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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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möglich?« fragte Jeffers. »Es gibt Hunderte…«
    »Es gab Hunderte.« In den ersten zehn Jahren hatten sie den größten Teil der Mannschaften ein- bis zweimal ersetzen müssen, ehe es gelungen war, die von den heimischen Erregern ausgehenden Krankheiten unter Kontrolle zu bringen. Wenn die aufgetauten Ersatzleute erkrankt waren – und das war in vielen Fällen geschehen –, hatte man sie wieder in die Kühlfächer gesteckt und zum Ersatz frische Schläfer herausgeholt.
    »Normale Menschen habt ihr ausgerottet, das war alles«, sagte Malcolm.
    Carl seufzte. »Lassen Sie den Unsinn! Wir taten, was wir tun mußten. Orthos waren anfälliger, das ist alles.«
    »Ich habe das anders gehört. Wir…«
    »Sie sind zwanzig Jahre nach der Landung aus dem Kühlfach gekommen!« knurrte Jeffers. »Was wissen Sie über die harten Zeiten? Nichts!«
    »Ich kann Aufzeichnungen lesen! Und die Alten können uns berichten, wie es war. Ich weiß, daß Sie normale Menschen öfter als nötig aufgetaut haben.«
    »Weil die Ortho-Fraktion ihre zahlenmäßige Stärke halten wollte. Es war ihre Idee«, erklärte Carl. »Sehen Sie, ich war da, Sie nicht. Bis Calciano mir das Kommando übergab, war jeder Kommandant ein Ortho. Ich werde nicht mehr versuchen, Ihre starrköpfigen Vorurteile zu widerlegen, Hören Sie einfach zu, in Ordnung?«
    Malcolm nickte widerwillig. Trotz seiner unsauberen Uniform und des ungewaschenen Haars gelang es dem Mann, eine gewisse Würde zu bewahren. Gewöhnlich war er sehr auf ein sauberes und ordentliches Äußeres bedacht. Den Orthos mußte es in letzter Zeit ziemlich schlecht gehen.
    Es gab auch innere Streitigkeiten. In den von Orthos kontrollierten Stollen und Höhlenräumen gab es ein ebenso breites Spektrum von Fanatikern wie in den Percell-Zonen, vielleicht waren sie sogar noch zahlreicher. Malcolm war bisweilen schwer zu nehmen, aber er war der einzige, dem alle Orthos soweit vertrauten, daß sie ihn zu ihrem gemeinsamen Sprecher gewählt hatten. Eine ähnliche Position nahm Jeffers unter den Percell-Gruppierungen ein.
    Carl konnte Malcolms Stellung verstehen und respektieren, die Dummheit der Leute, die der Mann zu vertreten hatte, aber nur bemitleiden. Nach allem, was geschehen war, und das hatte vor Blutvergießen nicht haltgemacht, lehnten viele Orthos jeden Kompromiß mit Percell-Vertretern ab. Nichtsdestoweniger war Zusammenarbeit bei manchen Aufgaben unverzichtbar.
    Außerdem gab es einige Gruppen, die sich aus alledem heraushielten. Die Sippe vom Blauen Felsen hatte keinen Vertreter zu dieser Zusammenkunft entsandt. Die Überlebenden Hawaiianer und Astronauten zogen es vor, sich aus dem immerwährenden Ortho-Percell-Streit herauszuhalten.
    »Wir brauchen mehr Hilfe in den Pflanzungen«, sagte Carl. »Die technischen Systeme brechen immer wieder zusammen, und wir können nur durch manuelle Arbeit den Ausgleich schaffen.«
    »Sie wollen mehr Arbeit von uns?« fragte Malcolm entrüstet.
    »So ist es. Aber das Programm zur Installation der Rückstoßgeräte darf darunter nicht leiden.«
    »Ausgeschlossen. Wir sind schon jetzt überbeansprucht.«
    »Umlaufbahnen warten auf niemand«, erklärte Jeffers. »Wir müssen die Geräte zur Zeit der Sonnenferne aufgestellt haben, oder keiner von uns wird die Erde je wiedersehen.«
    Carl nickte. »Und ich bezweifle, daß wir zusätzliche zehn Jahre überleben könnten.«
    »Ich verstehe«, stieß Malcolm hervor. »Sie möchten eine Menge unserer Leute auftauen, um sie zu Tode zu arbeiten.«
    »Darum handelt es sich überhaupt nicht.« Carl hatte diese Reaktion vorausgesehen, aber nicht erwartet, daß sie so bald kommen würde. Malcolm war gereizt und argwöhnisch. Er war auch nicht zu beneiden, da er mit so verschiedenen Leuten wie Quiverian, Ould-Harrad und den Leuten aus dem Sonnenkreis zurechtkommen mußte. Auf der anderen Seite hatte Jeffers es nicht viel leichter, denn ihm saßen Sergejow und die radikalen Percelle im Genick.
    »Ich glaube«, sagte Carl betont ruhig, »daß wir zurechtkommen werden, wenn Sie nur Ihre Versuche aufgeben, Kinder hervorzubringen. Dann könnten mehr Frauen als vollwertige Arbeitskräfte eingesetzt werden.«
    »Nichts da! Wir haben ein Recht auf Fortpflanzung.«
    Carl dachte nicht ohne Bitterkeit an das Gesetz zur Sicherung erbgesunden Nachwuchses, das alle werdenden Mütter zwang, ihre Kinder auf der Erde zur Welt zu bringen und aufzuziehen. Die Auseinandersetzungen darum erschienen ihm heute als ein halbvergessener Disput

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