Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Herzen der Zorn (German Edition)

Im Herzen der Zorn (German Edition)

Titel: Im Herzen der Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Miles
Vom Netzwerk:
über Crows rebellische Art und heckte bereits einen Plan aus, während sie wählte.
    »Hallo?«, meldete er sich, als hätte sie ihn gerade aus dem Tiefschlaf gerissen.
    »Hey, Crow, hier ist Em.« Nichts. »Emily? Winters? Die Freundin von Drea?«
    Er gab einen Laut des Wiedererkennens von sich. »Ihre Hoheit! Womit kann ich dienen?« Er kicherte leise über seinen eigenen Scherz.
    Sie ignorierte ihn und sprach weiter. »Ich möchte dich um einen Gefallen bitten«, sagte sie. »Es hat was mit … Informationsbeschaffung zu tun.«
    »Werde ich dafür bezahlt?«, fragte Crow.
    Die Frage kam überraschend für Em. »Ähm, ich denke schon«, antwortete sie und überlegte, wie viel sie wohl von ihren Eltern leihen könnte, ohne Verdacht zu erregen.
    »Ich akzeptiere unterschiedliche Zahlungsmittel«, sagte er mit unverhohlener Zweideutigkeit in der Stimme.
    »Wie überaus reizend von dir«, erwiderte Em schnippisch. »Wie wäre es, wenn ich mit meiner Achtung bezahle, die du im Augenblick noch nicht verdienst?«
    »Oho.« Crow pfiff durch die Zähne. »Wir sind auf Krawall gebürstet! Schon gut, schon gut. Was soll ich tun?«
    Em holte tief Luft. Was hatte sie schon zu verlieren? »Du sollst dich ins Computersystem der Uni-Bibliothek in Portland hacken und was für mich rausfinden. Ich muss wissen, wer am fünfzehnten November in der Altertumskundeabteilung war. Da wird ein Buch vermisst und ich muss wissen, wer es genommen hat.«
    »Schulreferate sind offensichtlich auch nicht mehr das, was sie mal waren, seit ich, äh, mich aus dem System zurückgezogen habe«, antwortete er nachdenklich. »Was denn für ein Buch?«
    »Heißt das, du machst es?« Em setzte sich erleichtert hin und realisierte erst in diesem Moment, dass sie während der ganzen Unterhaltung in ihrem Zimmer auf und ab gegangen war.
    »Welches Buch?«, erkundigte sich Crow noch einmal.
    Em nannte ihm den Titel.
    Schweigen. Und dann: »Einverstanden, ich mach’s.« Sie hätte ihn auf der Stelle umarmen können. »Aber eins erwarte ich als Gegenleistung.«
    »Was denn?«, fragte sie misstrauisch.
    »Wenn sie mich erwischen, erzählst du niemandem, dass ich es für dich getan hab. Euer Hoheit.«
    Sie schüttelte den Kopf und legte auf.
    Voller Begeisterung, nun wenigstens ein Vorhaben in Gang gebracht zu haben, überkam sie eine Zielstrebigkeit, die sie schon seit Wochen vermisst hatte. Ihr Blick wanderte wieder zum Fenster.
    Das Wissen, dass JD zu Hause war, verursachte ihr Schmerzen vor Aufregung. War das da ein Schatten hinter seinem Fenster? Ihr zitterten die Beine und sie presste die Hände zusammen, um ihren Tatendrang zu dämpfen.
    In einem Versuch, etwas Ordnung herzustellen, begann sie, die Blätter auf ihrem Schreibtisch zu ordnen. Sie bildete verschiedene Stapel: Auszüge aus Büchern, Zeitungsausschnitte, Notizen über ihre eigenen Begegnungen mit den Furien. Während sie noch dabei war, segelte ein Zettel zu Boden. Sie bückte sich, um ihn aufzuheben. Es war die Nachricht, die JD ihr nach ihrem Streit vor ein paar Monaten hinterlassen hatte. Alles, was ich will, ist, dich glücklich zu machen. Immer. Dein JD . Sie wusste noch genau, wie sie sich gefühlt hatte, als sie diese Worte zum ersten Mal las. Erfüllt von Sehnsucht und Verlangen. Sie hätte hinübergehen und ihn auf der Stelle in die Arme schließen sollen.
    Immer . Das Wort ließ plötzlich Hoffnung in ihr aufkeimen. Wenn JD so viel für sie empfunden hatte, dann konnten diese Gefühle doch nicht einfach weg sein, oder? Sie musste es noch einmal versuchen. Musste sich ihm beweisen, ihm begreiflich machen, dass ihre Gefühle echt waren und dass das, was sie verband, niemals schwinden würde. Das durfte es nicht. Sie konnte ihn von ihrem Fenster aus praktisch sehen. Es wäre erbärmlich, es nicht noch einmal zu versuchen, ihn nicht dazu zu bringen, ihr all die schrecklichen Dinge zu verzeihen, von denen er scheinbar annahm, dass sie sie getan hatte. Irgendwo, tief in seinem Inneren, musste er doch noch wissen, dass sie zusammengehörten. Alles, was sie tun musste, war, dieses verborgene Gefühl freizulegen und wieder ans Tageslicht zu bringen.
    Sein Werkzeugkasten. Er hatte ihn draußen liegen gelassen und noch immer kam diese eisige Mischung aus Regen und Schnee vom Himmel. Er würde nicht wollen, dass er rostete. Vielleicht sollte sie ihm den Kasten an die Tür bringen. Eine Geste guten Willens.
    Sie schälte sich aus Leggings und Morgenmantel und warf sich in Jeans und Sweatshirt.

Weitere Kostenlose Bücher