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Im Herzen Des Lichts

Titel: Im Herzen Des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Frachtlisten, Marktpreise und Gewinnspannen gedacht! Und der Dicke hatte mit keinem Wort seine Verwunderung ausgedrückt, daß sie bereit gewesen war, schon heute alles mit ihm zu erledigen, obwohl sie bisher immer den ersten Tag bei dem Magier verbracht hatte.
    Und gleich würde die Sonne untergehen!
    »Nein, nein!« rief sie, »halte mich keinen Augenblick länger auf!« Und schnurstracks verließ sie ihn.
    Der Weg vom Hafen zur Prytanisstraße war ihr nie so lange erschienen. Sie zählte nicht mit, wie viele Passanten sie anrempelte, wie viele Verwünschungen man ihr nachrief, wie oft sie selbst Ordnungshüter verwünschte, die wissen wollten, weshalb sie rannte, weil sie sie für eine Taschendiebin hielten, die vor ihrem letzten Opfer floh.
    Irgendwie erkannten sie dann doch, daß sie nicht floh, sondern es nur eilig hatte.
    Die Zwillingssäulen ihres Zieles schimmerten in der Dämmerung. Die Gläubigen auf dem Weg zur Abendandacht in den nahen Tempeln machten einen weiten Bogen um sie. Kein Wunder, denn am Fuß einer jeden hatte sich schläfrig ein am Hals und den Fußgelenken mit Silberketten daran festgebundener Basilisk ausgestreckt. Als Jarveena auf sie zueilte, hoben sie wachsam die Köpfe, witterten und lauschten und überlegten auf ihre schwerfällige, kaltblütige Art, ob sie die Augen öffnen und ihren versteinernden Blick um sich werfen sollten oder nicht.
    Enas Yorl hatte gesagt: »Sprich die Basilisken beim Namen an. Ich werde dich lehren wie.«
    Aber das hatte er nicht!
    Sie blieb abrupt stehen, erforschte ihr Gedächtnis. Nein! Sie hatte keine Ahnung, was sie sagen mußte!
    »Er hat es vergessen!« stöhnte sie und ballte zornig die Fäuste.
    Und da, plötzlich, hörte sie ein Knarren und Scharren, daß das Pflaster unter ihren Füßen erzitterte. Als sie aufblickte, sah sie, daß die Bronzetür des Palasts aufglitt und ein schwach leuchtender Dunst hervorquoll. Und auf der Schwelle stand.
    »Klikitach!« rief sie.
    Er trug noch den grobgewebten Wollkittel und war barfuß. Offenbar vernahm er ihren Ruf. Er schüttelte den Kopf, stolperte die fünf Marmorstufen hinunter und bedachte Jarveena mit einem flüchtigen Blick, doch so, als wäre sie eine Passantin, die er nicht kannte.
    »Klikitach?« wiederholte sie unsicher.
    Er stieß sie heftig zur Seite und taumelte weiter in die Dunkelheit. Einen Moment lang verbargen die Tempelgänger ihn vor Jarveena, und ihr Stimmengewirr übertönte ihre Rufe.
    »Tod und Vernichtung!« fluchte sie. Sie wirbelte herum und raste die Stufen hinauf, um noch durch die Tür zu kommen, ehe sie sich schloß.
    Die Basilisken entspannten sich, streckten sich wieder aus und rührten sich nicht mehr.
    Sie befand sich in der dunstigen Halle, ehe ihr bewußt wurde, was geschehen war.
    Ein gewaltiges metallisches Krachen verriet, daß sich die Tür geschlossen hatte. Sie war allein und verspürte mehr Angst, als sie je in diesem Leben wieder zu empfinden erwartet hatte. Der leuchtende Dunst war so dicht, daß sie die Wände nicht sehen, ja, kaum ihre Knie ausmachen konnte, als sie auf den Boden schauen wollte.
    Plötzlich erfaßte sie kalte Wut.
    »Enas Yorl!« brüllte sie. »Verdammt! Was habt Ihr getan?«
    Ihre Umgebung verwandelte sich auf unangenehme Weise, als hätte jemand den normalen Raum in beide Hände genommen und zu einer Spirale gedreht. Sie hatte das Gefühl, das Gleichgewicht zu verlieren, obwohl ihre Füße fest auf dem Boden standen. Sie zog ihr Messer aus der Scheide, bereit einen Angriff abzuwehren, obwohl ihr, noch während sie den Griff umklammerte, bewußt wurde, daß jegliche physische Handlung hier sinnlos wäre.
    Dann schwand der Dunst, und sie erkannte die unterirdische Halle, in der sie Enas Yorl einst gegen ihren Willen zum erstenmal begegnet war. Da war der lange Tisch, an dem alle Edlen Freistatts Platz gefunden hätten. Die Gestalt im Umhang saß weit entfernt am Kopfende, und von überall rundum waren Echos zu hören, die ihr kalte Schauder über den Rücken jagten. Sie klangen wie verzerrte Zaubersprüche, und sie ließen die Wände wie eine Glocke hallen.
    Jarveena stand so reglos wie beim ersten Mal da, doch diesmal nicht, weil sie nicht anders konnte, sondern weil Angst und Grimm sie bannten.
    »Ihr habt es nicht geschafft!« sagte sie anklagend. Ihre Worte, die selbst widerhallten, vertrieben die anderen Echos in dem riesigen Raum. Endlich rührte Enas Yorl sich.
    »Doch, ich habe es geschafft«, entgegnete er leise.
    »Wa-as?« Jarveena

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