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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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würde vor Wut platzen, wenn er erführe, daß wir den Fund verschwiegen haben.«
    »Trotzdem… Ich hätte gern einen Zufluchtsort, wissen Sie.«
    »Im Kometen ist viel Platz. Mehr als fünfhundert Kubikkilometer. Da sollte man schon ein Plätzchen finden.« Er konnte sich nicht vorstellen, daß er jemals das Verlangen haben sollte, sich in ein Loch mit Eiswänden zu setzen, selbst wenn es mit der Möglichkeit verbunden wäre, dem Rest der Dutzend Leute in der Ersten Wache zu entgehen. Wenn man allein sein wollte, ging man besser ins Freie hinaus. Da gab es Raum und Einsamkeit genug.
    »Nun, vielleicht später einmal. Wir könnten es ganz allein machen, ohne die Maschinen.« Lani schaute ihn wieder an, einen erwartungsvollen Ausdruck in den Rehaugen. Carl blickte nervös weg.
    »Ich weiß nicht. So einen Raum müßte man isolieren.«
    Wenn er das Gespräch nicht auf Virginia lenken konnte, wollte er es lieber ganz unpersönlich und ihre Beziehung freundlich-kollegial, aber streng innerhalb der beruflichen Notwendigkeiten halten. Er fing an, über die Isolationsprobleme zu sprechen, und um wieviel schwieriger sie hier zu lösen seien als auf Encke.
    Menschen schätzten Temperaturen um dreihundert Grad über dem absoluten Nullpunkt, aber verschiedene der gefrorenen Gase verdampften schon bei hundert Grad über dem absoluten Nullpunkt in einer heftigen Phasentransformation. Es genügte, mit einem beheizten Arbeitsanzug eine unverkleidete Wand zu streifen, um eine Gasverpuffung zustande zu bringen. Die Aufrechterhaltung des Temperaturunterschieds von zweihundert Grad erforderte die Entwicklung flexibler, mehrschichtiger Isolationsmaterialien. Ein bloßer Atemhauch normaler Körpertemperatur würde genügen, die Wand eines nicht isolierten Raumes zu durchlöchern. Ein gewisses Maß an Ausgasung war durch das Stollenlabyrinth im Innern des Kometenkerns trotz Isolation unvermeidlich, und darum mußten die Dämpfe und Gase zur Oberfläche entweichen. Gleichzeitig war die kontrollierte Ausbeutung der gefrorenen Elemente der Schlüssel zum Erfolg der Expedition. Hinzu kam, daß die Biosphäre einen Umlauf von Wasser, Atemluft und Wärme benötigte, der unausweichlich von den Gasen und Staubpartikeln aus Gestein und Metall, die den Kometen durchsetzten, verunreinigt war. Darum mußten die schädlichen Bestandteile der Ausgasungen fortwährend aus der Atemluft gefiltert werden. Nur so gelang es, zum Beispiel den Blau Säuregehalt der Luft in den künstlichen Lebensbereichen unter der gesundheitsschädlichen Grenze zu halten.
    Ohne ein praktisch wartungsfreies Kreislaufsystem zur Erneuerung der Atemluft und des Wassers würden sehr viel mehr Leute wach und an der Arbeit sein müssen. Das wiederum hätte zusätzliche Anforderungen an die Versorgungsleistungen gestellt und die Kosten in die Höhe getrieben. Dies war der eigentliche Grund, daß das Leben im Innern des Kometenkerns notwendig war. Wie gewöhnlich, hatte der Rechenstift bei der letzten Entscheidung wieder Pate gestanden.
    Das Abdichten von Schleusen, Türen und Schlössern, um zu verhindern, daß Wärme an das benachbarte Eis gelangte, war eine schwierige und mühevolle Arbeit, die Carl mißfiel. Er handelte diesen Punkt mehrere Minuten lang in aller Ausführlichkeit ab, nicht weil er sich gern beklagte, sondern weil ihm nichts anderes einfiel, um das Gespräch im unpersönlichen Bereich zu halten. Aber endlich kam er zum Schluß, und es entstand eine lange, unangenehme Pause.
    »Ich hatte gehofft, wir könnten Zeit finden, allein zusammen zu sein«, sagte Lani. Sie war so aufgeregt, daß ihre Augenlider flatterten.
    »Ja… ich… Das habe ich verstanden.«
    »Sie haben es gefühlt?«
    »Nun… ich… äh…«, sagte Carl lahm.
    »Ich kenne Sie jetzt seit zwei Jahren. Lang genug, um zu wissen, daß Sie anders sind als die übrigen.« Ihre Augen waren groß und schwarz und unergründlich. Sie war so direkt und unverblümt, daß es ihn eine Willensanstrengung kostete, nicht wegzusehen. Ihm wurde immer klarer, daß sie dies alles eingeübt hatte.
    »An mir ist wirklich nichts Besonderes«, sagte er unbehaglich. »Ich tue meine Arbeit, und sie gefällt mir. Sie ist mein Leben, wie sie das Ihrige ist.«
    »Da haben wir viel gemeinsam.«
    »Ja, das stimmt.«
    »In der langen Zeit, die wir zusammen auf Wache verbringen, könnten wir vielleicht…« Sie schlug den Blick nieder.
    »Ich… äh… ich halte viel von Ihnen, Lani.«
    »Das freut mich.« Aber ihr Antlitz hatte den

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