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Im Herzen Des Lichts

Titel: Im Herzen Des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Wahrscheinlich wurde es durch Regenwasser gespeist, das man von der Dachrinne herableitete. Im Schatten unter der Einfassung waren die schmalen Schlitze kaum zu sehen, aus denen zu hochstehendes Wasser wiederum zu einer Zisterne rann.
    Von diesem Zierteich abgesehen war der Raum kahl. Die Wände zwischen den oberen und unteren Schmuckrändern waren mit senkrechten Pastellwellen bemalt, die an einen Birntangwald erinnerten, und der Marmorboden wies geometrische Muster auf.
    »Und wohin jetzt?« fragte der Karawanenmeister brüsk. Er blickte auf den Türbogen zur hinteren Haushälfte. Stern zitterte am ganzen Leib, obwohl sie ihren Umhang eng um sich gewickelt hatte und mit beiden Händen geschlossen hielt. Auch Samlor gefiel die Aura dieser Halle gar nicht.
    »Noch weiter nach unten«, antwortete Khamwas verwirrt. Er klopfte mit dem Stabende auf den Boden, doch der scharfe Laut verriet zumindest dem Karawanenmeister nichts.
    »Da unten muß eine Zisterne sein.« Samlor deutete mit tropfender Stiefelspitze. »Der Zugang ist wahrscheinlich in der Küche. Nicht hier.« Er ging voll Unbehagen auf die Tür zu und ärgerte sich über seine unverständliche Angst. Ein Teil seines Ichs jammerte, daß der Napataner ein Narr war und wieder eine Richtung mit einem Weg verwechselte - aber das mußte Samlor vermeiden: aus nichtigen Gründen seinen Ärger an seinen Begleitern auszulassen, nur um Ängste zu vertuschen, die er aus Verlegenheit nicht zugeben wollte.
    Stern schob eine Hand aus der Öffnung ihres Umhangs heraus. Sie blickte nicht auf, aber als sie einen Finger abwinkelte, löste sich sogleich ein heller Funke davon und streifte am verzierten unteren Wandstreifen entlang.
    »L-liebes«, sagte der Karawanenmeister und blickte auf das verschlossene Gesichtchen seiner Nichte, das ihm verriet, wie elend sie sich fühlte. Stern schwieg.
    Der Lichttropfen war weißglühend und blendend im Vergleich zu den vagen Lichtquellen, die beide Magier - diese Tatsache mußte er sich nun zugeben - zuvor geschaffen hatten. Er hätte vielleicht sogar neben einer Kerzenflamme hell ausgesehen, doch es fiel Samlor schwer, sich an etwas so Normales wie Kerzenschein zu erinnern, während er in dieser eisigen steinernen Halle stand.
    Puls und Pause; Puls und Pause; Puls. Anfangs hatte er gedacht, diese Lichtkreatur sei ein Fischchen oder vielleicht nur ein kleiner Lichtklecks.
    Doch jetzt glich sie einem Tintenfisch, immer noch zu winzig, sie zu sehen, aber zu erkennen durch die Art, wie sie sich mit rhythmischen Kontraktionen ihres Mantels vorwärtsschnellte.
    Der Marmorboden war so gut poliert, daß sich die Bewegungen der Lichtkreatur präzise spiegelten und sogar die feinen Schatten zwischen den geschlossenen Lichttentakeln zu erkennen waren, die sie hinter sich herzog. Die Farben und Musterung der Marmorfliesen schufen den Eindruck, sie schwämme wahrhaftig durch Wasser.
    »Stern!« sagte der Karawanenmeister mit unterdrückter Heftigkeit. »Weshalb.«
    Das Spiegelbild verschwamm auf einer schwarzen Fliese zu einer feinen Lichtkugel, obwohl die winzige Kreatur darüber in kristallener Klarheit dahinschoß. Der Tintenfisch pulste vorwärts und hing einen Augenblick über einem keilförmigen Travertinstück, dessen dunkle Streifen die scharfen Umrisse zu umhüllen schienen.
    Dann schwanden Lichtkreatur und Spiegelbild so abrupt, wie sie aus der Geste des Kindes entstanden waren.
    »Was?« fragte Stern heftig zitternd. Sie preßte die Lider so fest zusammen, daß ihr Oheim glaubte, sie würde gleich zu weinen anfangen. »Was ist geschehen?«
    Samlor tätschelte sie beruhigend und blinzelte, sowohl wegen der plötzlichen Rückkehr der Dunkelheit, als auch seiner Erkenntnis dessen, was er eben gesehen. Stern wußte vielleicht nicht, was sie getan hatte und warum, aber dem Karawanenmeister war es nun klar.
    »Khamwas, kommt doch her«, rief er und amüsierte sich über die Begeisterung, die in seiner Stimme mitgeschwungen hatte. Er trat zu der Stelle an der Seitenwand, wo das Lichtgeschöpf verschwunden war. »Wißt Ihr, ich hatte schon befürchtet, wir müßten aufgeben oder mit einem richtigen Abbruchtrupp zurückkommen.«
    »Ein Augenblick der Mutlosigkeit kann der Tod von Hunderten sein«, sagte das Männchen auf Khamwas’ Schulter.
    »In dieser Stadt«, entgegnete der Karawanenmeister bitter, »muß man mit dem Tod aus geringeren Gründen rechnen.«
    »Ich.«, murmelte der napatanische Gelehrte. »Was möchtet Ihr, daß ich tue?«
    »Stern,

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