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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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Mikroben. Denn sie würden tun, wozu sie programmiert waren, aber er, ihr ›Schöpfer‹ blieb mit seiner Bürde von Zweifeln und Rätseln zurück.
    Nein. Schuld war eine Gemeinschaftsangelegenheit eukaryotischer Metazoen, ungeheurer Ansammlungen kooperativer Zellen, aus denen Männer und Frauen gemacht waren, ja ganze Gesellschaften…
    Er brauchte nur sich selbst zu betrachten, wie er unter dem fragwürdigen Vorwand, daß alle Menschenleben der Expedition davon abhingen, in Dingen herumpfuschte, die er kaum verstand.
    Die Cyanuten hatten soviel Geschichte hinter sich wie er selbst. Ihre winzigen Vorfahren hatten sich im Laufe von drei Milliarden Jahren in den Gewässern der Erde entwickelt. Dann, vor einigen Millionen Jahren, hatten sie sich einer anderen Lebensweise in einer anderen salzigen Suppe angepaßt – den Körperflüssigkeiten komplexer Lebewesen mit großen und verschiedenartigen Zellen.
    Wie viele tausend seiner eigenen Vorfahren mochten sie getötet haben, um diesen ersten Brückenkopf zu bilden? Wie viele Trillionen von ihnen waren durch die Immunsysteme seiner Vorfahren abgewehrt worden – von Antikörpern festgenommen und zur Vernichtung abtransportiert, oder von weißen Blutkörperchen eingeschlossen und verdaut? Wie lange mochte es gedauert haben, bis endlich Waffenstillstand geschlossen worden war, bis die Evolution einen Verhandlungsfrieden auf der Grundlage einer Symbiose ausgearbeitet hatte?
    Es waren Fragen, auf die es keine Antworten gab. Aber an irgendeinem Punkt in der Vergangenheit mußten ein Mensch und ein Cyanutenahne mehr oder weniger zufällig Frieden geschlossen haben. Im Austausch gegen Reinigungsfunktionen in der Lungenhöhle wurde den kleinen Geschöpfen vom Immunsystem des Körpers freies Geleit gewährt. Sie führten eine unauffällige Existenz, so unauffällig, daß sie erst gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts entdeckt worden waren.
    In unserer anmaßenden Weisheit machten wir uns über sie her, verwandelten sie in ›Cyanuten‹, und Saul schämte sich nicht einmal, mochte der Himmel ihm vergeben. Hundert geschickte, ihrem Beruf ergebene Männer und Frauen verbrachten ein halbes Jahrzehnt damit, die Früchte von vier Jahrmilliarden Evolution zu verändern. Sie bedienten sich dabei der Werkzeuge, die Simon Percell geschaffen hatte, und schmiedeten ein ebenso nützliches wie schönes neues Lebewesen.
    Aber diese hier…
    Die Geschöpfe auf dem Bildschirm des Elektronenmikroskops waren noch mehr verändert worden, hatten unregelmäßige neue Proteinhüllen bekommen, waren mit maßgeschneiderten Kettenmolekülen versehen, von ›Leserenzymen‹ analysiert, verformt von den Triebkräften einer Notlage, die niemand erwartet hatte.
    Die Arbeit hatte nur acht Wochen seit der Meuterei in Anspruch genommen. Und mit Ausnahme Virginias und ihres biokybernetischen Vertrauten, sowie einiger Anregungen von mutigen Kollegen zu Hause, hatte er keinerlei Hilfe gehabt.
    Nach allen Gesetzen der Biologie hätte er nicht erfolgreich sein dürfen. Nicht ohne eine Forschungsgruppe und Tausende von Stunden sorgfältiger Versuche und Simulationen, Millionen von Einzeltests, gewaltigen Geldmitteln und haufenweise Glück.
    Ich wußte es besser, sagte er sich. Und dann: Es ist ein Wunder, daß ich überhaupt den Versuch unternahm.
    Sein Blick ging über die Datenaufstellungen, die nichts als Erfolg verkündeten. Die Gleichmäßigkeit dieser Daten machte ihn nervöser, als wenn er einen Fehler entdeckt hätte. Es war zu vollkommen.
    Er hatte sowohl die Mustercyanuten als auch die Leserenzyme aus seinem eigenen Blut entnommen. Das Datenmaterial der Aufstellung ging infolgedessen mehr als fünf Jahre zurück.
    In den neuen Formen waren Elemente einheimischen Lebens. Er hatte sie integrieren müssen.
    Freilich war schwierig zu sehen, wie das diesen so gelegen kommenden Erfolg erklärte. Zur Linken drehte sich eine von Johnvons farbigen Simulationen in einem holographischen Projektionsraum: eine komplexe, unregelmäßig geformte Molekülkette.
    Die eingerollte Zuckerverbindung war in der Literatur unbekannt. Am vergangenen Abend hatte er Virginia anvertraut, daß die Akademie der Wissenschaften sie nach ihm benennen wollte.
    »Das ist eine große Ehre, nicht wahr?« hatte sie gefragt. Das Kabel, das von ihrer neuralen Steckverbindung ausging, sah wie eine Haarsträhne aus, wenn man sich erst daran gewöhnt hatte, und machte sich kaum störend bemerkbar.
    Er hatte gelächelt und ihr übers glänzende

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