Im Herzen der Zorn (German Edition)
gleiten.
Em schauderte und stellte sich aufrecht hin. »Du … du findest, wir sehen uns ähnlich?«
»Mhmmmmm«, antwortete Skylar, während sie langsam eindöste, »beide so schön …«
Em fiel ein, dass sie dasselbe gedacht hatte, als sie auf dem Schotter hinter Benson’s Bar mit Ty gerungen hatte. Ihre langen, braungewellten Haare und ihre hochgewachsenen, schlanken Körper. Wenn sie jetzt so darüber nachdachte … sie und Ty sahen in der Tat, wenn nicht gleich, dann wenigstens … sehr ähnlich aus. Als stammten sie aus derselben Familie.
Bei dem Gedanken bekam Em das Gefühl, etwas viel zu Großes oder viel zu Heißes heruntergeschluckt zu haben. Sie sah, wie Skylars Kopf zur Seite sackte, sie war inzwischen vollkommen in ihrem Schmerzmittel-Schlaf versunken. Von ihr würde Em keine Antworten mehr bekommen. Im Moment jedenfalls nicht. Sie schlüpfte so leise sie konnte aus dem Zimmer und hoffte, weder Skylar noch ihre Tante zu wecken.
Auf der Fahrt nach Hause dachte sie darüber nach, was Skylar gesagt hatte. Die Königin. Der Ball. Es würde alles heute Abend passieren . Je länger sie die Worte abwog, umso sicherer war sie sich, dass die Furien etwas planten, das heute Abend stattfinden sollte. Etwas, das nicht nur sie selbst und Skylar betreffen würde, sondern ganz Ascension. Wie Drea gesagt hatte, die Furien konnten Rachepläne gegen ganze Städte schmieden.
Obwohl sie eigentlich fest entschlossen gewesen war, aus ihren ganz persönlichen Gründen auf dem Ball zu erscheinen, war sie sich angesichts dieser neuen Sachlage nicht mehr sicher, ob sie das wirklich riskieren sollte. Wäre es schlau, dort aufzutauchen und die Pläne der Furien zu durchkreuzen? Oder wäre es für alle sicherer, wenn sie zu Hause bliebe? Hatten die drei es wirklich auf alle abgesehen – oder nur auf sie?
Ihr schwirrte der Kopf vor gegensätzlichen Gedanken, Plänen und Wünschen. Ihr war schrecklich heiß. Sie kontrollierte, ob die Heizung auch ausgestellt war, und kurbelte ihr Fenster herunter, um ein bisschen kühle Luft hereinzulassen, die sie gierig herunterschlang wie Wasser in der Wüste.
Zu Hause angekommen, rannte sie die Treppe hinauf, warf sich auf ihr Bett und vergrub den Kopf in den Kissen. Sie redete sich selbst gut zu: Beruhige dich, Em. Schon gut. Entspann dich. Tief einatmen.
Sie versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Was war ihr nächster Schritt? Der Ball. Sie musste zum Ball und mit JD sprechen.
Sie blickte aus ihrem Fenster und sah, dass JDs Licht aus war. Mist. Sie griff nach ihrem Telefon. Wählte seine Handynummer, ließ es klingeln. Niemand ging ran. Sie versuchte es auf seinem Festnetz.
»Hey, Mel«, sagte sie, als seine kleine Schwester abhob. »Hier ist Em. Wo ist JD? Ich weiß, sein Auto ist weg« – es war ihr egal, dass sie sich für die Zwölfjährige womöglich wie eine Stalkerin anhörte – »aber ich muss mit ihm sprechen. Dringend.«
»Hiiiii, Emmy«, säuselte Melissa. »JD ist zu diesem Frühlingsfest. Seltsam, was? Er ist wirklich seltsam in letzter Zeit.«
»Danke«, antwortete Em schnell und legte auf. Er war also auf dem Ball. Sie ertappte sich dabei, dass sie überlegte, was er wohl anhatte: einen verrückten Smoking vielleicht, wie letztes Jahr, oder einen von seinen Zylindern, wie in dem Jahr davor? Sie drehte eine komplette Runde durch ihr Zimmer. Sie musste sich fertig machen, sofort.
Mit jeder Sekunde, die verstrich, war Em sich sicherer, dass sie die richtige Entscheidung traf. Wenn die Furien Krieg wollten, dann bekamen sie Krieg. Sie würden sie nicht davon abhalten, zum Ball zu gehen; sie musste JD suchen und Gabby und die beiden wissen lassen, wie wichtig sie ihr waren.
Sie sah in den Spiegel.
Es war Zeit.
Irgendwie würde sie die Furien dazu bringen zu verschwinden, wie Rauch nach einem Feuer oder Schnee im Frühling.
Kapitel 26
Skylar glitt zwischen Dämmer- und Wachzustand hin und her, ritt auf einer Welle des Bewusstseins, die sie langsam in ihre wirkliche Umgebung spülte, dafür sorgte, dass sie für einen Moment in dem sterilen Krankenhauszimmer ankam, bei dem leisen, gleichmäßigen Piepsen und Brummen und bei ihren körperlichen Schmerzen, bevor sie sie rasch wieder zurück in ein Meer aus Erinnerungen zog. Sie trieb hilflos dahin, versuchte, ihre Gedanken wieder an Land zu zwingen, war jedoch unfähig, der wilden Flut zu entkommen, die in ihrem Kopf tobte.
Zwei Jahre zuvor. Skylar und Lucy machen sich zusammen für einen
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