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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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Aufstellung?«
    »Klar. Sitzt genau richtig, kann in jeden gewünschten Winkel gedreht werden. Nach den Versuchen können die Maschinen es für die Nutzleistung einstellen.«
    Jeffers grinste fröhlich. Er war die treibende Kraft bei den Arbeiten, wußte überall Rat und fand mit raschem, fachmännischem Wissen für jedes Problem eine Lösung. Er arbeitete achtzehn Stunden pro Arbeitstag ohne ein Zeichen von Erschöpfung. Die Werkstätten in Ebene A, die jetzt weitgehend automatisiert Ersatzteile für Raketen und Rückstoßgeräte herstellten, würden ohne Jeffers nicht existieren. Carl erinnerte sich, wie Jeffers in den Zeiten der Krankheit und Hoffnungslosigkeit in Videofilmen untergetaucht war, um der Realität zu entfliehen. Er hatte Arbeit gebraucht, sonst nichts. Das allein war Carl Grund genug, dies alles zu tun, selbst wenn sein Freund vielleicht schon argwöhnte, daß es alles eine Farce war…
    »Alle Arbeitsgruppen haben den Zeitplan übererfüllt. Die Leute machen sogar unaufgefordert Überstunden.«
    »Nun, wir haben endlich etwas, wofür wir arbeiten können«, sagte Carl, ohne Jeffers ins Auge zu sehen.
    »So ist es.«
    Eine Aufsichtsmaschine kam heran, ein zusätzliches Behelfsgehäuse aus Blech auf der Rückenschale. Es enthielt ein zusätzliches Magazin Arbeits- und Kommunikationsprogramme. Virginias Ergänzungen bewährten sich tadellos und machten die Maschinen vielseitiger, aber sie waren nicht elegant. Die Maschine lenkte die Aufmerksamkeit der beiden mit ihrer Blinklampe auf sich und sendete: »Anlage 6 fertiggestellt. Ingenieur Osaka sagt, das Gerät könne zum Testbetrieb freigegeben werden.«
    Jeffers nickte. »Dann also los!«
    Warnsignale ertönten über die offene Frequenz. Überall sah man die Arbeitsgruppen ihre Tätigkeit unterbrechen und hervorkommen, das Schauspiel zu beobachten. Die Schutzanzüge waren zerkratzt, abgenutzt, verfärbt und mit provisorisch angefertigten Teilen zusammengeflickt.
    Das Pingpingping der Erwärmung kam über die offene Frequenz, ein dünnes Echo der Aufladung, die nun im Graben eingeleitet wurde. Carl beobachtete die Mündung des Rückstoßgerätes, die unweit von ihm aus dem Eis ragte und zum Himmel wies.
    Er verspürte prickelnde Erregung, eine wachsende Spannung. Wenn sie in Entwurf oder Konstruktion einen Fehler gemacht hatten…
    Ein leises Erzittern ging durch den Boden. Ein Rattern im Mikrowellenbereich, ein Kreischen – und das Gerät arbeitete.
    Ein unbestimmter Dunst erschien um die Mündung. Carl überlegte, ob etwas schiefgegangen sein könnte, bis ihm klar wurde, daß die Ausstoßrate des Rohres mehrere Kapseln pro Sekunde betrug und er den Ausstoß nur als Verschwommenheit sehen konnte.
    Das war alles. Kein Krachen, kein Speien von Feuer und Rauch. Die Rückstoßgeräte waren so konstruiert, daß sie so wenig Abwärme wie möglich erzeugten. Wenn auch nur der Bruchteil eines Prozents der Rückstoßenergie als Wärme an das umgebende Eis abgegeben würde, müßten zwangsläufig Teile des Fundaments in gasförmigen Zustand übergehen, Verschiebungen hervorrufen und das sorgfältig ausgerichtete Gerät aus dem Gleichgewicht bringen. Und die Instabilität und zunehmende Lockerung der Anlage würde im Betrieb sehr rasch zu ihrer Zerstörung führen.
    Aber das Rückstoßgerät funktionierte reibungslos. Auf der offenen Frequenz wurden Hurrarufe laut. So weit Carl sehen konnte, rissen die Leute die Arme hoch, tanzten auf dem schmutzigen Eis herum und sprangen hoch in den schwarzen Himmel. Nur die Maschinen setzten in stoischer Ruhe ihre Arbeit fort, ohne zu wissen oder zu beachten, daß die Menschen endlich das Ruder dieses Eisschiffes in die Hand genommen hatten. Der Komet war nicht mehr bloß ein schmutziger Schneeball in der langen Nacht. Er war jetzt ein Raumfahrzeug.
    Jeffers plapperte aufgeregt, wiederholte Operationszahlen, die ihm durchgegeben wurden. Carl lauschte den in rascher Folge eingehenden Werten und formte sie vor seinem inneren Auge zu geometrischen Darstellungen um – Kiloampere in Impedanzkreisen, Voltspannungen, die sich zu steilen Spitzen aufbauten und mit jeder Entladung wieder in sich zusammenfielen, Zeichen der Energieverluste induktiver elektrischer und magnetischer Felder. Energie strömte in die Kapseln, elektrodynamische Beschleunigung schoß wie ein Flüssigkeitsstrahl mit Lichtgeschwindigkeit hinaus.
    Wie sich bei den vorausgegangenen Versuchen mit Explosions- und Gasdruckmethoden herausgestellt hatte, war nur

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