Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
Vom Netzwerk:
daß der junge Astronaut ihm die Hand hinstreckte. Er nahm sie und ließ sich auf die Beine ziehen.
    »Danke.« Aber er erinnerte sich, daß nur wenige Birnen in der Inventurliste waren. Drei davon waren schon weg. Sie mußten sich bald etwas Besseres einfallen lassen. Es war auch unmöglich, die ganze Zeit mit Schutzbrillen zu arbeiten.
    Die beiden bewegten sich wie afrikanische Stammestänzer in kleinen geduckten Sprüngen vorbei an den zusammengeschrumpften, schwärzlich purpurnen Hülsen ausgetrockneter Würmer zu einem wie verkohlt aussehenden Loch im gelben Fibermaterial des Bodens, wo die Reste Garners zusammen mit der schlecht gewählten elektrischen Decke in eine enge Spalte gefallen waren. Es war eine Verwerfung in der Höhle, die niemand beachtet hatte, als der Raum ausgewählt und mit Isoliermaterial und härtendem Fibergewebe verkleidet worden war.
    Vidor seufzte. »Also graben sie sich nicht’ durch massives Eis. Wir hatten es schon befürchtet. Dann könnten sie von überall her zuschlagen. Welch eine Erleichterung!«
    Saul konnte nur in tiefem Erschrecken auf die menschlichen Überreste starren, die unten in einer steilen Spalte im Eis verstreut lagen. Vidor war anscheinend aus hartem Holz geschnitzt.
    Saul räusperte sich. »Dann verbreiten sie sich durch Adern niedriger Dichte?«
    Vidor nickte. »Wir werden nach Spalten wie dieser Ausschau halten und sie zuschmelzen müssen. Ich weiß schon, wie es zu machen wäre.«
    Saul erinnerte sich, daß Virginia ihm Bilder von architektonischen Details gezeigt hatte, die Jim Vidor aus Eis verfertigt hatte. Wenn jemand mit dem Zeug umgehen konnte, war er es.
    Vom Eingang des Stollens J kamen Stimmen, und Vidor wandte sich um. »Ich muß den Leuten Schutzbrillen geben oder die Lampe ausschalten.«
    Saul folgte ihm. Für den armen Garner kam ohnehin jede Hilfe zu spät. »Vergessen Sie die Sonnencreme nicht«, rief er. »Wir zwei werden schon so einen Sonnenbrand haben.«
    Trotz des schmerzenden Knöchels und eines abklingenden Adrenalinstoßes fühlte er sich gut. Ein elementarer Instinkt in ihm schien freudig erregt, daß er die letzten paar Minuten durchgemacht und überlebt hatte. Aktion hatte ihre Vorteile. Es gab Befriedigungen, die einem im Laboratorium versagt blieben.
    Mit der Schutzbrille sah Joao Quiverian wie ein unheimlicher Nachtmahr aus. »Sie sollten sich um Ustinow kümmern!« sagte er zu Saul. »Sein Zustand ist ziemlich schlecht.«
    Saul nickte. »Ich gehe meine Sachen holen.«
    »Wenn er dieselben Gifte in sich hat, die Conti umbrachten…«
    »Ich werde alles in meiner Macht Stehende versuchen. Aber ich muß rasch handeln. Sie können mir dabei helfen, Joao.«
    Selbst wenn er Ustinow nicht retten konnte, würde es diesmal vielleicht gelingen, die chemische Reaktion soweit zu verlangsamen, daß sie ihn in ein Kühlfach legen konnten. Eines Tages würde dann vielleicht ein Gegenmittel zur Verfügung stehen.
    Die verbliebene Lampe brannte weiter, begleitet vom unaufhörlichen Schnarren des Alarmsignals.
    Unter ihrem grellen Schein holte Saul seine schwarze Tasche vom Eingang, wo er sie abgestellt hatte, und widmete sich nach langer Zeit wieder der praktischen Ausübung der Medizin.

 
10

----
VIRGINIA
     
     
    Sie schrieb die Zeilen auf, die sie am Tag zuvor entworfen hatte, und versuchte sie leidenschaftslos zu betrachten. Dies war ihre Arbeitspause, und die Beschäftigung mit dem, was sie für Dichtung hielt, schien eine bessere Art und Weise, sie zu verbringen, ein erholsameres geistiges Abschalten nach der anstrengenden Umprogrammierungsarbeit, als im Gesellschaftsraum Kaffee zu schlürfen. Um so mehr als wahrscheinlich niemand sonst dort sein würde; wer nicht arbeitete, schlief sicherlich den Schlaf der Erschöpfung.
    Es wurde erwartet, daß die Mannschaft ihre Schlafenszeit im Rad verbrachte, wo die zentrifugale Pseudoschwerkraft Bedingungen herstellte, die Schlafstörungen und Unausgewogenheiten durch Schwerelosigkeit verhindern konnte. Aber wirklich ausruhen konnte man besser im schwachen Schwerefeld des Kometen. Die Überlebenden hatten die Gewohnheit angenommen, nahe ihren Arbeitsplätzen isolierte Winkel und Nebenräume aufzusuchen, die frei vom grünen Algenschleim waren, und dort ihren Schlaf zu finden.
    Der Kampf war jetzt nicht mehr von Panik geprägt, aber noch nicht aus dem kritischen Stadium heraus. Es war ihnen gelungen, die Plage aus den Kühlfachkomplexen und der Kraftanlage zu vertreiben und ihr ein neuerliches

Weitere Kostenlose Bücher