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Im Herzen Des Lichts

Titel: Im Herzen Des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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vorausgehen.«
    »Nein, ich glaube, das sollte ich«, widersprach Khamwas. »Ich.« Er bemerkte den Blick des Cirdoniers. »Meister Samlor, ich entschuldige mich, aber es wäre sicherer, wenn ich vorausgehe, und ich werde alles tun, daß es für alle sicher ist.«
    Die bunte Qualle ließ die Eingangshalle aussehen, als wäre sie durch Licht hinter bemaltem Glas beleuchtet. Der Seeigel trudelte zu der Öffnung mitten im Boden und mit der gleichen abgehackten Bewegung in die Tiefe, als wäre die Ebene, über die seine Stacheln glitten, in einem Universum, in dem waagrecht senkrecht war.
    Die beiden Männer schritten zur Öffnung und spähten hinunter, während Stern stumm die Arme um sich schlang.
    Der Raum unter dem Boden war würfelförmig, mit etwa zehn Fuß Höhe und Breite. Malvenfarbiges Licht erfüllte ihn erstaunlich gut, obwohl der Seeigel aus Licht dazu gar nicht hell genug zu sein schien. Der Fußboden schimmerte düster flackernd.
    Die Einrichtung war schlicht. Ein metallenes Lesepult befand sich nahe der Kammermitte. Rechts davon stand ein kunstvoller bronzener Feuerkasten auf vier in seltsamen Krallenfüßen endenden Beinen, der wohl weniger zum Heizen diente, denn zum Verbrennen von Räucherwerk. Die flachen Seiten waren mit Reihen eingravierter Wirbel verziert, die dem Karawanenmeister mehr wie eine unbekannte Schrift erschienen als nur Dekoration. Die Oberfläche war glatt, von drei Vertiefungen abgesehen - eine etwa einen, die andere drei und die dritte sechs Zoll im Durchmesser. Darauf ließen sich Kräuter, Pulver oder würzige Öle geben, deren Duft durch die Hitze der brennenden Holzkohle im Feuerkasten verstärkt wurde.
    An jeder Ecke der Oberfläche befand sich eine gegossene Verzierung: Miniaturtiere der Art, die in größerem Maßstab Modell für die krallenbewehrten Beine des Feuerkastens gestanden haben mochten. Diese Kreaturen hatten Katzenköpfe, Krötenleiber mit dreieckigen Panzern entlang der Wirbelsäule und Beine wie Raubvögel. Schlangenschwänze bogen sich aufwärts, was darauf hindeutete, daß diese Geschöpfe als Henkel für den Feuerkasten gedacht waren, doch falls jemand sie tatsächlich für diesen Zweck benutzen wollte, würde er sich die Hände an den haarfeinen Stacheln am Schwanzende verletzen.
    Anderes Mobiliar befand sich nicht in dieser Kammer, doch ein Drudenfuß von mehreren Fuß Durchmesser war auf den Betonboden links des Lesepults gemalt oder eingelegt. Er war leer. Der Boden und die mit weißem Stuck verzierten Wände waren ansonsten kahl.
    Khamwas’ Lippen waren geschürzt.
    »Worauf wartet Ihr?«, fragte Samlor. »Vielleicht befindet sich Euer Stein an der Decke, wo wir ihn nicht sehen können.«
    »Ja«, sagte der Napataner, doch aus seiner Stimme schwang mehr Zweifel als Hoffnung.
    Khamwas stieß seinen Stab so weit in das malvenfarbige Licht, daß seine Hand gerade noch über der Bodenhöhe blieb.
    Nichts tat sich, doch Samlor war nicht so einfältig, es für ein nutzloses Manöver zu halten. Sein Begleiter tat, was er versprochen hatte, er konzentrierte seine Begabung - oder vielmehr sein Wissen - auf das, was zu tun war.
    Er streckte den Stab in die Richtung, die er nahm, und stieg unbeholfen rückwärts die Leiter hinunter. Als er sich unten umdrehte, schlug das Stabende versehentlich gegen den Feuerkasten. Khamwas sprang erschrocken rückwärts, doch Samlor, der gesehen hatte, was geschehen würde, zuckte nicht mit der Wimper.
    Aber das Krachen und Klirren zerbrechenden Glases im oberen Stockwerk ließ ihn mit gefletschten Zähnen herumwirbeln und mit der Linken nach dem Wurfmesser in seinem Stiefelschaft langen.
    »Der Wind«, murmelte Stern. Das waren ihre ersten Worte, seit sie das Studiergemach verlassen hatten. Sie blickte ihren Oheim nicht an.
    Aber sie hatte recht. Eine Tür schlug zu und dämpfte ein weiteres Klirren von Glas. Ein Fensterflügel war nicht richtig geschlossen gewesen, und ein heftiger Windstoß hatte ihn gegen die Wand geschmettert.
    »Alles in Ordnung bei Euch?« rief Khamwas.
    Diese Frage beeindruckte Samlor, denn sie klang ehrlich.
    »Uns erwartet ein Bad, wenn wir das Haus verlassen«, antwortete der Karawanenmeister. »Trotzdem wär mir wohler dabei. Hattet Ihr schon Glück bei Eurer Suche?«
    Der Napataner verzog das Gesicht. »Die Kammer ist leer und der Feuerkasten so sauber, als wäre er nie benutzt worden. Ich bin nicht sicher, daß die Stele überhaupt hier ist.«
    »Flehe nicht einen Gott um Rat an und mißachte dann,

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