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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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Vordringen durch Zuschmelzen des Eises hinter den am meisten gefährdeten Stellen zu verwehren, doch war die Gefahr damit noch keineswegs gebannt.
    Sie sollte ausruhen, schlafen, war aber innerlich zu unruhig.
    Zum Teufel mit der Außenwelt, mit der rauhen Wirklichkeit! dachte sie und beugte sich über ihr Geschriebenes.
     
Warzen, Nabel und
das Dreieck
einem Gesichte sind sie gleich.
Siehst du, lieber Freund,
es lächeln?
Willkommen hier im Himmelreich.
     
    »Hm«, machte sie nachdenklich. »Künstlerisch ist es nicht. Vielleicht Therapie.«
    - Sicherlich enthüllt es den allgemeinen Inhalt der Gedankengänge.
    Die blaugrünen Buchstaben schwebten über ihr in der holographischen Projektionszone.
    »Johnvon, dies ist persönlich! Ich hätte die Verbindung unterbrechen sollen.«
    - Verzeihung. Ich weiß dies nicht auszudrücken.
    »Der gesunde Menschenverstand sollte dazu imstande sein, aber das ist etwas, um das ich mich nicht sonderlich bemüht habe, nicht wahr?«
    - Einige meiner simulierten Persönlichkeiten kennen Regeln, aber ich habe keine klare Deutung für ›gesunden Menschenverstand‹. Vielleicht ist er in der täglichen Arbeit nicht nützlich?
    »Nein, es war einfach nicht genug Zeit… mach dir nichts daraus.«
    - Bedürfen sexuelle Angelegenheiten des gesunden Menschenverstandes?
    »Wenn du mit Menschen zu tun hast, ja. Aber es wäre besser, du würdest still bleiben. Niemand ist der Meinung, Maschinen hätten etwas zur Sexualität zu sagen.«
    - Es gibt psychoanalytische Programme, die ich abfragen kann, Gutachten von Sachverständigen, die in der Diagnose bedeutende Erfolge erzielt haben…
    »Nein, Johnvon. Laß mich weitermachen!«
    - Darf ich zusehen?
    »Ich kann dich kaum daran hindern, meine Knüttelverse zu lesen, nicht? Sie befinden sich im Speicher unter Allgemeine Manuskripte.«
    - Ich kann Resultate in meinen eigenen Speichern verbergen.
    »Gute Idee. Ich möchte nicht, daß jemand zufällig auf diese Unterlagen stößt.« Sie starrte in den Projektionsbereich. Johnvons Einmischung hatte sie in Verlegenheit gebracht. Sie war noch nie so unverhüllt obszön gewesen und sah ihre Leidenschaft als eine rein persönliche Sache, die nur sie selbst und Saul etwas anging. In der Heimat hatte sie sogar als etwas prüde gegolten.
    Nun, für diese Art von Schüchternheit war sie eigentlich zu alt. Sie mußte das überwinden.
    Stirnrunzelnd betrachtete sie ihr Erzeugnis. Der alte Brauch verlangte, daß Gedichte mit Tinte auf Papier geschrieben und nicht in Leuchtbuchstaben projiziert wurden. Nun, zum Teufel damit! Mal sehen… Mit denn Himmelreich war das so eine Sache… Lohnte es sich überhaupt, diesen Teil für die Alliteration zu retten?… Besser, sie versuchte etwas anderes…
     
Rot die Leiber und bewegt
dein Gesicht ganz heißes Bangen
fiebrig, ja, und lebenssteigernd
zart und heftig, wild erregt,
selbstvergessen vor Verlangen.
Schnell!
Schneid mich, Dr. Eisenbart,
bestehe drauf, ich beuge mich
nie fürchtet ich
von Angesicht zu Angesicht
dir nah zu sein.
Schwitzend ohne Hygiene,
glatt und naß und wenn es sein muß,
auch mit dir in Quarantäne
ich bin nun mal von dieser Art:
schnaufen und wühlen, sich wälzen im Staub
Dampfmaschinen-Eisenbart
du Doktor meiner Liebe -
Lehre mich leben die Gegenwart,
vergessen, was war und sollte sein,
auch ohne der Himmelsmechanik Kraft
die himmlische Nähe zu finden
erbebend und wissend, er ist mein.
Es schmilzt mein Eis, ach
laß nicht nach!
Klebrige Herrschaft von Feuer und Süße
Drück’ mich durchdring’ mich entrück’
mich bezwing’ mich…
     
    Sie brach ab. Ihr Herz klopfte.
    - Uneinheitliche Versformen, mangelhafte syntaktische Struktur…
    »Sei still!«
    Virginia löste den Haltegurt, zog den Kontaktstecker, sprang auf, stieß sich zur Tür.
    - Speicherbefehl?
    »Schmeiß es weg! Was kümmert’s mich?«
    Dann war sie draußen und eilte durch die Korridore. Das lange Dahingleiten zwischen den Bodenberührungen und dem Abstoßen schien kein Ende nehmen zu wollen. Zu Sauls Laboratorium waren es nur ein paar Minuten, eine kurze Strecke, zog man in Betracht, wie unerreichbar er gewesen war und wie sehr sie ihn vermißt hatte.
    Kurz bevor sie in Schacht 1 bog, der sie zu ihm führen würde, traf sie auf Carl Osborn und Jim Vidor, die ohne ihre Helme aus der Richtung der Zentrale kamen. Ihre Anzüge waren zerknittert und von Chemikalien fleckig. Vidors Gesicht wirkte geschwollen, er war unrasiert, und sein Blick irrte umher. Sie hatten einen

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