Im Herzen der Wildnis - Roman
blieb. »Was soll ich tun?«
»Die Sauce abschmecken. Ich glaube, da fehlt noch etwas geriebener Trüffel. Vielleicht auch Parmesan.«
Sie nahm ihm den Löffel aus der Hand und probierte die Sauce, die in der Pfanne brodelte. Ein sanft erdiger Geschmack nach Trüffeln in Weißwein breitete sich auf ihrer Zunge aus, und sie glaubte, die heiße Sonne Roms auf ihrer Haut zu spüren, das trockene Gras zwischen den Pinien zu riechen und das Zirpen der Grillen zu hören. Ihre Kehle wurde ihr eng, als sie wieder an Marcantonio dachte. Um sich zu beruhigen, probierte sie erneut. »Köstlich! Ein wenig Pfeffer vielleicht. Sonst ist es perfekt.« Sie umarmte und küsste Jay. »So wie du.«
Am liebsten hätte sie ihren Gefühlen nachgegeben und wäre in Tränen ausgebrochen. Aber Tränen waren ganz sicher nicht das, was Jay sich von einem romantischen Abend erhoffte.
Was war bloß mit ihr los? Warum konnte sie sich nicht zusammenreißen wie sonst auch? Wieso merkte jeder ihr an, was sie dachte und wie sie sich fühlte?
Jay spürte ihre Anspannung, legte seine Arme um sie und wiegte sie sanft hin und her, als wollte er mit ihr tanzen, wie an jenem wundervollen Wochenende zu Liszts Liebestraum .
Sie legte ihren Kopf an seine Schulter und atmete tief seinen Duft ein. »Ich habe dich so vermisst.«
»Ich dich auch. Ich habe die ganze Zeit nur an dich gedacht.«
Die Stimmung wurde lockerer, als Jay eine Nudel aus dem sprudelnden Wasser zog und ihr am ausgestreckten Arm hinhielt, damit Shannon sie kostete. Sie schnappte nach dem herabbaumelnden Ende, während er sich das andere in den Mund schob und wie sie zu saugen begann. Sie trafen sich in der Mitte. »Hey, du schummelst! Dein Teil war größer!«, protestierte er lachend und küsste sie ungestüm, als wollte er auf diese Weise den Verlust wieder wettmachen.
Sie warf ihre Arme um ihn. Sie war ihm dankbar, dass er mit ihr herumalberte, um die Anspannung von ihr zu nehmen. Aber auf einmal wirkte er dabei so gehemmt wie sie, sogar ein bisschen scheu, als hätte er Angst. Aber wovor?
Jay goss die Nudeln ab und verteilte sie auf die Teller, während sie noch ein wenig Trüffel über die Sauce hobelte.
Mit den Tellern gingen sie in den Garten, den Jay für ein romantisches Candle-Light-Dinner vorbereitet hatte. Die Ster-ne glitzerten am Nachthimmel, und der weiche Meeresduft der Bay schwebte sanft und einschmeichelnd wie ein teures Parfum zwischen den blühenden Büschen. Fackeln beleuchteten die Bougainvillea, als stünden die Blüten in Flammen. Unter einem weißen Zeltdach mit Blick auf die Bay hatte er ganz zauberhaft eingedeckt. Zwischen funkelndem Kristall und schimmerndem Silber schmückten Kerzen und Blüten den Tisch.
Die Karte und die Rose, die auf ihrem Platz lagen, versetzten ihr einen Stich ins Herz, und ihr wurde die Kehle eng. Bitte, Jay, nicht das!
»Was ist denn?«, flüsterte er zärtlich.
Sie brachte kein Wort heraus.
Sanft schob er sie zu ihrem Platz, rückte ihr den Stuhl zurecht, setzte sich ihr gegenüber und lächelte sie an. »Lies!«
Shannon starrte auf die Karte neben ihrem Teller.
Wenn Männer romantisch werden … Wenn sie Kerzen entzünden und Rosenblüten streuen …
Mit zitternden Fingern klappte sie die Karte auf, um Jays schwungvolle Handschrift zu lesen.
Es war ein wunderschöner Liebesbrief, der sie zu Tränen rührte. Stimmungsvoll und romantisch, liebevoll und verspielt, und er drückte genau ihre Gefühle für ihn aus. Sie war so berührt von seinen zärtlichen Worten, dass sie weinen musste. Aber sie war auch erleichtert, dass die Karte nicht das war, was sie befürchtet hatte, als sie die brennenden Kerzen gesehen hatte.
Ich habe Tom versprochen, dass ich auf Rob warten werde, der heute oder morgen in Hawaii eintreffen wird, dachte sie verzweifelt. Ehre und Anstand geboten ihr, dieses Versprechen zu halten, nicht für Caitlin, sondern für Tom, den sie so gern hatte. Sie konnte und wollte ihn nicht enttäuschen. Aber Jay auch nicht.
Und deshalb fühlte sie sich sehr erleichtert, dass diese Karte nichts als ein wundervoller Liebesbrief war, der kein »Ja, ich will« oder ein »Nein, ich kann nicht« von ihr verlangte.
Während des Essens schwiegen sie. Aber es war eine sanfte und innige Stille, ein Gefühl von Verbundenheit, Geborgenheit und Liebe. Shannon las die Karte immer wieder, und Jays Augen funkelten dabei. Er war genauso aufgewühlt wie sie, und sein Herz klopfte ebenso heftig wie ihres, und das machte diesen
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