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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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verpuffte in winzigen lautlosen Explosionen, als amorphes Eis seinen Zustand unmittelbar in Gas veränderte. Und die Maschine entfaltete ihre Gliedmaßen mit ruckartiger Präzision. Ihre stelzenartigen Beine, die einer Gottesanbeterin Ehre gemacht hätten, streckten sich, sie stand auf und richtete den Blick ihrer glänzenden Augenzellen auf Jeffers. Sie streckte einen langen Arm nach ihm aus, der stark genug war, ihn entzweizubrechen. Eine vielfingrige Hand öffnete sich wie eine erblühende Blume.
    Jeffers legte die Umschläge in den sicheren, energischen Zugriff.
    Er lachte. »Heute erheben sich die Heerscharen der Toten!« rief er. »Komm, Engelsgesicht, wir haben eine Hochleistungsauferstehung vor uns!«
    Virginia vergab ihm die blasphemischen Anklänge. Seine Erregung war ansteckend. Der allmähliche Verfall des Maschinenparks der Kolonie hatte zu der alles durchdringenden Stimmung von Hoffnungslosigkeit und der Unmöglichkeit, sichtbare und nutzbringende Leistungen größeren Umfangs zu erzielen, beinahe ebensosehr beigetragen wie die tödlichen Krankheiten und der Personalmangel.
    Sie gab sich nicht der Illusion hin, daß es allzuviel ausmachen würde, was sie hier draußen bewerkstelligten. Nichts konnte fehlende menschliche Arbeitskraft ersetzen. Aber vielleicht gelang es mit Hilfe der Maschinen, das Leben ein wenig leichter zu machen.
    Jeffers sprang wie ein Derwisch von Maschine zu Maschine, tauschte Programmeinheiten aus, schmierte, setzte Energiezellen ein, und Virginia, die sich frei von Illusionen wähnte, war erstaunt über die starken hoffnungsvollen Regungen, die sie beflügelten, während sie durch die schweigenden Reihen des Maschinenfriedhofs gingen.
    Es war ein erregender Anblick. Seit langem ausrangierte Maschinen hoben sich aus jahrelanger Froststarre und setzten sich in Bewegung, rollten auf Hakenrädern, oder schwebten frei an ihren Halterungen. Datenkanäle klickten und summten, zwitscherten in verschlüsselter Computersprache.
    Ihre Anstrengungen vervielfachten sich, als umprogrammierte Reparaturmaschinen selbsttätig an die Arbeit gingen und systematisch an die Wiederherstellung beschädigter und ausgefallener Maschinen gingen. Was als punktuelle Aktivität begonnen hatte, breitete sich aus wie Wellenriffel unter einer aufkommenden Brise.
    Die Kopfhörer trugen ihnen Ausrufe des Staunens und freudige Aufgeregtheit aus den Gewächshäusern zu. Leute versammelten sich hinter den Scheiben und starrten hinaus zum Maschinenfriedhof, dessen froststarre Schläfer eine so unerwartete Auferstehung erlebten. Luftschleusen öffneten sich, und Gestalten in Schutzanzügen liefen über die Schneeflächen, um die in Bewegung geratene mechanische Menge anzustarren.
    Jeffers schrie triumphierend in den Lärm des offenen Kanals, als eine große Hebemaschine sich auf einer Wolke ionisierten Wasserstoffs erhob, um mit grün und blau funkelnden Lichtern emporzuschweben und zu dem lange unbenutzten Vorratslager glitt, wo sie sich selbsttätig festmachte.
    Die Monitore schalteten sich ein, um eine Überlastung des offenen Kanals durch das Geschrei der Zuschauer zu dämpfen.
    Mehr und mehr Leute erschienen auf dem Eis, in Schutzanzügen, die seit Jahren nicht benutzt worden waren, mit vormals weißen Brustbinden, die nun vom Alter brüchig und verfärbt waren. Einige ließen alle Vorsicht fahren und sprangen vor Begeisterung in die Luft, um minutenlang hoch über den Köpfen der anderen zu schweben, die sie fröhlich verspotteten.
    Virginia lachte. Halleys Nordpol war zu einem Festplatz geworden – Menschen rempelten Maschinen an, die geduldig auswichen, heftigere Zusammenstöße zu vermeiden. Angehörige verfeindeter Gruppen tanzten und redeten miteinander, jemand schaltete Musik auf den D-Kanal, und Tänzer, behutsam in der annähernden Schwerelosigkeit, drehten sich im Reigen.
    Es war nicht viel nötig, dachte Virginia… nur eine gute Nachricht.
    Aus dem benachbarten Gewächshaus starrte ein Dutzend magerer Kinder, manche mit hängendem Kiefer und ohne Verständnis in den leeren Augen, ein paar aber klatschten fröhlich in die Hände, zupften Erwachsene an den Ärmeln und zeigten aufgeregt zur lärmenden Feier hinaus.
    Eine Gestalt erschien neben Virginias Maschine und zog an einem der Greifarme. Virginia bemerkte es und drehte die Objektivaugen der Maschine zur Seite.
    »Oh. Hallo, Carl!« Sie kam sich wie ein kleines Mädchen vor, und es tat gut, ihn unter der glänzenden Visierscheibe seines schmierigen

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