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Im Herzen Des Lichts

Titel: Im Herzen Des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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noch angenehm warm, und solch schöne Tage würde es wohl vor dem nächsten Frühjahr nicht mehr viele geben. Sie könnte immer noch ein Stück die Straße der Generale entlangwandern. Und diese Richtung schlug sie nun auch ein -zurück durch den Haupthof und den Statthalterweg entlang.
    Haakon, der Straßenhändler, pries auf seiner nachmittäglichen Route sein Zuckerwerk an. Trotz allem, was sie gegessen hatte und noch bei sich trug, machten ihr die Törtchen und anderen Näschereien den Mund wäßrig.
    »Ein Kupferstück«, sagte Haakon, als sie auf ihn zuging, doch als er sie erkannte, berichtigte er sich mit leiserer Stimme: »Für zwei.«
    Illyra lächelte und gab ihm die abgegriffene Münze, die sie am Morgen bekommen hatte. Weil sie zwei Nußhörnchen erstanden hatte, wickelte er das zweite in einen Fetzen dünnes Pergament und steckte es ihr in den Korb.
    »Köstlich!« lobte sie mit vollem Mund.
    »Ein feines Mitbringsel.«
    Für Dubro, meinte er, während sie Suyan vor sich sah. Sie fragte sich, ob die Amme je einen dieser Leckerbissen gekostet hatte. Unwahrscheinlich. Suyan hatte erzählt, daß sie in Abwind aufgewachsen war, und Dubro hatte sie in einem baufälligen Haus am Schlachthof gefunden. Illyra stellte sich Suyans Gesicht vor, wenn sie in das noch warme Nußhörnchen biß. Sie änderte die Richtung und eilte zum Basar zurück.
    Die Schmiede war leer, doch ehe Illyra sich deshalb Gedanken machen konnte, hörte sie Trevya weinen, und rannte das letzte Stück.
    »Ich habe dir ein Nußhörnchen mitgebracht!« rief sie, als sie sich durch den Vorhang schob.
    Suyans Lächeln ging fast in ihren vergeblichen Versuchen unter, den Säugling zu beruhigen.
    »Ich nehme sie einstweilen. Die Hörnchen schmecken wirklich am besten, wenn sie warm sind.«
    Illyra hob das Kind hoch und stellte fest, was gar nicht so erstaunlich war, daß es gut in ihre Armbeuge paßte, und sie erinnerte sich, wie sie die Arme ein bißchen wiegen und zur Beruhigung der Kleinen ein wenig mit einem Finger wackeln mußte. Und da Illyras Finger von Butter und Zucker glänzten, fand Trevya ihn faszinierend. Sie zog ihn in den Mund und nuckelte zufrieden.
    »Sie kriegt ihre Milchzähne«, sagte Illyra.
    Suyan schluckte einen Bissen hinunter. »Nicht Milchzähne, würde ich meinen?« Wieder eine ihrer singenden Fragen.
    »Nein, Milchzähne ist ein irreführendes Wort. Sie wird bald am Morgen Brei essen können. Ich habe gern Porridge gemacht - vor allem im Winter.«
    Suyans glücklicher Gesichtsausdruck schwand. Illyra konnte fast sehen, wie sie daran dachte, wo sie gewesen war, bevor Dubro sie in die Schmiede geholt hatte.
    »Wir werden auch weiter jemanden brauchen, der sich um sie kümmert. Ich bin eine S’danzo, nicht.« Illyra zögerte, sie fragte sich, weshalb sie fast gesagt hätte, daß sie nicht Trevyas Mutter war. Das war auch Suyan nicht. Und andere S’danzos hatten ständig Kinder um sich. »Nun, Trevya sollte jemand haben, der auf sie aufpaßt«, fuhr sie nach einem verwirrenden Augenblick fort. »Es ist gefährlich hier, mit der Schmiede. Nicht wie andernorts, wo das Schlimmste, was passieren könnte, ein aufgeschlagenes Knie ist.«
    Die Angst verließ Suyan mit einem tiefen Seufzer. Sie aß den Rest ihres Hörnchens auf, und auch danach ließ sie das Baby in Illyras Armen. Sie unterhielten sich im Nachmittagslicht, wie sie sich noch nie zuvor unterhalten hatten, wenngleich über nichts Wichtiges. Sie redeten über Gerichte, die Dubro mochte und über solche, auf die er lieber verzichtete; über die Ballen bunt gemusterter Stoffe, die mit einer Karawane aus Croy eingetroffen waren; und ob der Geselle wohl eine Frau bekommen würde.
    Illyra warf einen Blick in die Zukunft. »Ich kann gar nichts sehen«, gestand sie kopfschüttelnd und erinnerte sich, was sie draußen auf dem Stein gesagt hatte. Einen Herzschlag lang stockte ihr Blut. Dieser Fremde, der kein Hirt war, hatte sie überlistet, Freistatt mit einem beispiellosen Zauber zu belegen: mit einem S’danzosegen. Nicht, daß es so was wie einen S’danzosegen überhaupt gab. »Jeder ist ein Kind, auf die eine oder andere Weise. «
    »Was habt Ihr gesagt?«
    Suyan beugte sich näher, aber Illyra wiederholte es nicht. Sie war schließlich nur eine S’danzo, und Freistatt war Freistatt und würde sich, was sie auch tat, nicht sehr verändern. Aber wenn sie den Hirten je wiedersah, würde sie ihm danken, daß er sie ins Leben zurückgeholt hatte.
    Originaltitel: Seeing is

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