen sollte, war leer.
    Er galoppierte durch den Garten, setzte mit einem gewaltigen Sprung über ein Rosenbeet und verschwand im nebligen Wald. Er genoss die kühle Morgenbrise, lauschte auf das vertraute Knarzen des Sattelzeugs und folgte einem Pfad, den er beim ersten Gatter wieder verließ, um aufjauchzend über eine gemähte Wiese zu preschen. Wie herrlich das Gras und die Kräuter dufteten! Und wie die Vögel hochflatterten!
    Josh überquerte blütenübersäte Lichtungen, sprang über rauschende Bäche und hielt sich nach Norden, in Richtung des Sonoma Valley. Mit der Stille kehrte die innere Ruhe zurück. Nach dem Geplapper der letzten beiden Tage seine eigenen Gedanken wieder wahrzunehmen und nach dem Gezupfe an seinen Ärmeln wieder selbst zu entscheiden, wie er die nächsten Stunden verbrachte, war erfrischend. Die Wochenenden in den Landhäusern von Charltons Freunden und Geschäftspartnern gingen ihm ziemlich auf die Nerven.
    Der Wald wurde dichter, aber es gab nur wenig Unterholz, sodass er zwischen den Bäumen und Farnen über den weichen Waldboden traben konnte. An einer Quelle glitt er aus dem Sattel und legte sich auf den Boden, um das Gesicht ins kalte Wasser zu halten und seinen Durst zu stillen. Als er sich aufsetzte, um sich das Gesicht abzuwischen, hörte er das Hämmern eines Spechtes. Wie schön es hier war, wie ruhig und einsam! Das Gefühl vollkommener Freiheit war berauschend!
    Er nahm die Zügel und schwang sich wieder in den Sattel. Schon bald hob sich der Nebel, und auf den Lichtungen reckten sich Blüten einem kristallklaren Himmel entgegen. Er erklomm die Hügelkette und stieg auf der anderen Seite in ein Tal hinab, wo ein plätscherndes Rinnsal im Sonnenlicht glitzerte. Schmetterlinge tanzten einen wirbelnden Reigen, Vögel zwitscherten im Gebüsch, und als er näher kam, sprang ein Kaninchen hoch und verschwand in den Gräsern. Auf einem Viehsteig überwand er eine weitere Anhöhe und folgte eine halbe Stunde lang einem schmalen Canyon.
    Auf einer Wiese entdeckte er eine Blockhütte mit verfallenem Stall und verwildertem Küchengarten und einer grandiosen Aussicht auf das Sonoma Valley. Die Hütte war verlassen, und es würde nicht mehr lange dauern, bis die Wildnis sie überwuchert hatte. Dahinter lagen umgestürzte und mit Moos bedeckte Bäume, die die Winterstürme entwurzelt hatten.
    Josh sprang aus dem Sattel, ließ den Hengst grasen und schlenderte mit der Satteltasche über der Schulter zur Veranda. Dort setzte er sich auf eine Holzbank und breitete auf dem Tisch sein Schreibzeug aus. Eine Weile genoss er die Morgenstimmung, dann schraubte er den Federhalter auf.
    Ian,
    ich bin auf der Flucht. Heute Morgen habe ich das Landhaus verlassen, während die Wochenendgesellschaft frühstückte. Ich habe mir ein Pferd gesattelt und bin in die Wildnis verschwunden, um meinen Seelenfrieden wiederzufinden.
    In meinem letzten Brief habe ich Dir geschrieben, dass zwischen Charlton und mir die Funken fliegen. Vor einigen Tagen sind wir wieder aneinandergeraten. Er hat herausbekommen, dass Gwyn sich in Eoghan verliebt hat. Und er hat getobt, als sie ihm unter Tränen gestand, dass sie nicht mich, sondern ihn heiraten will. Charlton hat mit der Faust auf den Tisch gehauen, und Gwyn ist weinend zu Sissy geflüchtet, um sich von ihr trösten zu lassen. Er fühlte sich von mir getäuscht. Er drohte mir, meine Affäre mit Shania mit allen Mitteln zu unterbinden, wenn ich mir nicht endlich eine Frau suche. Dieses Wochenende hat er mich begleitet, damit ich mich nicht wieder aus der Gesellschaft fortstehle, um mich mit Shania zu treffen. Ian, er geht zu weit! Er versucht, mich von ihr abzulenken, aber er ist bemüht, keinen weiteren Streit zwischen uns zu provozieren, der unser Vertrauensverhältnis

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