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Im Herzen Des Lichts

Titel: Im Herzen Des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Schätzchen, komm her«, redete Samlor ihr gut zu, als er bemerkte, daß seine Nichte ihm nicht gefolgt war. Etwas stimmte nicht mit ihr, oder sie reagierte besonders stark auf die Stimmung, die von diesem Haus ausging.
    Sie gehorchte seiner Stimme mit dem ängstlichen Zögern eines oft geschlagenen Hundes. Ihre Hände hatte sie wieder unter dem Umhang.
    Samlor legte den Arm um ihre Schultern, das war alles, was er tun konnte, bis sie dieses verfluchte Haus verlassen hatten, und sagte zu dem anderen: »Könnt Ihr es hier unten ein wenig heller machen? An der Wand?«
    Khamwas kauerte sich auf die Fersen und streckte den Stab parallel zum Randstreifen aus. Sein Schimmern war für Augen, die sich dem Funken von Sterns Finger angepaßt hatten, kaum als Licht erkennbar, aber es genügte, das schwarze Marmorstück von den Travertinstücken zu beiden Seiten abzuheben.
    Samlor konnte keinen Unterschied in der Politur des schwarzen Marmors zum restlichen Boden erkennen, aber die Weise, wie das Licht darauf verschwamm, bewies, was unter allen anderen Bedingungen unsicher gewesen wäre.
    Er betastete den Stein mit der Kuppe des kleinen Fingers seiner Rechten, ohne jedoch den Griff seines langen Dolches loszulassen. Die Fliese gab unter dem leichten Druck nicht nach, allerdings schien sie nicht so fest zu sitzen, wie ein Stein eigentlich festgefügt sein müßte.
    »Stimmt etwas mit dem Boden hier nicht?« fragte Khamwas, der auf seinen Fersen kauerte.
    Samlor wäre es lieber gewesen, der Napataner hätte hinter ihnen Ausschau gehalten, aber das konnte er wahrscheinlich nicht, wenn er gleichzeitig den Stab so halten mußte, daß er ihnen nutzte. Sein Schimmern war jedenfalls besser als gar kein Licht.
    Außerdem bezweifelte er, daß die Gefahr, die ihnen hier drohte, etwas so Simples sein würde, wie ein Mann, der im Dunkeln auf sie zuschlich.
    »Dieser Stein hat nicht den gleichen Glanz wie die anderen«, erklärte Samlor, während er aufstand. »Er wird bestimmt nicht oft betreten, vielleicht ist er verrutscht oder etwas anderes als die übrigen Fliesen.«
    Er stieg vorsichtig auf diesen Stein, der in jeder Richtung nur ein wenig länger war als sein Fuß. Indem Samlor sein Gewicht von den Zehen zur Ferse verlagerte, hoffte er, er könne irgend etwas auslösen, daß der Marmor sich auf einem verborgenen Lager drehe. Er war bereit, beim ersten Zeichen von Bewegung wegzuspringen.
    Es tat sich nichts.
    Nun denn, vielleicht, wenn er den Stein zur Wand drückte.
    Samlor rutschte, dann fand er Halt, als er das Gewicht verstärkte. Der schwarze Stein glitt mit der lautlosen Eleganz von flüssigem Quecksilber unter den Wandstreifen.
    Die beiden Männer wirbelten herum, als etwas hinter ihnen seufzte. Der Zierteich hob sich an einem Ende. Das Wasser, das erst vor wenigen Augenblicken Samlors Stiefel befeuchtet hatte, floß nicht davon, sondern lag schräg in der Luft. Eine Leiter führte von einer Öffnung, die der Teich verborgen hatte, in die Tiefe.
    »Sammler habt Ihr ihn genannt«, sagte der Karawanenmeister grimmig, als er die Spiegelung in der fast senkrechten Wasserfläche beobachtete.
    »Ein guter Trick«, antwortete Khamwas etwas gereizt. Er stand auf und sprach ernst und konzentriert etwas zu seinem Stab. Samlor nahm an, daß seine Beschwörung ihrer Aufgabe und Sicherheit diente.
    Als der schimmernde Stab aus Khamwas’ Händen schwebte und sich zum Boden neigte, ohne jedoch zu fallen, wurde dem Cirdonier klar, daß es lediglich ein Trick war - eine Demonstration, um zu beweisen, daß Khamwas kein geringerer Magier war als der Besitzer dieses Hauses.
    Das war die Art jungenhafter Dummheit, die in einer so gefährlichen Lage den Tod bedeuten konnte.
    Offenbar war Tjainufi derselben Meinung, denn er drehte sich um und sagte ins Ohr des Gelehrten: »Blinder Eifer schadet nur.«
    Sterns Händchen schauten wieder aus ihrem Umhang, aber Samlor war nicht sicher, ob das Kind ebenfalls murmelte. Lichtpunkte schossen von ihren Fingern. Sie wuchsen, als sie schimmernd durch die Halle flogen, und wurden deutlicher, während sie an Leuchtkraft verloren - eine Qualle aus pastellfarbenem Licht und ein malvenfarbiger Seeigel folgten ihrem leuchtenden Weg auf einem >Meeresgrund<, der sich zwei Fuß über dem Marmorboden befand.
    Der Stab wackelte und verlor im Fallen sein Schimmern. Samlor fing ihn auf, ehe er auf den Fliesen aufschlug. Er gab ihn seinem Begleiter zurück. »Wie war’s, wenn wir uns umsehen«, sagte er. »Ich werde

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