Im Herzen der Zorn (German Edition)
dasselbe.
Em war ebenfalls in der Küche, Skylar hatte sie getroffen, als sie angekommen war. Sie war zwar recht freundlich gewesen, doch Skylar wurde das Gefühl nicht los, dass sie sie nicht sonderlich mochte. Sie war einfach nicht wirklich herzlich. Kein Vergleich mit Gabby. Es fiel Skylar schwer zu verstehen, warum die beiden befreundet waren. Die eine so quirlig, die andere so … düster. Es war, als trüge Em immer eine schwere Last mit sich herum, egal, wohin sie ging. Tante Nora würde sagen, mit Ems Aura stimmte etwas nicht.
Nicht etwa, dass sie nicht wunderschön gewesen wäre. Mit ihrer makellosen Haut, die sich strahlend von dem schwarzlila Seidenkleid abhob, zu dem sie schwarze Leggings trug, wirkte Em heute Abend urban, elegant und anmutig. Einfach cool.
»Ich seh mal nach, ob Gabby in der Küche Hilfe braucht«, sagte Skylar zu der Gruppe. Sie hatte nicht vor, ständig hin und her zu wechseln, aber sie fieberte förmlich nach einer Gelegenheit, mit Pierce ins Gespräch zu kommen, der sie noch nicht einmal begrüßt hatte, als er zur Tür hereingekommen war.
In der Küche traf sie auf eine lachende Gabby, die gerade dabei war, die Überreste einer Popcornexplosion vom Fliesenboden aufzulesen. »Hoppla! Popcorn über Bord!«
Skylar hockte sich hin, um Gabby zu helfen, und zog am Hinterteil ihrer Pyjamashorts, um sicherzugehen, dass sie nicht allen Anwesenden im Raum ihre Po-Ritze präsentierte.
In dem Moment kam Em hinter ihnen herein.
»Hier ist eine Kehrschaufel«, sagte sie und hielt eine kleine Schaufel mit Besen in die Höhe. »Damit geht’s vielleicht ein bisschen schneller.«
Natürlich. Em eilt zu ihrer Rettung , dachte Skylar und war ohne Grund verärgert. Als hätte Gabby sich nicht selbst eine Kehrschaufel holen können.
»Danke, Emmy!« Gabby fegte rasch den Rest des Schlamassels auf. »Viel schneller. Also, was meint ihr, soll ich es bei der nächsten Portion vielleicht mit ein bisschen Cayennepfeffer versuchen?«
»Je schärfer, desto besser, Gabs«, antwortete Em. »Aber du musst mir dann irgendwann später erzählen, wie es geworden ist. Ich mach mich auf den Heimweg.«
Skylar war aufgefallen, dass Em nie lange blieb. Sie ging immer früh – wenn sie überhaupt auftauchte.
»Jetzt schon? Aber Em, es ist gerade mal neun oder so!«, schmollte Gabby. »Leute, soll Em wirklich schon gehen?«, fragte sie die ganze Küche.
»Dank dir, Süße, aber ich muss wirklich los. Morgen liegen Berge von Arbeit vor mir.« Em fing an, sich ihren Schal um den Hals zu wickeln. »A bientôt, escargot.« Sie verpasste Gabby eine Umarmung und einen Kuss auf die Wange und schenkte Skylar ein Lächeln. Und dann war sie fort, zu einem im Chor gerufenen »Bye Winters!« und bevor Gabby noch weiter protestieren konnte.
»Was bedeutet denn dieses bien escargot ?«, erkundigte sich Skylar, die das Gefühl hatte, das Vakuum irgendwie füllen zu müssen, das Em hinterlassen hatte.
»Ach, das ist Ems spezielle Art, sich von mir zu verabschieden«, erwiderte Gabby lächelnd. »Das machen wir schon seit Ewigkeiten so.«
Wie nett . Skylar begab sich zum Kühlschrank. »Soll ich noch eine Ladung von dem Erdnusskaramell machen?«, fragte sie Gabby in dem verzweifelten Versuch, irgendwie behilflich zu sein. Gabby antwortete mit einem Daumen-hoch-Zeichen, bevor sie im Wohnzimmer verschwand, wo gerade jemand ihren Namen gerufen hatte.
»Brauchst du Hilfe beim Aufmachen?« Plötzlich erschien Pierce neben ihr und zeigte auf das Glas mit der Karamellsoße. Verwirrt blickte sie zwischen ihm und dem Glas hin und her, so erstaunt darüber, dass er sie ansprach, dass sie nicht sofort begriff, wovon er redete. Doch dann fiel der Groschen: Er wollte sich als Kavalier zeigen.
»Sicher«, antwortete sie mit klopfendem Herzen, obwohl sie öfter, als ihr lieb war, dabei zugesehen hatte, wie ihre Mutter Bierflaschen an Küchentheken köpfte. »Danke.«
»Aber gerne«, sagte er, während er, einen Kopf größer als sie und mit angespannten Muskeln, den Deckel aufdrehte. »Amüsierst du dich?«
»Voll«, erwiderte sie und nickte eifrig. »Und ich bin schon ganz gespannt auf meine eigene Party nächste Woche.«
»Ach, ja.« Pierce sah aus, als fiele es ihm gerade wieder ein. »Das wird bestimmt lustig.« Er gab ihr das Glas zurück und in ihrem Kopf begann sich alles zu drehen, während sie überlegte, was sie als Nächstes sagen könnte.
»Also … trainiert ihr Jungs gerade?«
Er sah sie verdutzt an.
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