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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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erleichtert, Quiverians Fanatiker endlich vom Hals zu haben. Dafür konnte er manches in Kauf nehmen.
    Quiverian nickte, als sei ihm Carls Ironie vollständig entgangen. »Unrein und gefährlich. Wir werden in der Lage sein, künftig besser zu arbeiten, da die Rückstoßgeräte sowieso am Südpol stationiert sind. Wir verlangen nur, daß wir Materialien und Versorgungsgüter erhalten und in Ruhe gelassen werden.«
    »Meine Leute bleiben verantwortlich für die Rückstoßgeräte und Treibsätze«, erklärte Jeffers.
    Quiverian machte eine wegwerfende Handbewegung. »Hauptsache, sie lassen sich nicht bei unseren Wohnungen blicken.«
    Virginia entging nicht die eher gleichgültige Stimme der Gesprächsteilnehmer. Keiner von ihnen schien die Angelegenheit für wirklich wichtig zu halten, denn es gab weder Erregung noch Geschrei.
    »Jeder mag sein Grab nach dem eigenen Geschmack ausstatten«, sagte Jeffers, und die anderen schienen seiner düsteren Einschätzung zuzustimmen.
    Alle bis auf Saul, der plötzlich auflachte. Sie wandten sich zu ihm um.
    »Verzeihen Sie. Kümmern Sie sich nicht um mich!« sagte er abwinkend. Aber durch die Visierscheibe war klar zu sehen, daß er sich bemühte, eine Aufwallung von Heiterkeit zu unterdrücken.
    Carl musterte ihn stirnrunzelnd, bis Sauls Mienenspiel sich beruhigt hatte, dann wandte er sich wieder zu Quiverian. »Dann gehen Sie! Gehen Sie in Frieden!«
    Die drei Arcisten machten kehrt und entfernten sich. Carl und Jeffers strebten dem nächsten Stolleneingang zu.
    Saul hob den Greifarm der Maschine in der Pantomime eines Handkusses zu seiner Visierscheibe und sagte: »Auch ich muß gehen, Liebling. Warte nicht auf mich!«
    »Aber… aber… ich dachte, du würdest herunterkommen. Wir könnten ein bißchen zusammen sein. Seit bald einer Woche bist du jetzt fort…«
    »Aber, aber, Virginia. Wir unterhalten uns mehrmals am Tag.«
    »Durch eine meiner Maschinen!« Ein metallenes Bein stieß neben seinem Fuß in den Schnee, daß er hochstob. »Das ist nicht das gleiche!«
    Er nickte. Sein breites Lächeln regte sie auf. »Ich weiß«, sagte er begütigend, »ich vermisse dich auch. Schrecklich. Es ist bloß…« Er schüttelte den Kopf. »Es ist bloß, daß ich etwas verifizieren muß. Es ist zu wichtig, als daß es warten könnte. Und ich kann noch nicht darüber reden, nicht mal zu dir… ehe ich nicht genau weiß, ob…«
    Er ließ den Rest des Satzes ungesagt und zog sich zur Luftschleuse zurück. Virginia kannte diesen abwesenden Ausdruck seiner Augen; er war bereits anderswo.
    »Bis du was weißt?« fragte sie. »Was tust du eigentlich, Saul?«
    Er machte eine ungewisse Bewegung. »Bis ich genau weiß, ob ich verrückt bin… oder ob ich…«
    Das letzte Wort war ein Gemurmel, etwas in einer seiner Fremdsprachen.
    »Was?«
    Aber er warf ihr nur eine Kußhand zu, wandte sich um und eilte zum Stolleneingang.
    Der Teil von ihr, der an der Oberfläche war, verbunden mit einer Maschine aus Metall und Keramik, sah ihm nach, bis die Schleuse sich schloß und sie ausgesperrt in der immerwährenden Nacht zurückließ.
    Tief unter dem Eis tappte der Rest von ihr genauso im dunkeln.

 
7

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SAUL
     
     
    Er fand Osborn oben im Gewächshaus 3. Carl stand in einem fleckigen, ausgebesserten Schutzanzug ohne Brustbinde vor der vierzig Meter breiten Glaswand der Schmalseite, hielt seinen verbeulten Helm in der Armbeuge und blickte hinaus auf die mit Unrat bestreute Ebene aus schmutzigem Eis.
    Welch ein Schmutz, welch eine Unordnung, dachte Saul.
    Die zerfetzten Reste der Zelte, in denen einst Material gelagert worden war, der abgebrochene Haltemast, wo die unglückliche Edmund Halley einmal gelegen hatte, die unbrauchbaren Bruchstücke und schmierigen Fetzen, die Abfälle aller Art, die dem Blick auf Schritt und Tritt begegneten… Dies alles war so deprimierend, daß Saul erst verspätet bemerkte, was ihn beim Betreten des Gewächshauses gestört hatte. Es war zu dunkel hier drinnen.
    Er blickte auf zu den Gittermasten, die einen der großen, aus den Sonnensegeln der Raumsonde Delsemme gefertigten Hohlspiegel trugen. Zwei Spannseile waren gerissen, ein ganzer Abschnitt des großen Kollektors hing herab.
    Draußen an der Oberfläche stocherte eine verlorene Gestalt planlos in den Abfällen, vermutlich auf der Suche nach Material zu Reparaturzwecken.
    Im Gewächshaus sah es nicht viel besser aus. Die vier Männer und drei Frauen, die ihre Schichtarbeit in diesem Haus leisteten, arbeiteten in

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