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Im Herzen Des Lichts

Titel: Im Herzen Des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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werde Euch gut dafür bezahlen.«
    »Spaziere nicht ohne Stock dahin«, sagte Tjainufi befriedigt.
    »Wir müssen auch zu Setios, Onkel Samlor«, warf das Kind mit schriller Stimme ein. Sie ließ Khamwas los und zupfte statt dessen hartnäckig am rechten Ärmel ihres Oheims. »Bitte, tu’s. Er ist nett.«
    Kalter Stahl kann nicht fließen, sich nicht kräuseln, keine Worte formen, dachte der Cirdonier. Die Scharte in der Schneide war hell und wirklich: das war nichts Magisches, nur ein gewöhnlicher Dolch mit einem unhandlichen Griff und einer sehr guten Klinge.
    Stern hängte sich fast an Samlors Arm. Er blickte nicht zu ihr hinunter, und auch seine Hand senkte sich nicht. Dieser Arm hatte einen Esel einen Bergpfad hochgezogen, von dem aus er in eine hundert Fuß tiefe Kluft gefallen war.
    »Bitte«, flehte das Kind.
    »Freund Samlor?« sagte der Napataner unsicher. Der Dolch war nur ein Dolch, soweit er sehen konnte.
    Geh mit ihm! las Samlor plötzlich in den bewegten Kräuseln des Stahles.
    Die Worte schwanden, als das Leuchten in Sterns Hand zu einem Punkt schrumpfte und erlosch.
    »Ich war dabei«, sagte der Karawanenmeister bedächtig, »da drin nach einem Führer Ausschau zu halten.«
    Er deutete nicht auf die Schenke. Er sprach zu sich, nicht zu den zwei Menschen bei ihm in der Gasse. Seine Nichte und der Fremde starrten Samlor an, als wäre er ein zahmer Löwe, der sich plötzlich merkwürdig benahm.
    »Also«, fuhr Samlor fort, »werden wir Setios gemeinsam suchen. Schließlich«, er strich mit einem Fingernagel auf die Dolchklinge, und das Metall antwortete mit einem melodischen Klingen, »sind wir vier uns einig, nicht wahr?«
    Stern beugte sich zu ihrem Oheim vor und umarmte seinen kräftigen Oberschenkel, aber sie vermied es, ihn und das Messer in seiner Hand anzusehen. Khamwas nickte vorsichtig.
    »Dann werden wir als erstes aus dem Labyrinth verschwinden«, bestimmte Samlor. »Kommt!«
    Um die Gasse abwärts zu nehmen, mußten sie über die Leiche des Jungen steigen, den er getötet hatte.
    Das war Freistatt. Es würde nicht der letzte Tote sein, den sie sahen.
    Was da unmittelbar am Gassenausgang lag, hätte man für eine Leiche halten können, wenn man nicht genau hinhörte - oder das kaum hörbare Pfeifen nicht erkannte, welches der Atem eines Menschen war, dessen Gesicht auf den schlammigen Kopfsteinen lag.
    »Vorsicht«, flüsterte Samlor und tippte zuerst auf Sterns Schulter, dann auf Khamwas’ Arm, damit sie darauf achteten, wohin er deutete.
    Das Männchen auf Khamwas’ Schulter war offenbar imstande, die Situation zu erkennen, denn es sagte mit schriller Stimme: »Es gibt keinen, der nicht stirbt.«
    Der napatanische »Gelehrte« langte mit der freien Hand zu seiner Schulter, eine Geste, aus der Zuneigung und Warnung gleichermaßen sprach. »Tjainufi«, mahnte er, »nicht jetzt.«
    Samlor bezweifelte, daß Khamwas mehr Kontrolle über das Männchen hatte als ein Kameltreiber über eine zahme Maus, die in den Falten seines Umhangs zu Hause war. Oder, wenn er es recht bedachte, als er selbst über seine Nichte, die klug genug war, jede Anweisung zu verstehen, die er ihr gab - aber deren Reaktion so eigenwillig war wie bei jeder Siebenjährigen.
    Jetzt etwa blühte ein kugelförmiges Glühen in der Hand des Kindes auf, das ihr den Weg vorbei an dem Sterbenden leuchtete. Und das trotz der Warnung des Karawanenmeisters, daß jedes Licht mehr Schaden als Nutzen bringen würde, zumindest, bis sie das Labyrinth hinter sich hatten.
    Stern setzte das Füßchen vorsichtig vor dem ausgestreckten Arm des Liegenden auf, dann hüpfte sie verspielt daran vorbei, und dieses völlig unpassende Verhalten ließ die Szene nur um so grauenvoller erscheinen. Die Lichtkugel, die sie geformt hatte, schwebte kurz hinter ihr her. Ihr Kern schrumpfte und glühte heller, während die wirbelnde Kugel rundum rankenähnliche Fühler formte, die dem Wirbel des silberweißen Haars über Sterns Stirn glichen.
    Das Kind drehte sich um, bemerkte Samlors Gesichtsausdruck und fuhr zurück, als hätte er sie geschlagen. Das wirbelnde Licht erlosch, als wäre es nie gewesen.
    »Ist er.?« fragte Khamwas, während er an der Stelle, die er sich gemerkt hatte, über den Sterbenden stieg. »Einer von denen - mit denen wir es gerade zu tun hatten?«
    »Er ist von der Bande, die uns mit den Ketten angriff«, antwortete der Karawanenmeister, als er mit langem Schritt folgte. Hier war die Gasse weit genug, daß er die Arme ausbreiten

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