Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Herzen Des Lichts

Titel: Im Herzen Des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
abscheuliche Untat vorzustellen, geschweige denn sie auszuführen.«
    »Hat es Euch vergiftet?« Sie beugte sich anklagend vor und war froh, daß sie die Form, die er jetzt erdulden mußte, nur vage zu sehen vermochte. »Hat es Euren Geist ebenso entstellt wie Euren Körper?« Das war grausam, trotzdem sprach sie die Worte aus. »Kennt Ihr kein Erbarmen? Sind tausend Jahre nicht lange genug für selbst den schändlichsten Missetäter?«
    »O ja.« Enas Yorls Stimme war wie das Rauschen von Wind in kahlen Bäumen. »Meiner Ansicht nach mehr als genug.«
    »Aber nicht seiner.«
    »Wollt Ihr.« Jarveenas Mund war plötzlich schrecklich trocken. »Wollt Ihr damit sagen, daß Ihr versucht habt, ihn von dem Fluch zu befreien, den er sich selbst auferlegt hat?«
    »So ist es.«
    »Und er duldete es nicht, weil er ein mächtigerer Zauberer war?«
    »Nicht ganz.«
    Sie warf verärgert die Arme hoch. »Habt Erbarmen mit mir, Enas Yorl! Ob Ihr nun Mitleid mit ihm empfunden habt oder nicht, habt es wenigstens mit mir, die Euch Freund nennt! Nie zuvor in meinem Leben fand ich jemanden mit einem besseren Grund, die Welt zu hassen, als den, den ich mit neun Jahren selbst bekam! Erklärt mir mit verständlichen Worten, was Ihr getan und was Ihr nicht getan habt!«
    »Ich werde es versuchen.« Seine Stimme wurde immer leiser. »Doch es fällt schwer, Worte für die Ereignisse zu finden. Die erforderlichen Zauber liegen zu einem Großteil außerhalb des normalen Universums. Sie gelangen mir! Kein anderer Zauberer unserer Zeit hätte erreicht, was Enas Yorl heute zustande brachte; nicht einmal der eine in Ilsig, den man den fähigsten nennt; nicht der in Ranke, der dem Hof mißdient. Jarveena: Ich befreite Klikitach.««
    Eine lange lähmende Stille setzte ein. Als Jarveena sie nicht mehr ertragen konnte, krächzte sie: »Aber Ihr habt doch gesagt, daß ihn das töten würde!«
    »Das hat es auch.«
    »Wa-as?«
    »Sind meine Worte nicht verständlich? Trotz der Entstellung, die ich erdulde!« Sein Ton war nun heftig und jagte Jarveena neue Schauder über den Rücken. »Nun, vielleicht weigert sich dein Wesen, sie zu verstehen. So muß ich denn noch einfachere Worte versuchen.
    Ich habe ihn befreit! Er starb! Doch so schrecklich ist die Kraft dieses Zaubers, daß er wieder auferstand und sagte: >Lebend oder tot bin ich verdammt, ruhelos durch die Welt zu wandern. Kein zweites Mal darf ich am selben Tisch essen, kein zweites Mal im selben Bett ruhen. Es ist bestimmt. Von mir. Es wird nicht enden!<«
    Aus Enas Yorls Zitat schwang eine Andeutung, ein Echo der Macht, mit der Klikitach diesen Fluch ursprünglich über sich verhängte. Es war unerträglich. Von grauenvollen Bildern vor dem inneren Auge gequält, schrie Jarveena laut auf und sank ohnmächtig vom Stuhl.
    Fackelschein fiel auf ihre tränennassen Wangen.
    Wie so oft zuvor erwachte sie im Morgengrauen und stellte fest, daß sie zurück in Melilots Haus war, allein. Doch diesmal spürte sie keine süße Nachwirkung der wahrlich magischen Geschicklichkeit von Enas Yorls Liebkosungen. Nur ein dumpfes Gefühl von Verlust quälte sie, als sie ihre Decken mit den Füßen zur Seite schob und sich daran machte, ihr Nachtgeschirr zu benutzen, ehe sie sich den Inhalt der Wasserkanne in der Waschschüssel über den Kopf goß. Trotz ihrer Nacktheit zog sie die Vorhänge zur Seite und öffnete die Fensterläden, um den neuen Tag einzulassen.
    Die kalte Luft zusammen mit dem kalten Wasser machte sie hellwach. Sie griff nach ihrer Kleidung - und hielt abrupt inne, als sie sich in dem hohen, teuren Spiegel sah, der neben dem Fenster hing.
    Kein Hauch von Narben zeigte sich auf ihrem Körper. Da war kein schleierfeines Netz von Spuren. Sie war so makellos, als hätte nie eine Drahtpeitsche durch die Luft gepfiffen, um blutige Striemen in das zarte Fleisch zu schlagen.
    Erstaunt warf sie die Stirnlocke zurück. Bestimmt war die Narbe noch da.?
    Auch sie war verschwunden.
    »Aber ich habe es ihm doch gesagt! Ich meine, ich habe es Melilot gesagt, und er hat zugehört. Ich sagte, daß ich sie behalten wolle, weil sie manchmal recht nützlich ist, um.«
    Sie verstummte und ließ die Hände sinken.
    »Oh, Ihr seid da drin, nicht wahr, Enas Yorl? Ihr habt ein Ebenbild von Euch in mein Gehirn gesetzt! Es ist der gleiche Trick, der mich die Namen Eurer Basilisken lehrte! Vielleicht seid Ihr jetzt zu beschäftigt, mich in diesem Moment zu hören, aber verdammt, ich werde Euer Ebenbild genauso behandeln,

Weitere Kostenlose Bücher