Im Herzen der Wildnis - Roman
mir. Egal, ob die Gewinne aus der Goldförderung im Fluss, dem Handel mit Waren, dem Geschäft mit Anleihen, dem An- und Verkauf von Claims oder aus der Spekulation mit Grundstückspreisen in einer neu gegründeten Boomtown stammen. Und was ich beim Pokern gewinne, gehört sowieso mir allein.«
»Eine Million Dollar! Charlton ist wirklich großzügig!«
»Yup. Ich wäre bescheuert, wenn ich nach Gold suchen würde, denn so kann ich sehr viel mehr verdienen.« Ian trank einen Schluck. »Du bist dran. Woher stammen die Opale?«
»Aus den Chugach Mountains, westlich von hier.«
»Hast du sie gefunden?«
»Nein, das waren Håkon Thorvaldsen und Arne Sørensen, zwei Norweger, die als Prospektoren für mich arbeiten. Sie haben die Steine bei einer Expedition in die Berge gefunden.«
»Ich kenne die beiden, ich habe sie letztes Jahr im Saloon in Valdez getroffen. Steht ihre Hütte noch am Moose Creek?«
Colin beschrieb Ian das Lager der beiden Norweger: die Hütte, das Vorratslager auf einem hohen Baumstamm, damit die Bären, die Wölfe und die Huskys nicht die Lebensmittelvorräte plünderten, und den im Schnee versunkenen Planwagen samt Anhänger, mit dem Arne und Håkon einst über den Valdez-Trail gekommen waren. »Heute Morgen habe ich noch mit den beiden gefrühstückt.«
»Und jetzt willst du nach Valdez und die Opale nach San Francisco schicken.« Ian hielt einen der Steine ins Licht des Lagerfeuers. »An den Bruchkanten schimmert er matt, aber ihm fehlt das funkelnde Leuchten der australischen Opale, das aus dem Inneren zu kommen scheint. Wie wird er wohl aussehen, wenn er erst geschliffen ist?« Er drehte den Stein hin und her. »Er hat winzige metallische Einschlüsse, die aussehen wie Sternenglitzer. Ist das Goldstaub?«
»Weiß ich nicht. Deshalb will ich ihn nach San Francisco schicken, um seinen Wert schätzen zu lassen. Ich kenne mich mit Opalen ebenso wenig aus wie Håkon und Arne.«
»Glaubst du, ihr könntet dort oben noch mehr finden?«
»Die beiden haben einen ganzen Berghang entdeckt, der blau und grün schimmert wie eine blühende Bergalm.«
»Die wievielte Flasche Frostschutzmittel hatten sie intus?«
»Die beiden waren nüchtern. Und ich auch, als sie mich später hinführten und ich das alles selbst gesehen habe.«
»Colin, bist du irre! Ein ganzer Berghang! Das wäre ja größer als Lightning Ridge.«
»Yup.«
»Das wäre das größte Opalvorkommen der Welt.«
»Stimmt.«
»Als offener Steinbruch, nicht in brüchigen Stollen, die einstürzen können wie bei Tom Conroy.«
»Genau.«
»Ihr müsstet eine eigene Eisenbahnlinie bauen.«
Colin spitzte die Lippen. »Vielleicht sogar einen Hafen für die Frachtschiffe aus San Francisco.«
Ian atmete aus, und eine weiße Atemwolke hüllte ihn ein. »Und ich halte dich mit meinem Gequatsche von ein paar Nuggets am Tanana von deinen Träumen ab.«
»Vielleicht sind die Steine ja auch wertlos.«
»Red doch keinen Stuss, Colin!«
»Doch, im Ernst, vielleicht sind es ja gar keine Opale. Ich schicke die Steine zu Caitlin nach San Francisco.«
»Colin, sag mal, was hältst du eigentlich davon, wenn wir morgen früh gemeinsam nach Valdez fahren?«
»Ich wollte dich auch schon fragen, Ian.«
»Hundertzwanzig Meilen, das schaffen wir entspannt in zwei Tagen. Es sei denn, du willst ein Hundeschlittenrennen veranstalten, um vor mir in Valdez zu sein.« Ian lachte vergnügt, als freute er sich auf ein Rennen durch die Chugach Mountains. »Und wenn wir ankommen, lade ich dich zum Abendessen in den Saloon ein, und wir feiern deinen Fund.«
»Nein, Ian …«
»Suchst du Streit, Colin?«, unterbrach Ian ihn. »Willst du dich prügeln? Der Sieger zahlt das Abendessen?«
»Nein …«
»Dann leg dich nicht mit mir an. Ich habe gesagt, ich lade dich ein. Habt ihr Tyrells denn überhaupt keine Manieren?«
Colin musste herzlich lachen. »Na gut, wie du willst.«
»Warum nicht gleich so? Ihr Tyrells seid ein echt stures Pack. Und jetzt sollten wir uns aufs Ohr hauen. Es ist schon spät, in vier Stunden beginnt die Morgendämmerung.«
»Ich muss noch meine Schulden begleichen«, erinnerte er Ian.
»Du schuldest mir nichts.«
»Doch, für die Zigaretten, die Schokolade und das Buch …«
»Vergiss es, Colin, sei so gut.«
»Kommt nicht infrage!«
»Colin, fang jetzt nicht an, gegrillte Eichhörnchen gegen Bratkartoffeln mit Speck aufzurechnen …«
»Wie viel?«, stellte Colin sich stur.
Ian war beleidigt. »Sag mal, spinnst du? Ich will
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