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Im Herzen der Wildnis - Roman

Im Herzen der Wildnis - Roman

Titel: Im Herzen der Wildnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Sanders
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kein Gold von dir.«
    »Was dann?«
    Ian zögerte einen Augenblick und lenkte schließlich ein. »Na ja, wenn du darauf bestehst …«
    »Tu ich! Um unserer Freundschaft willen.«
    »… dann gib mir einen von den arktischen Opalen.«
    »Und wenn sie wertlos sind?«
    Ian zuckte lässig mit den Schultern. »Dann haben wir beide verloren. Ich einen Stein und du einen ganzen Berg.«

13
    Noch ganz außer Atem von dem wilden Pferderennen am Strand, stürmten Shannon und Skip lachend die Treppe hinauf. Während sie in ihrem Schlafzimmer verschwand, um sich umzuziehen, zog Skip in seinem Zimmer die Schublade mit seinem Atlas und ihren Briefen, Postkarten und Telegrammen aus aller Welt heraus. Mit der vollgestopften Lade ging er hinüber zu ihr. Die Tür stand weit offen. Er steckte den Kopf ins Zimmer. »Shannon?«
    »Bin gleich so weit.« Die Stimme aus dem Bad klang gepresst.
    Er trat ins Zimmer und lauschte. Ein leises Rascheln auf den Fliesen war zu hören, aber auch noch etwas anderes. Sie japste, als ränge sie um Luft. Die Toilettenspülung rauschte.
    Nein, bitte nicht schon wieder! Beunruhigt stellte Skip die Schublade auf ihren Schreibtisch und setzte sich. Durch die offenen Fenster drang eine kühle Brise in den Raum, eine willkommene Erfrischung in diesem ungewöhnlich heißen Mai. Mit einer Postkarte fächelte er sich Luft zu.
    Shannon kam aus dem Bad. Sie hatte Hemd, Breeches und Reitstiefel abgelegt und trug jetzt ein elegantes Sommerkleid, das sie letzte Woche gekauft hatte. Sie war so blass und zittrig! Und sie taumelte, als wäre ihr schwindelig! Was hatte sie denn bloß? Hatte der Besuch an diesem Morgen auf Alcatraz ihr mehr zugesetzt, als sie zugeben wollte?
    Während ihres Ausrittes hatte sie ihm von Aidan erzählt. Er war traurig gewesen, dass Shannon ohne Claire gekommen war, die keine Besuchserlaubnis erhalten hatte. Sie hatte Aidan erzählt, dass sie nach Washington gefahren war, um den Präsidenten zu bitten, ihn zu begnadigen. Shannon hatte ihm McKinleys Brief gezeigt, der ihr gegenüber respektvoll war, ein Pardon jedoch strikt ablehnte. Lebenslänglich! Shannon hatte versucht, Aidan durch das Gitter hindurch zu trösten. Er hatte sich noch nicht wieder beruhigt, als der Lieutenant, der die ganze Zeit anwesend war, sie zum Boot zurückeskortiert hatte.
    Der Besuch auf Alcatraz hatte sie sehr belastet, daher hatte Skip den Ausritt vorgeschlagen. Ein beklemmendes Gefühl von Scham und Schuld erfüllte ihn, wenn er sich vorstellte, wie sehr sie sich um Aidan und ihn sorgte. Aber so war sie: einfühlsam, hingebungsvoll und aufopfernd. Wie Caitlin sah sie es als ihre Pflicht an, die Ehre und den Namen der Familie zu bewahren.
    Und ich mache es ihr wirklich nicht leicht, dachte er. Shannon liebt Jay, aber ich halte sie davon ab, so oft wie möglich mit ihm zusammen zu sein. Er wusste nicht, wie er ihr das, was sie für ihn tat, jemals vergelten sollte. Sie rettete ihm das Leben, sie sprang vom Boot ins kalte Wasser, um ihn aus der Strömung zu ziehen. Niemand reichte ihr eine helfende Hand, auch Caitlin nicht. Und es kostete sie unendlich viel Kraft.
    Genau so wirkte sie in diesem Augenblick: abgekämpft, blass und zittrig. »Skip, hilfst du mir mal?« Sie kam zum Schreibtisch herüber und wandte ihm den Rücken zu.
    Er sprang auf und schloss die Knöpfe ihres Kleides. »Shannon, du bist so wunderschön! Und du riechst so gut!«
    Sie drehte sich zu ihm um und rang sich ein Lächeln ab. »Ein neues Parfum. Jay hat’s mir geschenkt. Gefällt’s dir?«
    Sie konnte ihn nicht täuschen, dafür waren sie zu vertraut. Sie hatte das Parfum nicht aufgelegt, weil sie an Jay gedacht hatte, sondern weil sie sich schon wieder übergeben hatte, wie vorhin in den Dünen …
    »Skip, was ist? Träumst du?« Sie zog ihn zu den Schrankkoffern, die sie vier Monate nach ihrer Ankunft gemeinsam mit ihm auspacken wollte. Shannon wollte ihm beweisen, dass ihre jahrelange Reise um die Welt nun beendet war und dass sie sesshaft wurde. Ihre Geste rührte Skip, versetzte ihm aber auch einen Stich ins Herz. Denn nicht für Jay oder Rob verzichtete sie auf ihre Freiheit, sondern für ihn.
    Wie damals in ihrer Kindheit hockten sie nebeneinander auf dem Boden und räumten die Koffer aus. Ihre Reiseroute hatte er anhand ihrer Briefe, Postkarten und Telegramme verfolgt und in seinen alten Atlas eingetragen. Die Düfte zu riechen, über die sie geschrieben hatte und die jetzt aus den Koffern strömten, die Andenken herauszuholen und

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