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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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statt der erwarteten dreiunddreißig Jahre eher dreiunddreißig Tage vergangen waren?
    Bekümmert schüttelte er den Kopf, wünschte, er hätte bessere Neuigkeiten, und überlegte, wie er ihr die schlechten beibringen könnte.
    »Willkommen unter den Lebenden, Dr. Oakes«, sagte er und lächelte ihr aufmunternd zu wie ein gütiger Hausarzt. »Nein, wir sind noch nicht ganz dort. Aber wir freuen uns, Sie wieder bei uns zu haben.«

 
DRITTES BUCH

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Als es im Höllenpfuhl
endlich Frühling wurde:
Januar 2062
     
     
Nur feste Prinzipien führen zu
den wirklich großen Torheiten.
    MELBOURNE

 
1

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VIRGINIA
     
     
    Welch einen Unterschied machten bloße drei Wochen!
    Der Gedanke ging Virginia nicht zum erstenmal durch den Kopf, als sie in ihrem gleitenden Schritt an geschäftigen Arbeitern vorbeiging. War es noch nicht länger her? Waren nur fünfundzwanzig Tage vergangen, seit die Überreste der Ersten Wache sich übermüdet und abgezehrt versammelt hatten, um das Jahr 2061 zu verabschieden?
    Ein übersprudelnder Silvesterabend war es nicht gewesen. Obwohl die Wandprojektionen die freundlichsten Sommerlandschaften gezeigt hatten, war es dennoch wie die winterliche Götterdämmerung des Ragnarök. Sie waren in einer Ecke des weitläufigen Gesellschaftsraumes im Zentralkomplex beisammengehockt, vier arme Überlebende, und hatten mit Carls sorgsam gehütetem Cognac angestoßen.
    Die Flasche war bald leer gewesen, und niemand hatte einen Anlaß gesehen, viel zu reden. Alle Anläufe zu einem Gespräch waren im Schweigen versandet. Die Fernsehfilme von der Erde waren zu deprimierend gewesen, um die Zeit mit ihnen zu verbringen: flotte Szenen vom kommerziellen Konsumrausch oder, noch schlimmer, ein fürchterliches Melodram über die Scott-Expedition zum Südpol… – wahrscheinlich jemandes ebenso geschmacklose wie einfältige Idee einer Geste zu ihren Ehren.
    Auf ihren Vorschlag hin hatten Saul und Carl versucht, ihre erste Partie Schach seit dem Tode des Kapitäns zu spielen – oder seit Saul und Virginia zusammengezogen waren. Aber es war nicht wie früher gewesen. Die beiden Männer hatten kaum ein Wort oder einen Blick gewechselt, und die Partie hatte alle Züge eines erbitterten Zweikampfes angenommen. Als Sauls Signalgeber ihn abberufen hatte, um sich wieder der auftauenden Schläfer zuzuwenden, hatten Lani und Virginia einen Blick der Erleichterung ausgetauscht.
    So lange sie lebte, würde sie niemals jenen trübseligen Abend vergessen.
    Seitdem war weniger als ein Monat vergangen. Inzwischen hatte sich vieles geändert. Zumindest oberflächlich sah es viel besser aus. Wenigstens hörte man wieder Stimmen in den kühlen Stollen und Kavernen, und die Leute versuchten, Lösungen zu finden.
    Virginia hatte auch gelernt, sich in Halleys annähernder Schwerelosigkeit besser zu bewegen. Sie hatte einen gleitenden Schritt entwickelt, der sie rasch vorwärts brachte, wobei ihr die rauhen Gummisohlen ihrer Slipper ebenso gute Dienste leisteten wie die Wandkabel, an denen sie sich halten und entlangziehen konnte.
    Es war noch immer neu für sie, ohne Übermüdung, Benommenheit und Erschöpfung an die Arbeit zu gehen. Volle sieben Stunden Schlaf kamen ihr wie sündiger Luxus vor.
    Tags zuvor war ihre Dienstzeit mit der Sauls zusammengefallen, und zum erstenmal seit einer Woche hatten sie Gelegenheit gehabt, miteinander zu schlafen und dann wie Eheleute beisammen zu liegen, verbunden durch ihren elektronischen Vertrauten, dessen Kontrolleuchten trüben, anheimelnden Schein verbreitet hatten. Saul hatte frühzeitig gehen müssen, um Vorbereitungen für die Erprobung seiner neuen Erfindung zu treffen, aber als Virginia erwacht war, hatte sie seine Wärme noch neben sich gefühlt, seinen muffigen, inzwischen vertrauten Geruch an ihrem Arm gehabt.
    Eines Tages, dachte sie, wenn ich wieder freie Zeit habe, werde ich in Erfahrung bringen müssen, was Johnvon sich aus unseren Träumen macht. Saul und sie waren einander immer noch näher gekommen, und ihre geteilten, verstärkten Sinne hatten eine lebhafte Entfaltung erlebt. Diese Erfahrungen hatten in ihr die Hoffnung erweckt, daß sie möglicherweise doch recht hatte und daß es gelingen könnte, menschliche Denkprozesse so zu simulieren, daß eine Art Telepathie möglich wurde.
    An diesem Morgen hatte sie vor dem Verlassen ihres Raumes an der Tür gezögert und war noch einmal umgekehrt, einen Schreibstift zur Hand zu nehmen. Auf die Seite eines Notizblocks hatte sie eilig

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