Im Herzen Des Lichts
Geschenk verloren hatte, als mildernde Umstände gelten lassen würde.
Und was geschehen würde, wenn es das nicht tat.
Ischades Zuhause am Schimmelfohlenfluß war auf gespenstische Weise beleuchtet. Als sie näher kamen, erkannte Kama Crits graues Pferd. Bestürzt kniff sie die Augen zusammen. Kein Wunder, daß Strat angelaufen war, um sie zu holen: Crit bei Ischade war Öl zu dicht an einer brennenden Fackel.
»Ihr Götter, Strat, wir lieben ihn beide noch, ist dir das klar?«
»Ich habe es mir fast gedacht«, bestätigte Strat mit seltsamem Ton. »Aber er liebt uns nicht. Hol ihn dort heraus, Kama. Wenn ich hineingehe, wird es nur noch schlimmer. Ihr gefällt es bestimmt nicht, daß er seine Nase in Dinge steckt, die ihn nichts angehen.«
Kama war bereits abgestiegen und reichte Strat die Zügel. »Ich weiß. Bleib du hier. Es würde zu nichts führen, wenn ihr zwei euch deswegen streitet.« Ehe sie zur Tür rannte, drehte sie sich noch einmal um. »Strat, wir müssen uns an die Dinge gewöhnen, so wie mein Vater sie zurückgelassen hat. Es schmerzt uns alle. Crit wollte dieses Kommando nicht. Nicht auf diese Weise.«
»Für das und ein Goldstück wirst du bei Myrtis immer noch gut bedient.«
Auf diese Bitterkeit fand Kama keine Antwort. Sie rief zu der Tür, der sie immer ausgewichen war, denn hinter ihr war etwas, womit sie nichts zu tun haben wollte: Ischade.
Durch die Gartentür, die Eingangsstufen hinauf, wo sie klopfenden Herzens stehenblieb und sich fragte, was sie tun würde, wenn sie ihm etwas getan, wenn sie ihn verzaubert, ihn in ihren Klauen hatte wie Strat und Janni und Stilcho und die übrigen.
Ihr Herz hämmerte, als sie an die Tür klopfte und plötzlich mehr als eine Männerstimme dahinter hörte und hoffte, daß diese anderen Stimmen nicht die von Untoten waren. Sie hatte Untote nur aus der Ferne gesehen, aber allein die Erinnerung daran jagte ihr eisige Schauder über den Rücken. »Ah, Madame Ischade, ich bin wegen Crit hier«, platzte sie mit einer Stimme heraus, die ihr höher vorkam als während ihrer Schulzeit.
Augen, die dunkler und tiefer als ein Brunnen waren, blickten sie aus einem bleichen Gesicht an, dessen Züge seltsam verborgen blieben, und ihre Hand fühlte sich kälter als alles an, was Kama je berührt hatte.
»Gut.« Der Kopf in der Kapuze nickte. Hinter Ischade leuchteten grelle, bunte Farben, aber sie selbst war ganz schwarzweiß. »Tretet ein.« Die Augen waren so schwarz, so tief, daß man sich in ihnen verlieren konnte.
Geh in keine Falle. Blick sie nicht zu lange an! ermahnte sich Kama. »Crit?« Sie stellte sich auf Zehenspitzen. »Crit?« Die Vermummte verließ sie.
Da war er, mit zwei Männern, die sie erkannte: Vis und ein stotternder Bettler, Mor-am. Schlechte Gesellschaft, schlechter Ort. Kama schauderte und tastete nach ihrem Gürtel, nach den Wurfsternen, die sie von Niko hatte. Konnte man hier überhaupt jemanden töten? Würden Tote hier tot bleiben? Könnte sie mit dem Bettler, dem Söldner und mit Ischade fertig werden, falls Crit soviel Hilfe brauchte?
Versuchen konnte sie es, das mußte sie. Aber da kam Crit zur Tür. Seine Haltung drückte Ärger aus, nichts Schlimmeres. »Guten Abend«, sagte er, und Kama konnte sich nicht denken, wohin die Vampirin verschwunden war. »Was führt dich hierher, Kama?«
Er drückte sie mit der Schulter nach draußen, und schon war die Tür hinter ihnen geschlossen. Seine Hände umklammerten schmerzhaft ihre Schultern. »Törin«, zischte Crit. »Misch dich da nicht ein! Ich habe auch so schon genug Schwierigkeiten.« Seine Lippen bewegten sich kaum, während er flüsterte. Seine Wangen waren hohl, und Kama hatte schreckliche Angst.
»Crit, ihr Götter, was immer es ist, du kannst es nicht allein tun! Strat ist bei mir, wir sind hier, um.«
»Strat? Bei dir? Er wohnt hier, Kama. Schläft hier. Tut hier, was immer er tut. Für sie. Nicht für uns. Geh jetzt. Ich suche jemand für Fackelhalter. Sonderauftrag.«
Sie versuchte seine Hände abzuschütteln. Sie ließen ihre Schultern nicht los. Herausfordernd sagte sie: »Was immer du tust, ich tue es ebenfalls. Sonderauftrag.«
Das konnte er nicht nachprüfen, nicht, ohne zu Randal zu gehen. Und Randal würde vielleicht für Kama lügen, behaupten, Tempus hätte eine Botschaft geschickt.
Seine Berührung wühlte sie auf. Sie fragte sich plötzlich, ob die Dinge sich vielleicht glätten ließen, wenn wenigstens eine Nacht lang jeder Liebhaber in Freistatt im
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