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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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Diskussion notwendig sein.« Sie schnupfte, machte eine Bewegung, als wollte sie sich mit der Hand die Nase wischen, und hielt inne, als der Handschuh den Helm berührte. Sie mußte sich des Tropfenfängers hinter der Visierscheibe bedienen. »Ich…«
    Es war eine peinliche und unglückliche Situation. Daß sie seinetwegen weinte, während er die ganze Zeit nicht einmal an sie gedacht hatte. Er haßte derartige Szenen, und diesmal um so mehr, als er entdecken mußte, daß er ein dickfelliger Klotz gewesen war, ohne es zu wissen. Als ob andere Leute auf Frequenzen eingestimmt wären, die er selbst nicht empfangen konnte.
    Unter diesen Empfindungen aber regten sich auch Befriedigung und Stolz. Die alten Verhaltensweisen waren noch immer stark und tief genug verwurzelt, daß ein Mann sich von einem unerwarteten Antrag geschmeichelt und angenehm überrascht fühlte. Natürlich würde er niemandem davon erzählen, aber vielleicht könnte er Jahre später einmal Virginia eine Andeutung machen…
    Lani schnupfte wieder. Sie schloß die Augen und nieste vernehmlich, ein Geräusch, das durch die Kopfhörer in beinahe schmerzhafter Verstärkung an sein Ohr drang.
    Sie zwinkerte und blickte trübe in ihrem glitzernden Kristallpalast umher, dessen Schönheit sie jetzt gleichgültig ließ.
    Carl erkannte unterdes kläglich, daß sie überhaupt nicht um ihn geweint hatte. Sie hatte ihren fehlgegangenen Antrag bereits abgetan und konzentrierte sich auf näherliegende Dinge.
    Sie hatte eine Erkältung.

 
3

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SAUL
     
     
    Saul schneuzte sich und steckte das Taschentuch weg.
    Die hektischen Wochen des Umzugs und der Einrichtung des Stützpunkts waren in die lange, hohle Stille der Ersten Wache übergegangen. Und in dem Maße, wie seine verdammte Erkältung andauerte, ging er Nikolai Malenkow und seiner skeptischen medizinischen Sorgfalt mehr und mehr aus dem Weg. Es war nur eine Frage der Zeit, daß Malenkow etwas über sein unaufhörliches Schnupfen sagen würde.
    Er war nicht sicher, was Malenkow tun würde, wenn sich nicht bald Besserung einstellte, aber Saul war nicht gewillt, sich ins Kühlfach zu legen. Wenigstens nicht vorläufig. Es gab einfach zuviel zu tun.
    Er drückte die Knochenhöhle über der Nase zwischen Daumen und Zeigefinger. Die verräterischen Antihistamine hatten ihn in einen Zustand ständiger Benommenheit versetzt, aber das ließ sich nicht ändern.
    Er betrachtete die pastellfarbenen Wände des schwerelosen Gesellschaftsraums, der die beengten Freizeitmöglichkeiten des Zentrifugalrades ergänzen sollte. Der kahle, halbleere Raum bot einen wenig einladenden Anblick. Mit Ausnahme einiger Sessel und Vitrinen war der einzige fertig eingerichtete Teil hier bei der Selbstbedienungsbar. Wahrscheinlich würden Jahre vergehen, bis der Gesellschaftsraum aussehen konnte, wie die Planer es sich vorgestellt hatten.
    Das dünne Kopierpapier von Ausdrucken bedeckte den Tisch vor ihm bis auf den Platz, wo ein transportables holographisches Projektionsgerät einen Querschnitt des acht Kilometer langen Sphäroids zeigte, der der Kern des Halleyschen Kometen war.
    Nur am oberen Rand der Darstellung, nahe dem Nordpol, war ein spärliches Stollennetz zu erkennen, wo Menschen eingedrungen waren.
    Zuviel Grundbesitz, um ihn jemals wirklich zu kennen. Und doch viel zu wenig, um eine Heimat daraus zu machen.
    Der Mann gegenüber hüstelte höflich.
    »Entschuldigen Sie, Joao«, sagte Saul. »Diese Benommenheit ist schlimmer als die Erkältung selbst.«
    Der brasilianische Kometenforscher gab sich damit zufrieden und faßte zusammen, was er gesagt hatte, ehe Sauls Geistesabwesenheit ihn zum Abbrechen seines Vortrags gebracht hatte.
    »Es geht um diese Kavernen, Saul.« Er steckte die Hand in das computererzeugte Bild und machte eine Bewegung wie ein Fingerschnippen. Obwohl in dem holographischen Projektionsraum nichts als Luft war, las das Gerät seine Absicht, als ob er eine Seite umgewendet hätte. Die Wiedergabe des Querschnitts drang in tiefere Schichten des Kometenkörpers vor und zeigte neue Stollennetze im Norden und Osten, die eine Anzahl länglicher Höhlungen miteinander verbanden.
    »Ich glaube, ich habe eine Antwort auf die Frage, wie die Kammern entstanden sind«, verkündete Quiverian.
    Saul blickte von der holographischen Darstellung zu Quiverians blassem, schmalem Antlitz, dessen Hakennase die Ähnlichkeit mit einem Raubvogel verstärkte. Die leichte Erregbarkeit und Unberechenbarkeit des Mannes ließen den

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